Die Stadtwerke - ein unterschätzter Hebel für mehr Nachhaltigkeit in unseren Kommunen | mit Juliane Michel

Shownotes

Unsere Learnings aus der Folge:

  • Die Arbeit von kommunalen Unternehmen, wie Stadtwerken, ist wichtig, um alle Bürger:innen mitzunehmen
  • Stadtwerke vereinen viele, wichtige Hebel durch Müllentsorgung, Verkehrsunternehmen, Energieversorger …
  • Never judge a book by its cover: Nur weil eine Branche eher konservativer erscheint, können dahinter genauso motivierte Akteure stecken, die Nachhaltigkeit vorantreiben

Juliane Michel ist eine echte Überzeugungstäterin. Nachdem sie sich viele Jahre mit nachhaltigen Lieferketten beim Textilunternehmen beschäftigt hat (Das Gespräch dazu in Folge 9), war sie auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Die fand sie bei den Stadtwerken Neumünster. Denn hier traf sie nicht nur auf ernstgemeinte Bemühungen, sondern kann brennenden Themen, wie Energie, Verkehr und Müllentsorgung mitgestalten. Auf kommunaler Ebene ist nicht nur der Hebel groß, es ist auch entscheidend, dass man die eigenen Bürger:innen mitnimmt und auch im Blick hat, dass die Maßnahmen bezahlbar bleiben.

Gliederung der Folge:

  • Warum habe ich mich für die Stadtwerke Neumünster entschieden? (06:50)
  • Wo liegen die unterschiedlichen Herausforderungen zwischen Textilbranche und Energiebranche? (09:37)
  • Die Rolle der Stadtwerke bei der kommunalen Transformation zu mehr Nachhaltigkeit? (12:05)
  • Wie finde ich einen echten, grünen Energieversorger? (15:38)
  • Wie kann man die Bürger:innen in Neumünster mitnehmen? (22:55)
  • Wie habt ihr die interne Transformation bei den Stadtwerken geschafft? (25:36)

Juliane bei Linkedin


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PHAT CONSULTING 040 - 226 383 100, moin@ceo2neutral.de

Viel Spaß bei der 101. Folge von CEO2-neutral!

Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia

Transkript anzeigen

00:00:02: [Nils]: Moin und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO2 Neutral. Wir begrüßen euch wie immer zu unserem Austausch mit spannenden Gästen dazu, wie Unternehmen,

00:00:10: [Nils]: Unternehmer, Unternehmerinnen, Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen sich der Reise anschließen können zu einem nachhaltigeren Unternehmen, also ökologisch und sozial.

00:00:18: [Nils]: Wir befinden uns ja mit unserer Firma PHAT CONSULTING auch seit einigen Jahren auf der Reise zu mehr Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen und dabei nehmen wir euch mit, denn wir glauben

00:00:28: [Nils]: fest dran, dass es ja am Ende alle braucht. um insgesamt für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen.

00:00:33: [Nils]: Wir, das sind wie immer Meike und ich. Meike, wie geht's dir?

00:00:37: [Meike :)]: Hi Nils, mir geht's sehr gut. Ich bin ja heute gerade aus München so ein bisschen mal wieder unterwegs und es ist bollenheiß hier. Also ich bin so ein bisschen am transpirieren die ganze Zeit. Aber ansonsten geht's mir sehr gut und selbst.

00:00:52: [Nils]: Mir geht es auch spitze. Auch hier in Hamburg ist es warm. Ich fahre gleich weiter nach Berlin. Ich spring gleich in den Zug. Ich bin mal gespannt.

00:01:00: [Nils]: Es ist ja Unwetter angekündigt. Das Unwetter Lambert. Mal sehen, wie es jetzt hier weitergeht. Wen haben wir denn heute zu Gast?

00:01:10: [Meike :)]: Ich freue mich sehr. Und zwar haben wir Juliane Michel bei uns. Und Juliane, du warst ja eine unserer ersten Gäste damals in unserem Podcast.

00:01:19: [Meike :)]: Dann noch in der Rolle als Head of Social Responsibility bei ISA TRAESKO. Du hast uns viel über nachhaltige Lieferketten aufgeklärt.

00:01:26: [Meike :)]: Und jetzt inzwischen bist du bei den Stadtwerken Neumünster und kümmerst dich dort um die nachhaltige Geschäftsentwicklung.

00:01:33: [Meike :)]: Ich finde das total spannend und mit dir lernen wir jetzt irgendwie auch noch mal eine neue Branche kennen, wie du dazu gekommen bist, welche Herausforderungen und Lösungen so auf dich warten.

00:01:42: [Meike :)]: Liebe Juliane, schön, dass du wieder da bist.

00:01:45: [Juliane Michel]: Vielen lieben Dank, ihr beiden. Ich freue mich riesig auf das Gespräch. Es hat mir schon beim letzten Mal so viel Spaß gemacht. Wir sind seitdem auch verbunden geblieben.

00:01:53: [Juliane Michel]: Und ja, let's go!

00:01:58: [Nils]: Ja, vielleicht nochmal, wahrscheinlich hat das ja noch nicht jeder gehört, beim letzten Mal. Wir stellen die Frage einfach nochmal, wie bist du denn zur Nachhaltigkeit gekommen?

00:02:09: [Nils]: Warst du born green? Hast du dich da schon immer drum gekümmert? Ist es vererbt? Oder?

00:02:15: [Juliane Michel]: Ja, also ich habe damals auch schon erzählt, dass meine Eltern da sicherlich eine große Rolle bei gespielt haben, die uns ganz viel Freiheiten gegeben haben und uns gesagt haben,

00:02:30: [Juliane Michel]: nur dass wir auf unsere Werte achten sollen und uns das in ganz vielen verschiedenen Formen mitgegeben haben. Und wie ich dann tatsächlich in der Jobwelt dazugekomme, war riesiger Zufall.

