Dein Handabdruck gegen den Klimawandel | mit Stefan Rostock von Germanwatch
Shownotes
Unsere Learnings aus der Folge:
- Der Handabdruck ist ein didaktisches Mittel, um Menschen zu mehr Nachhaltigkeit zu motivieren
- Bildung führt nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit: Im Gegenteil - Je höher der Bildungsabschluss, desto klimaschädigender ist das Verhalten
- Bildung, wie sie aktuell gelebt wird, bereitet die Menschen nicht auf die Herausforderungen der Zukunft vor
Heute sprechen wir mit Stefan Rostock, Bereichsleiter Bildung für Nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch e.V., über das Konzept des Handabdrucks. Denn viel zu oft konzentrieren sich Unternehmen darauf, ihren Fußabdruck zu reduzieren, in dem z.B. Emissionen verringert werden. Das Ziel dabei ist Klimaneutralität, doch das ist in unseren Strukturen schwer zu erreichen. Dabei ist das negative Denken auch noch eher kontraproduktiv, während der positive Impact des Handabdrucks unendlich sein kann und so die Mitarbeitenden immer weiter motiviert.
Doch dieses Denken muss auch schon in der Schule beginnen. Das Bildungssystem, wie es aktuell ist, bereitet die Menschen nicht auf die Herausforderungen der Zukunft und der Klimakrise vor. Denn die Menschen müssen befähigt werden, sich immer wieder anzupassen und Veränderungen zu gestalten, anstatt einfach nur zu funktionieren. Hierzu gehört auch, dass auch heute schon Kinder mit an den Tisch gehören und Entscheider:innen sich diese Sichtweise unbedingt anhören sollten. Denn alle Generationen müssen sich miteinbringen dürfen. Nur so kann Selbstwirksamkeit entstehen und das ist notwendig, um die Menschen auch ins Handeln zu bringen. Denn auch Kinder nehmen die Gefahren der Klimakrise wahr und benötigen entsprechende Handlungsoptionen, die auch wirklich etwas bewegen.
Gliederung der Folge:
- Über den Verein “Germanwatch e.V” (04:43)
- Wie hat sich die Arbeit in den letzten 20 Jahren bei Germanwatch gewandelt? (06:34)
- Das Konzept des positiven Handabdrucks in der Klimadebatte (09:02)
- Wie kann ich den Handabdruck messbar machen? (14:20)
- Bringen Menschen aus Jugendverbänden ihr Wissen und ihre Motivation für Nachhaltigkeit zu ihrem späteren Arbeitgeber? (16:44)
- Wo treffen Jugendliche auf das Angebot von Germanwatch e.V. (19:00)
- Wie kommt man an die Entscheider:innen ran, um sie zu motivieren? (20:45)
- Gibt es Dialog über Bildungsreformen mit der Politik? (25:50)
Der Germanwatch Podcast mit weiteren Gesprächen mit Stefan Rostock und seinen Kolleg:innen
Wir, Meike & Nils von PHAT CONSULTING, freuen uns über euer Feedback auf Linkedin.
Hier kannst du Nils und Meike kontaktieren.
Oder meldet euch direkt bei uns in Hamburg:
PHAT CONSULTING 040 - 226 383 100, moin@ceo2neutral.de
Viel Spaß bei der 105. Folge von CEO2-neutral!
Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia
Transkript anzeigen
00:00:00: Musik
00:00:19: Morgen und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO-2 neutral. wir begrüßen euch wie immer zu unserem Austausch mit spannenden Gästen dazu wie Unternehmen, Unternehmen Unternehmerinnen Mitarbeiter Mitarbeiterinnen sich der Reise anschließen können zu einem nachhaltigen Unternehmen.
00:00:34: Ökologisch und sozial wir befinden uns mit unserer Firma PHAT CONSULTING auch seit einigen Jahren auf dieser Reise. Und nehmen euch damit ja schon die ganze Zeit mit haben wir schon einige Folgen gemacht.
00:00:47: Denn wir glauben fest daran, dass es eben alle braucht, dass sich halt am Ende alle einmischen müssen, alle beteiligen müssen,
00:00:54: weil wir insgesamt ein größeres Rad drehen müssen und ja, insgesamt zu mehr Nachhaltigkeit zu kommen.
00:01:00: Wir, das sind wie immer Meike und ich. Meike, wie geht's dir? Moin Nils, mir geht's sehr gut. Du bist wahrscheinlich noch mal einen Tag entspannter als ich,
00:01:08: weil du gerade aus drei Wochen Urlaub zurückkommst. Aber ich freue mich sehr, dass du wieder da bist und wir zusammenarbeiten können.
00:01:15: Nee, sonst geht's mir sehr gut. Ich freu mich sehr aufs Wochenende. Ich bin grade so in-between Hochzeiten. Ich war so Anfang 30 und alle heiraten gerade.
00:01:23: Aber es ist wunderschön, das ist ein toller Fest. Ich freu mich auf die nächste. Wie geht's dir?
00:01:28: Mir geht's super. Ich bin sehr schön entspannt. Wir waren viel mit dem Fahrrad unterwegs. Ich hab gesehen, wie schön auch NRW ist.
00:01:38: Wir waren in NRW unterwegs mit dem Fahrrad. Und dann hat man natürlich hinterher noch mal den Kontrast, jetzt sind wir in Niederlanden,
00:01:45: wenn man da halt sieht, wie da die Radinfrastruktur aufgebaut ist und wie das halt nochmal anders gedacht ist. Also da hat man das Gefühl, dass Fahrrad und Auto so auf einer Stufe stehen,
00:01:56: das hat man bei uns leider nicht immer unbedingt. Dann kommt erst sehr viel Auto und dann sehr lange nichts.
00:02:03: Das hat mich sehr beeindruckt, es hat mir total viel Spaß gemacht und ich hatte überhaupt nicht gedacht. dass mir das so viel Spaß macht. Ich dachte, das ist doch langweilig, wenn da Stunden lang
00:02:11: in die Pedale trittst, dann kriegst du richtig den Kopf frei und so. Also es war super. Also insofern komme ich hier voll entspannt wieder an und freue mich auf unseren Gast. Wen haben
00:02:20: wir denn heute? So, jetzt haben wir ganz schön lange auf die Feuille gespannt. Entschuldige, Stefan, wir haben Stefan Rostock zu Gast. Stefan, du bist Bereichsleiter Bildung für nachhaltige Entwicklung
00:02:30: bei Germanwatch. Gleichzeitig bist du auch NRW Fachpromoter für Klima und Entwicklung. Sehr spannend. Du bist aber schon ordentlich rumgekommen in der Welt, unter anderem für die Heinrich-Böll-Stiftung.
00:02:41: Du warst in Washington, aber auch in Kamerun und bist tatsächlich ursprünglich Geograph und Theologe. Warst nicht alles sehr spannend. Für einen Fall finde ich es sehr spannend, wie das alles miteinander zusammenhängt am Ende.
00