00:02:45: [Juliane Michel]: über mehrere Ecken. Ich glaube, da gehe ich jetzt nicht mehr in die Details ein, aber auch dieses Mal wieder der Wechsel erneut so ein riesiger Zufall gewesen. Also ich hatte mich dazu entschieden, was Neues zu wollen. Ich war dann schon sieben Jahre bei Isatresco knapp und

00:03:04: [Juliane Michel]: kannte wirklich jeden Winkel der chinesischen, asiatischen Lieferketten. so viele verschiedene Sachen kennenlernen dürfen.

00:03:14: [Juliane Michel]: Und genau, ich bin am Ende ja auch ganz viel in der nachhaltigen Produktentwicklung mit gewesen.

00:03:20: [Juliane Michel]: Mein letztes Projekt, was wirklich fabelhaft war und mir so viel Spaß gebracht hat, war dann Cradle to Cradle-Shoe zu entwerfen.

00:03:28: [Juliane Michel]: Eure Zuhörerinnen kennen das Konzept Cradle to Cradle sicherlich. Aber es geht halt einfach... Für mich ist das der Kerngedanke der Nachhaltigkeit,

00:03:38: [Juliane Michel]: Sachen rauszubringen auf dem Markt. die dann auch immer wieder neu verwertet werden können und nicht nur so ein Einmal Gebrauch und

00:03:46: [Juliane Michel]: dann wieder zu Müll werden, was dann wieder eine neue Problematik ausruft. Und das war ein fantastischer Abschluss, den ich mit einem ganz tollen Team da machen konnte. Die Schuhe sind

00:03:59: [Juliane Michel]: jetzt natürlich im Verkauf, ich beobachte das weiter. Ich bin auch noch ganz verbunden mit dem Unternehmen, es ist wunderbar. Aber für mich war es Zeit, was Neues zu starten und ich wollte

00:04:08: [Juliane Michel]: mir eigentlich ganz viel Auszeit nehmen. ganz in Ruhe nachdenken, was ich Neues mache.

00:04:13: [Juliane Michel]: Bin auf dem Jakobsweg pilgern gewesen und kriegte plötzlich auch wieder über ein paar Ecken einen Anruf.

00:04:20: [Juliane Michel]: Juliane, du musst dich auf jeden Fall mal bei den Stadtwerken hier bei uns in Neumünster vorstellen. Die planen was Großes, die planen eine Transformation.

00:04:28: [Juliane Michel]: Die wollen nachhaltig werden. Und sie hätten gern dich dafür. Und ich saß da etwas perplex und dachte, das hatte ich jetzt wirklich gar nicht geplant.

00:04:39: [Meike :)]: Hehehehehehe

00:04:39: [Juliane Michel]: Das war erst mal Stadtwerke. Puh, hört sich ja immer... Also ich hatte den Eindruck, und ich glaube, das haben viele erst mal so ein bisschen staubig ein,

00:04:50: [Juliane Michel]: so ein bisschen traditionell, ein bisschen ältere, ein bisschen Behörde. So, das war mein Eindruck. Und dann war ich aber offen und habe gesagt, na ja, also sprechen kann man ja auf jeden Fall.

00:05:01: [Juliane Michel]: Und wenn jemand schon so nett anruft und bevor du dich überhaupt beworben hast, na dann gehst du auf jeden Fall hin. Und es war so ein ultraspannendes Gespräch.

00:05:10: [Juliane Michel]: Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen. Ich bin da rein und kam leuchtend wieder raus und dachte, ok, ja, also Energiebranche.

00:05:19: [Juliane Michel]: Das ist es. Stadtwerke sind genau an dem Hebel, jetzt alles umzusetzen und hier loszulegen in Deutschland. Das mache ich. Und wir haben dann noch einmal mehr gesprochen dazu, aber es war dann wirklich, dann war es sofort klar.

00:05:37: [Juliane Michel]: Dann hab ich schon sofort wieder da angefangen. Also eine große Pause dazwischen war es dann leider nicht,

00:05:42: [Juliane Michel]: aber den Jakobsweg bin ich ja trotzdem gegangen. Also ein bisschen Auszeit hatte ich und bin dann sofort reingestürzt.

00:05:48: [Juliane Michel]: Und seitdem, seit acht Monaten jetzt bin ich da. Und ich hätte so viel zu erzählen. Es sind so spannende Projekte da.

00:05:59: [Juliane Michel]: Die ganze Branche ist gerade am Kribbeln und Krabbeln. Und... hat natürlich auch riesige Herausforderungen, aber genau da bringt es ja auch Spaß, reinzugehen und zu sagen,

00:06:10: [Juliane Michel]: wow, okay, überall sind Leute, die da Bock drauf haben und was machen wollen und ich darf da jetzt Teil davon sein. Das ist großartig.

00:06:18: [Meike :)]: Ja, das klingt ja super. Und ja, auch wieder schön, wie man dann doch merkt, dass auch dann wieder Netzwerk hilft und wie schön, dass man so eine

00:06:26: [Meike :)]: Tür irgendwie präsentiert bekommt und dann geht man natürlich selber durch. Aber das ist natürlich wahnsinnig. Du hast so was Schönes gesagt, du bist dann raus mit strahlenden Augen aus diesem

00:06:36: [Meike :)]: Gespräch und meintest, das ist es jetzt. Was waren denn so vielleicht zwei, drei Gründe, wenn du gesagt hast,

00:06:41: [Meike :)]: okay, ich muss jetzt in diese Branche, weil hier habe ich irgendwie einen Hebel und hier kann ich was bewegen.

00:06:46: [Juliane Michel]: Also ich glaube, das habe ich auch schon beim letzten Mal gesagt, für mich einer der absoluten Key Points der entscheidenden Themen funktioniert Nachhaltigkeit in einem Konzern oder einem

00:06:59: [Juliane Michel]: Unternehmen oder wo auch immer ist, also erstens der Wille der obersten Geschäftsführung und zweitens wie planen sie diese Nachhaltigkeitsabteilung da auch aufzuhängen? Ist das jetzt als irgendwie als

00:07:12: [Juliane Michel]: Wurmfortsatz in der Qualitätsabteilung oder im Marketing als Teil nur der Außenkommunikation gedacht oder Pflanzen, die dich da wirklich richtig oben in der Entscheidungsebene ein

00:07:26: [Juliane Michel]: und hat diese Abteilung Veto- und Mitspracherecht. Und das war mein erster Job. Haben wir uns das da ja aufgebaut, so entwickelt, weil wir gemerkt haben, dass es nur so klappt.

00:07:37: [Juliane Michel]: Und das war auch meine absolute Einstellungs- Prämisse, als ich da reingegangen bin und musste aber niemanden überzeugen. Der Geschäftsführer war

00:07:45: [Juliane Michel]: nämlich selber komplett überzeugt und sagt, der hat einfach schon seit Jahren, also der schon Ewigkeiten in dieser Energiebranche unterwegs, der kennt all diese Herausforderungen. Er sagt,

00:07:56: [Juliane Michel]: Frau Michel, das ist jetzt der aller... Zeitpunkt, es wird allergrößter Eisenbahn, los geht's. Wir müssen das jetzt machen und ich bin

00:08:06: [Juliane Michel]: bei allem dabei und das hat hier absolute Prio. Ich meine das richtig ernst und der hat mich davon so überzeugt, wie ernst er das meint und wo er mich dann da auch ansiedelt, nämlich genau oben

00:08:17: [Juliane Michel]: in der Unternehmenssteuerung, dass ich gesagt habe, das kann was richtig Gutes werden. Also das war das eine und das andere. Ja, er hat mir einfach von diesen ganzen Herausforderungen erzählt.

00:08:29: [Juliane Michel]: Ihr wisst, ich bin ja auch ehrenamtlich in der Politik unterwegs und kriege da ganz viel mit. Hab große Ideen, wie wir Deutschland besser machen können.

00:08:40: [Juliane Michel]: Und ein großer Teil für mich ist natürlich auch da die Klimaneutralität. Wie kriegen wir Deutschland auf einen guten Weg?

00:08:45: [Juliane Michel]: Und dann plötzlich in der Position zu sein, wo ich das für meine Stadt irgendwie ganz konkret umsetzen kann, weil ohne... die kommunalen Versorgungsbetriebe, wo in Neumünster zum Beispiel die Wärmeversorgung,

00:09:00: [Juliane Michel]: Stromversorgung, die öffentlichen Verkehrsbetriebe, das Schwimmbad, die Müllverbrennung, die Müllsäule, also alles dazugehört. Es war so spannend und dann habe ich gesagt,

00:09:13: [Juliane Michel]: ja, also genau das sind doch die Themen, die uns alle umtreiben, wir alle wollen. eine Verkehrswende, wir wollen eine Wärmewende und ich darf das jetzt mitgestalten.

00:09:22: [Juliane Michel]: Das war fabelhaft, da wollte ich rein.

00:09:26: [Nils]: Ja, hört sich super an. Wie unterscheiden sich denn die Herausforderungen jetzt in deiner alten Branche? Also ich sag mal, Schuhe herstellen und jetzt halt eher kommunal Energie bereitstellen.

00:09:40: [Nils]: Wo siehst du denn da eigentlich große Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten?

00:09:40: [Juliane Michel]: Mmh.

00:09:44: [Juliane Michel]: Also, dass, also gemeinsam ist auf jeden Fall, dass erkannt wurde, was hier noch nötig ist und dass es auch viele Menschen gibt, die dabei sind, die aus Überzeugung dabei sind und sagen, hey,

00:09:59: [Juliane Michel]: wir sehen die Herausforderung und wir wollen den Wandel und wir kämpfen damit. Also das ist total schön zu sehen, das überall zu sehen, egal ob das jetzt eher eine kreative, ähm,

00:10:09: [Juliane Michel]: ist, die schon viel in Außenkommunikation auch in Kritik stand, wie zum Beispiel die Textilbranche oder halt eben jetzt auch so eher so eine ehrwürdige Branche wie die Energiebranche. Das ist total cool.

00:10:22: [Juliane Michel]: Aber genau da liegt vielleicht dann, was ich gerade sagte, auch der Unterschied. Die Textilbranche ist glaube ich auch einfach durch die Unglücke, durch die sie gegangen ist.

00:10:33: [Juliane Michel]: so viel mehr sensibilisiert schon. Ich glaube, es gibt kaum jemanden in der Textilbranche, in der Schuhbranche, dem nicht bewusst ist, was da eigentlich auch an Schwierigkeiten sind und die

00:10:49: [Juliane Michel]: sich damit auch schon zumindest in den Anfängen auseinandergesetzt haben. Und ich glaube, dass das in der Energiebranche nicht der Fall ist. Also das hat uns die letzten…

00:10:58: [Juliane Michel]: jetzt, wenn wir uns 2023 darüber unterhalten, letztes Jahr war sicherlich, hat vielen Menschen die Augen geöffnet. Also da hat viele Leute zum Nachdenken gebracht, okay, Strom, Erdgas,

00:11:14: [Juliane Michel]: das ist gar nicht so selbstverständlich, dass wir das alles zu günstigen Preisen, immer 24-7 alles zur Verfügung haben. Aber ich glaube davor,

00:11:25: [Juliane Michel]: Da war kein großes Bewusstsein dafür, was da eigentlich alles hintersteckt, was wir da auch an Versorgungssicherheit dabei haben. Und dann aber auch, was dieser Klimawandel eigentlich auch auf diese Branche raufbringt, was politische Themen da raufbringt.

00:11:43: [Juliane Michel]: Und dann aber auch im Gegenzug, was für eine Rolle sie dabei spielen, um diese Probleme zu lösen, die wir hier global haben. würde ich einfach sagen, ist ein zeitlicher Unterschied. Der Punkt ist überschritten,

00:11:57: [Juliane Michel]: die Leute sind da, die Leute beschäftigen sich damit, aber diese Selbstverständlichkeit, die es da in der anderen Branche gab, die ist da, glaube ich, noch nicht gewesen oder

00:12:07: [Juliane Michel]: kommt gerade erst.

00:12:10: [Meike :)]: Bist du ein bisschen auf globale Herausforderungen eingegangen? Aber ich stelle mir eben auch vor, dass gerade so Stadtwerke

00:12:16: [Meike :)]: ja wahrscheinlich auch sehr viel kommunal irgendwie auch tun und da ja eigentlich auch gesellschaftlich

00:12:20: [Juliane Michel]: Mhm.

00:12:21: [Meike :)]: auch einen wichtigen Part irgendwie einnehmen. Kannst du dazu vielleicht mal uns noch ein bisschen was erläutern?

00:12:27: [Meike :)]: Wie schätzt du das ein?

00:12:29: [Juliane Michel]: auf jeden Fall übernehmen die da einen sehr, sehr wichtigen Part. Im Endeffekt für mich, ich habe meinen Job aber eh nie nur auf Unternehmenssicht verstanden, sondern immer

00:12:45: [Juliane Michel]: mit allen Stakeholdern, die dazugehören, auch mitgedacht und auch in den Austausch gegangen. Das hat sich jetzt natürlich geändert. Es sind nicht mehr Kundinnen und Mitarbeiterinnen in Fabriken,

00:12:56: [Juliane Michel]: sondern eine ganze Stadtöffentlichkeit die Interesse hat an deiner Arbeit und sagt hey Moment ich habe aber einen Anspruch mit dir darüber zu reden und das war schon auch ein anderes Verständnis

00:13:09: [Juliane Michel]: für mich plötzlich, dass Leute mich anrufen und sagen ja ich möchte mich jetzt mit ihnen dazu austauschen und da kann ich auch nicht nein sagen, was ja erstmal dann okay musst du dich erstmal

00:13:16: [Meike :)]: Hehehehe

00:13:20: [Juliane Michel]: dran gewöhnen aber dann ist es ja auch mega spannend also so viele Leute, die Interesse daran haben an deiner Arbeit und irgendwie sich mit einbringen wollen,

00:13:29: [Juliane Michel]: weil sie total davon überzeugt sind, dass gerade kommunale Unternehmen halt auch einen Gemeinwohl-Auftrag haben. Ja, also natürlich gibt es ganz viele Teile der Energieversorgung, die nicht mehr in städtischer Hand oder in kommunaler Hand sind.

00:13:49: [Juliane Michel]: Und das ist ja ein... meistens sind das natürliche Prozesse, die sich da ergeben haben. Aber grundsätzlich war es ja so, vor 100 Jahren gab es ein Stadtwerk und die haben dann das Wassernetz gebaut, die haben dann

00:14:08: [Juliane Michel]: irgendwann Wärmennetze gebaut, die haben Stromnetze gebaut und das war halt immer, ja, das gehörte den

00:14:09: [Nils]: und dann ist es wieder ein bisschen

00:14:13: [Juliane Michel]: Bürgerinnen, das gehört der Stadt, der Kommune. So und das hat sich schon gewandelt. Also wenn ihr Vertrag abschließen wollt, dann könnt ihr euch im Internet bei

00:14:25: [Juliane Michel]: tausenden Anbietern durchklickern und irgendwie für einen entscheiden. Da gibt es jetzt ja kein Monopol mehr, aber und das macht es natürlich auch schwierig, weil für mich ist das ein Produkt, was

00:14:38: [Juliane Michel]: ganz viel Verantwortung auch mit sich bringt, also was wir anbieten, also dass Leute es warm haben zu Hause, dass Leute, dass das Licht brennt und

00:14:49: [Juliane Michel]: Das war eine ganz berührende Erfahrung, das zu sehen, was für eine selbstverständlich alle Mitarbeitenden...

00:14:59: [Juliane Michel]: Selbstverständnis alle Mitarbeitenden dort haben. Während Corona zum Beispiel... Da war ich noch gar nicht da, weil ich das gehört habe.

00:15:07: [Juliane Michel]: Das hat mich so berührt. Da haben die Jungs aus dem Kraftwerk... haben dann gesagt, gut, dann ziehen wir jetzt hier für drei Monate ein.

00:15:15: [Juliane Michel]: Wir campen hier im Büro auf Matratzen und fliegen, weil wenn wir jetzt irgendwie in Quarantäne geschickt werden

00:15:23: [Juliane Michel]: und die Leute hier in Neumünster nicht mehr heizen können, das geht ja nicht. Also das ist so ein Selbstverständnis, so eine Wahrnehmung.

00:15:31: [Juliane Michel]: Das hat mich wirklich richtig beeindruckt.

00:15:39: [Juliane Michel]: vielleicht so weit erst mal.

00:15:40: [Meike :)]: Stell ich die nächste Version.

00:15:42: [Nils]: Ich war, sorry, ich war eben gerade...

00:15:45: [Meike :)]: Du, kurz abgelenkt.

00:15:47: [Nils]: Hahaha!

00:15:50: [Meike :)]: Wir hatten bei einem unserer letzten, ich weiß nicht, aufs Mitarbeiter-Meetings war oder so bei uns, wir haben nochmal abgefragt wegen

00:15:59: [Meike :)]: unserem CO2-Fußabdruck, den wir auch berechnen, haben wir unsere Mitarbeitenden

00:16:02: [Juliane Michel]: Mhm.

00:16:03: [Meike :)]: diesmal auch gefragt, ob sie angeben können, welche Art Stromwärme und so sie beziehen und ob das eben ökologisch ist. Und dann kam eine ganz spannende kurze

00:16:09: [Juliane Michel]: Mhm.

00:16:11: [Meike :)]: Diskussion auf, weil ein Kollege war umgezogen und meinte, er hätte es mal eingegeben und so und es ist ja bei jedem Anbieter steht ja mittlerweile grün.

00:16:19: [Meike :)]: und nachhaltig und sauber. Und was ist das denn?

00:16:19: [Juliane Michel]: Mhm.

00:16:22: [Nils]: und dann geht es weiter.

00:16:23: [Meike :)]: Und da wird ja wahrscheinlich viel zugekauft werden, auch wieder über Zertifikate etc.

00:16:26: [Juliane Michel]: Mhm.

00:16:27: [Meike :)]: Wie schätzt du denn diese ganze Bewegung so ein, gerade jetzt wieder auch, wenn ich mich als Bürgerin ja auch vielleicht aktiv entscheiden möchte,

00:16:35: [Meike :)]: für grünen Energieversorger?

00:16:38: [Nils]: SWR 2020

00:16:39: [Juliane Michel]: Tatsächlich ganz genau so wie dein Kollege, es ist super undurchsichtig geworden. Das ist ja auch ein Feld, also ich weiß gar nicht, ich glaube wir haben uns beim letzten

00:16:53: [Juliane Michel]: Mal auch darüber unterhalten, so diese Siegel, die jetzt auf Kleidung angebracht werden, ja hier das ist ein gutes Produkt, super schwierig als Endverbraucherin einzuschätzen.

00:17:03: [Juliane Michel]: Genauso auch bei Energie und bei diesem ganzen Thema drum herum. Ich glaube, bei den meisten Stadtwerken steht mittlerweile irgendwie so ein Reiter auf der

00:17:15: [Juliane Michel]: Website, unsere Nachhaltigkeitsbemühungen, was machen wir eigentlich. So, aber ganz genau wie du sagst, es lässt sich ganz viel zertifizieren und zukaufen,

00:17:26: [Juliane Michel]: was ja auch in Teilen auch legitim ist. Also es muss ja nicht jede Stadtwerk, es gibt ja auch ganz kleine Stadtwerke, ganz kleine

00:17:33: [Juliane Michel]: Kommunen, einen eigenen Windpark, ein eigenes PV, Felder, riesengroß haben. Aber es lohnt sich schon ein Blick nochmal dahinter, was ist eigentlich generell da.

00:17:47: [Juliane Michel]: Und vielleicht einfach aus der Erfahrung, die ich jetzt gerade mache. Also wir sind da rangegangen und die allermeisten Kommunen in Deutschland haben sich ein Klimaziel

00:17:58: [Juliane Michel]: gesetzt. Die sagen, hey, wir wollen bis 2040 klimaneutral werden. So, bam, Aussage haben alle Politikerinnen mitbestimmt, alle Kommunalpolitikerinnen.

00:18:10: [Juliane Michel]: So und dann heißt es ja, okay, aber was bedeutet das eigentlich? Und wir haben, dann bin ich

00:18:15: [Meike :)]: Mhm.

00:18:16: [Juliane Michel]: reingegangen und wir haben uns hängen gesetzt und gesagt, was würde das dann für unser Stadtwerk bedeuten? Wir haben natürlich auch eine Rolle in der Stadt. Viele nutzen Produkte

00:18:25: [Juliane Michel]: von uns, das heißt, wenn die unsere Produkte nutzen und die sind am Ende klimaneutral, dann haben die ihren Part, also dann ist ihr Part, klimaneutral zu werden, leichter.

00:18:35: [Juliane Michel]: So und wir sind dann reingegangen und haben mal eine ehrliche, richtig tiefgehende CO2-Bilanz für den ganzen Konzernstruktur gemacht. Also von den Verkehrsbetrieben über das Kraftwerk.

00:18:47: [Juliane Michel]: Ich meine, hallo, so ein Kraftwerk zu bilanzieren, das war ganz schön herausfordernd.

00:18:51: [Meike :)]: Mhm.

00:18:51: [Juliane Michel]: Das habe ich auch nicht alleine gemacht. Das konnte ich dann doch nicht. Da musste ich mir Hilfe holen. Und also das ist ein gigantisches Excel-Sheets mit tausenden Referenzen geworden.

00:19:05: [Juliane Michel]: Da ist eine ganz schön krasse Summe dann auch zusammengekommen. Und die ist ja erstmal erschlagend. Aber wie kann man denn, können denn alle immer sagen, ja wir wollen klimaneutral werden,

00:19:15: [Juliane Michel]: wenn man sich nicht mal ehrlich macht und schaut, was gehört dann eigentlich alles dazu und nicht nur das eigene, sondern auch vielleicht vor- und nachgelagert in den Ketten,

00:19:24: [Juliane Michel]: in deinen Produkten, die du da vertreibst. So und dann haben wir gesagt, okay, was ist unser Weg? Wo wollen wir denn hin?

00:19:30: [Juliane Michel]: Okay 2035 ist bei uns die Zielmarke. Alle sollen klimaneutral sein, die ganze Stadt Neumünster.

00:19:37: [Juliane Michel]: Okay, herausfordernd, einfach mal so ein paar Jahre vorgezogen. Aber ist cool, ist gut. Dann ist ambitioniert.

00:19:44: [Juliane Michel]: Dann lasst uns das anschauen. Okay, brauchen wir ein Zwischenziel bis 2030

00:19:49: [Juliane Michel]: und haben geguckt, wo können wir dann, wo haben wir denn eigentlich schon Maßnahmen angestoßen und turns out wir gucken rauf.

00:19:56: [Juliane Michel]: Wir schaffen fast 50 Prozent Reduzierung bis 2030, weil mit all den Maßnahmen, die jetzt schon laufen, die angestoßen sind. Das ist ja schon mal gigantisch, das ist richtig, richtig cool.

00:20:08: [Juliane Michel]: Aber dann bis 35, da sind riesige Lücken noch, weil einfach ganz viele Technologien noch gar nicht ausgereift sind, die noch gar nicht da sind, die man braucht.

00:20:19: [Juliane Michel]: Also Busverkehr kriegen wir umgestellt, das ist ja kein Thema, das kostet Geld, aber da sind technische Möglichkeiten. Da kann man auch noch mal ganz viel neu denken. Wir haben da ganz coole Leute, die da arbeiten,

00:20:29: [Juliane Michel]: die sich jetzt neue Mobilitätskonzepte erarbeiten und vorstellen, das ist super, aber da gibt es technische Lösungen. Aber so ein Kraftwerk, das den Müll verbrennt,

00:20:39: [Juliane Michel]: den wir in der Kommune da alle produzieren, der muss ja irgendwo hin, dieser Müll. Also von daher, die Müllverbrennung ergibt ganz viel Sinn, weil wir wollen das nicht mehr in irgendwelche Deponien

00:20:49: [Juliane Michel]: und wir wollen das auf gar keinen Fall irgendwo nach Asien verschiffen und das da irgendwo auf eine Deponie bringen. Wir wollen auch nicht, dass ein Privatunternehmen damit sonst was macht, sondern wir wollen,

00:20:59: [Juliane Michel]: dass ein kommunales Unternehmen mit Verantwortungsgefühl sich damit auseinandersetzt. Natürlich wäre es toll, wenn es gar keinen Müll mehr geben würde, aber ihr wisst selber,

00:21:08: [Juliane Michel]: da sind wir noch lange von entfernt. So, und das heißt, wir müssen uns da anschauen, wie dekarbonisiert man denn eine Müllverbrennung.

00:21:17: [Juliane Michel]: Wenn du überhaupt keinen Einfluss auf den Stoff hast, der reinkommt, dann musst du dir irgendwie überlegen, was machst du mit dem, was da rauskommt.

00:21:25: [Juliane Michel]: Und das sind super spannende Dinge. Wir sind in ganz vielen Arbeitsgruppen, in Forschungsgruppen, im Ausland unterwegs, um das uns jetzt irgendwie gerade anzugucken und da voranzugehen. Aber das

00:21:36: [Juliane Michel]: ist halt echt noch eine riesige Herausforderung und das bringt zum einen mega viel Spaß, aber das ist ja auch irgendwie schwer auch erst mal rüberzubringen. Wenn du das jemandem sagst,

00:21:48: [Juliane Michel]: so hey, wir wissen das noch gar nicht, dann denkst du erst mal, oh, was ist denn da los? Aber dann schaust du dich um und sagst... Okay, aber es weiß noch niemand. Und ihr seid aber mit dabei und ihr macht euch da ehrlich und geht da ran und habt richtig krasse Leute, die daran irgendwie arbeiten.

00:22:04: [Juliane Michel]: Das finde ich cool. Aber das, und jetzt komme ich da, jetzt bin ich so abgeschweift, was wir da alles machen, aber eigentlich wollten wir ja darüber reden. Und das ist dann aber auch wieder so eine Herausforderung, alle Leute abzuholen und mitzunehmen.

00:22:17: [Juliane Michel]: Und ich finde, dass es auch dann im Verantwortungsbereich, gerade von einem kommunalen Unternehmen, abzusichern und zu erklären und zu sagen, hey, erstens was machen wir hier?

00:22:28: [Juliane Michel]: Wir nehmen das ernst, unsere Verantwortung und hey, was könnt ihr eigentlich auch machen, um da mitzuwirken? Und ich glaube, also das hat mich ein bisschen frustriert, muss ich sagen.

00:22:40: [Juliane Michel]: Die letzten Monate, was in Deutschland an der Diskussion losgegangen ist über Wärme, Gesetze, Energie, Gesetze. Also da müssen wir gar nicht reingehen.

00:22:52: [Juliane Michel]: Das Katastrophe. Aber ja, da jetzt Leute abzuholen zu sagen, lasst euch nicht verunsichern, es gibt richtig coole, gute Möglichkeiten,

00:23:01: [Juliane Michel]: wie ihr zu Hause anders leben könnt, aber das ist eine ganz schön große Herausforderung.

00:23:08: [Nils]: Das kann ich mir vorstellen, aber es ist gleichzeitig auch ein total großer Hebel.

00:23:11: [Juliane Michel]: Mh.

00:23:12: [Nils]: Also das ist ja eben schon wichtig, eben also auf der einen Seite natürlich auch in gewisser Weise dieses riesenauf gebauschte Thema halt mal wieder ein bisschen runter zu dampfen,

00:23:22: [Nils]: mal wieder zu sagen, ja ist alles richtig. Das wurde ja politisch vor mehreren Jahren beschlossen.

00:23:22: [Juliane Michel]: Mhm.

00:23:28: [Nils]: Das Bundesverfassungsgericht hat beschlossen, dass das gemacht wird. Dazu wurde sich committed. Jetzt geht es in die Umsetzung und jetzt...

00:23:38: [Nils]: wird es torpediert von den gleichen Leuten, die es beschlossen haben. Das ist sozusagen, und gleichzeitig dann halt dann irgendwie das halt dann irgendwie,

00:23:42: [Juliane Michel]: Jaaa!

00:23:47: [Nils]: aber trotzdem dort halt eben dieses... diese Aufregung rauszunehmen und das wieder down to earth zu führen und gleichzeitig

00:23:56: [Nils]: aber auch Alternativen anzubieten. Ich glaube, dann hat man ja auch mehr Lust, da noch mitzumachen. Und du hast natürlich da ja wirklich, Neumünster ist ja keine Hipster-Stadt, sondern es ist

00:24:07: [Nils]: eine ganz normale Stadt sozusagen. Ihr habt ja da wahrscheinlich ein gutes deutsches Querschnittsbild, oder?

00:24:18: [Juliane Michel]: Das auf jeden Fall. Wir haben auch viele Menschen, die finanziell herausgefordert sind in der Stadt. Und auch das ist aber ein extrem wichtiges Thema dabei. Produkte am Ende zu haben.

00:24:32: [Juliane Michel]: Also wir rechnen dann zum Beispiel, also wir haben alle Möglichkeiten technisch errechnet. Wie kann man Wärme erstellen? Da gibt es ja eine Bandbreite, aber das kannst du ja nicht an jedem Standort durchführen.

00:24:43: [Juliane Michel]: Also ein Wasserkraftwerk in Neumünster mitten in Schleswig-Holstein macht halt keinen Sinn. der da vor sich hin tümpelt, aber das wird halt einfach nix werden. So, aber wir haben alles geprüft

00:24:49: [Meike :)]: Hehehehe!

00:24:53: [Juliane Michel]: und da sind auch spannende Optionen dabei und also zwei, die jetzt halt eben dann konkret werden, aber das sind halt Millionen, Millionen von Investitionen bei sowas und auch da und haben

00:25:07: [Juliane Michel]: wir einfach eine krasse Verantwortung als kommunales Unternehmen, selbst wenn wir die Kredite irgendwie kriegen würden und das umsetzen würden, das Endprodukt Wärme wäre dann so...

00:25:16: [Juliane Michel]: pro Kilowattstunde. Das verdreifacht, verwirrfacht sich in manchen Optionen. Ja und das sind natürlich Dinge, die musst du einfach sozial gerecht dann sofort mit planen. Und da siehst du einfach wie

00:25:30: [Juliane Michel]: verzahnt das auch eben auf der kleinen kommunalen Ebene dann bis in den Bund hoch ist, ohne Förderprogramme vom Bund, die solche Anfangsinvestitionen dann schultern und das ist ja aber auch geplant.

00:25:43: [Juliane Michel]: auch wenn die Panik der letzten Wochen sind, das irgendwie nicht so richtig rüber gebracht hat, wäre das für einzelne Menschen in Neumünster, wenn es dann klimaneutrale Wärme geben soll, gar nicht

00:25:55: [Juliane Michel]: finanzierbar. Aber all das muss ja mitgedacht werden, wird es bei uns auf kommunaler Ebene, aber muss es jetzt auch auf den anderen Ebenen und ich merke und ich höre, das wird dort auch mitgedacht.

00:26:07: [Juliane Michel]: Mensch, ich denke halt immer, ich würde den Leuten das so gern irgendwie rüberbringen, diese Kommunikation nach außen, ohne diese Panikmache, sondern hey, da sind richtig viele

00:26:15: [Juliane Michel]: Leute, die sich gerade richtig krass Gedanken machen. Ja, das würde ich gern rüberbringen, aber genau wie du sagst, Nils, das ist auch unsere

00:26:23: [Juliane Michel]: Aufgabe und das können wir hier vor Ort dann auf jeden Fall auch probieren und versuchen, den Leuten hier im direkten Gespräch dann zumindest die Angst zu nehmen.

00:26:30: [Juliane Michel]: Ja.

00:26:32: [Meike :)]: können wir einmal noch mal nach innen zu euch schauen, weil das klingt ja auch nach einer sehr

00:26:35: [Juliane Michel]: Mhm.

00:26:36: [Meike :)]: großen Transformation, die ja auch intern stattfindet letztlich. Also es werden ja vielleicht

00:26:40: [Juliane Michel]: Mhm.

00:26:41: [Meike :)]: andere Geschäftsprozesse, Bereiche aufgebaut, vielleicht fallen auch andere weg und so weiter. Also das ist ja dann am Ende, wir würden jetzt immer sagen ein Change-Projekt und vielleicht

00:26:51: [Juliane Michel]: Hehehe

00:26:52: [Meike :)]: vielleicht sogar ein kultureller Wandel, der da passiert. Wie nimmst du das denn da wahr? Also haben wir da auch das klassische Bild von Es gibt Leute, die finden es gut und Leute, die finden es nicht gut.

00:27:03: [Meike :)]: Und man muss halt irgendwie partizipativ versuchen, das auch zu lösen. Wie schätzt du das ein?

00:27:10: [Juliane Michel]: Ja, großes Thema auch auf jeden Fall. Ich hab letzte Woche saßen wir zusammen und meinten, ja ist ja schön, dass wir irgendwie denken, wie holen wir die Leute außen ab, aber wir müssen

00:27:21: [Juliane Michel]: auf jeden Fall erstmal sicher gehen, hey sind hier intern alle an Bord, haben die das alle schon mitgekriegt, laufen unsere Informationskanäle eigentlich alle so gut wie wir denken, weil das

00:27:31: [Juliane Michel]: ist so ein krass wichtiges Thema und wenn das jetzt auch von außen gespielt wird, natürlich

00:27:34: [Nils]: SWR 2020

00:27:36: [Juliane Michel]: wollen wir erstmal, dass alle das auch innen mitkriegen und Also was ich vorhin meinte, eine Geschäftsführung zu haben, die da so super krass hinter steht

00:27:46: [Juliane Michel]: und das so nach vorne pusht, das erübrigt mir natürlich viele Kämpfe nach innen. Trotzdem merke ich natürlich, es sind nicht alle genauso euphorisch dabei, wie ich das

00:27:57: [Juliane Michel]: jetzt bin, das muss man auch mal ehrlich sagen. Aber das Coole ist, und so ist meine Arbeitsweise eigentlich auch schon immer gewesen, ich suche

00:28:04: [Juliane Michel]: mir immer die richtigen Leute oder versuche die zu finden in jeder Abteilung. Ich habe kein riesiges Team bisher bei mir selber,

00:28:13: [Juliane Michel]: sondern ich habe überall einzelne Leute in allen Abteilungen, die superkrasses Fachwissen haben und richtig Bock auf das Thema haben.

00:28:21: [Juliane Michel]: Die sich zusammenzusuchen und als Team zusammenzufinden, das bringt mir immer sehr viel Spaß. Ich merke, das funktioniert richtig gut als Projektstruktur.

00:28:35: [Juliane Michel]: Also das läuft gut, die Leute da zu finden. Und da gibt es wirklich so viele. Und wenn Leute mir immer sagen, Stadtwerke wirklich, ich so ja,

00:28:42: [Juliane Michel]: pass mal auf, was da für krasse Experten sitzen

00:28:43: [Meike :)]: Hehehehehe

00:28:46: [Juliane Michel]: und die auch richtig Bock haben, was mitzubewerken, die eigentlich genervt sind, dass die ganze Branche noch nicht dahinter hergekommen ist.

00:28:52: [Juliane Michel]: Also das ist richtig cool. Aber trotzdem auch ein ganz, ganz großes Thema, alle mit abzuholen.

00:28:58: [Juliane Michel]: Also da komme ich dahin, erzähle denen irgendwas und. Das war auch ehrlich für mich eine große Herausforderung.

00:29:05: [Juliane Michel]: In der Textilbranche hatte ich dann ja auch einen Namen. Ich hatte mir die Expertise selber ja auch über Jahre erarbeitet.

00:29:12: [Juliane Michel]: Das war easy. Da konnte ich ganz klar auftreten. Aber jetzt komme ich da in einem Feld und also natürlich

00:29:18: [Juliane Michel]: habe ich mich vorher noch nicht mit dem Kraftwerk auseinandergesetzt. Wieder auch. Ich habe Nachhaltigkeitskonzepte,

00:29:23: [Juliane Michel]: ich habe Strukturen, ich habe einen Transformationsplan. Aber also was genau im Kraftwerk passieren muss, das sage ich natürlich nicht.

00:29:30: [Juliane Michel]: Ja und. den Leuten klar zu machen, dass ich da nicht mit dem Anspruch komme und sage, ich erzähle dir jetzt, was du machen sollst, sondern hey, ich will dich abholen, dass du mitmachst und

00:29:41: [Juliane Michel]: dass wir das zusammen nach vorne bringen. Das war schon auch erstmal eine Herausforderung. Und auch hier will ich ehrlich sein, Stadtwerke und gerade so Energiebranche sind halt noch

00:29:52: [Juliane Michel]: ein krass männlich geprägter Bereich. Wir haben richtig coole Frauen bei uns im... gerade in meinem Team, aber auch in ganz vielen anderen Bereichen.

00:30:00: [Juliane Michel]: Aber es ist halt noch heftig an der Unterzahl. Und das ist ein ganz anderer Working-Modus als in der Textilbranche,

00:30:07: [Juliane Michel]: wo einfach schon super viele coole Frauen mit dabei sind oder ja auch schon immer waren. Also Textilbranche ist ja auch viel weiblich gewesen.

00:30:16: [Juliane Michel]: Das war auch eine große Umstellung, muss ich sagen, für mich. Aber auch das geht voran. Ich habe mich da dran angepasst.

00:30:26: [Juliane Michel]: Also meine Art werde ich natürlich sowieso niemals ändern. Aber ich glaube, ich finde, es braucht schon immer so ein internes

00:30:32: [Juliane Michel]: Adjustment auch, wenn du plötzlich in so ganz anderen Räumen agierst,

00:30:34: [Meike :)]: Mhm.

00:30:38: [Juliane Michel]: als du das vorher gewöhnt warst. Auch das ist ein großer Change Prozess, der für mich noch also bei mir intern erst mal nötig war, aber dann.

00:30:49: [Juliane Michel]: auch in so einem Konzern gerne noch ein bisschen schneller funktionieren könnte.

00:30:54: [Nils]: Aber dann mach dich natürlich auch nochmal kompletter. Das ist ja irgendwie auch cool, wenn du da halt in der Verordnung...

00:30:58: [Juliane Michel]: Absolut.

00:31:02: [Nils]: Tag.

00:31:04: [Meike :)]: Ich fürchte, wir haben das beim letzten Mal auch schon gesagt, wir könnten glaube ich drei Stunden oder so, wenn alles gesagt, Podcastfolge mal mit ihr machen oder so und irgendwie ununterbrochen reden.

00:31:12: [Juliane Michel]: Hahaha

00:31:16: [Meike :)]: Wir sind tatsächlich schon wieder voll mit den über 30 Minuten. Das kennst du auch schon, Juliale, am Ende immer nochmal die Möglichkeit, einen Appell loszuwerden, wenn du nochmal was unterstreichen möchtest oder nochmal eine Botschaft senden möchtest, dann gehört das letzte Wort dir.

00:31:34: [Juliane Michel]: nutze ich sehr gerne. Und zwar war ich nämlich mega krass überrascht. Ganz viele Endkundinnen rufen schon an und sagen, hey, wie kann ich Wärme umstellen? Ökostrom gibt es sowieso

00:31:45: [Juliane Michel]: nur noch von uns für Endkundinnen. Aber Firmenkunden sind was ganz anderes. Die dürfen sich das noch frei aussuchen und da kommt relativ wenig von denen zurück. Und wenn ich dann drüber

00:31:58: [Meike :)]: Mmh.

00:31:58: [Juliane Michel]: nachdenke, ihr arbeitet ja auch mit ganz vielen Unternehmen zusammen. alle wollen irgendwie in die Richtung gehen, wollen sich bewegen, wollen losgehen, aber die

00:32:07: [Juliane Michel]: wenigsten setzen sich, also vielleicht jetzt durch die Krise nochmal, aber ansonsten sehr wenig mit ihrer Energieversorgung auseinander, wo das eigentlich herkommt. Ist das echter Ökostrom

00:32:19: [Juliane Michel]: überhaupt Ökostrom oder ist das jetzt so ein normaler deutscher Strommix? kriegt ihr eigentlich an Wärme, wie seid ihr versorgt und könnte das nicht auch irgendwie

00:32:31: [Juliane Michel]: echt nochmal anders laufen, effizienter, nachhaltiger? Und wenn ich darf, ist das also mein Appell hier am Ende an all die Unternehmerinnen da draußen. Schaut euch da mal bitte an, was

00:32:45: [Juliane Michel]: ist und gerade wenn ihr ein produzierendes Unternehmen seid, wenn ihr wirklich große Sprecht eure kommunalen Versorgungsbetriebe an.

00:32:55: [Juliane Michel]: Wir sind immer mega offen für alle, die da kommen und sagen, was gibt es da für Lösungen? Und gerade, wenn man viel verbraucht,

00:33:02: [Juliane Michel]: sind auch alle interessiert, mit dir da an der Lösung zu arbeiten, um das besser zu gestalten und Teil deiner Lösung zu sein.

00:33:09: [Juliane Michel]: Das ist ja dann auch wieder ein Geschäftsfeld für die. Also macht das bitte alle, die jetzt hier heute zuhören.

00:33:18: [Juliane Michel]: Ich würde mich darüber sehr freuen.

00:33:21: [Meike :)]: Tolles Appell, tolles Gespräch Juliane erneut. Vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

00:33:26: [Juliane Michel]: Ich danke euch.

00:33:27: [Nils]: herzlichen Dank auf meiner Seite. Und ich freue mich schon, wenn wir mal auf die 200 zu gehen Folge, dann sprechen wir auf jeden Fall wieder.

00:33:37: [Meike :)]: Hehehehehehe

00:33:37: [Juliane Michel]: Das machen wir. Ich bin dabei. Vielen Dank euch.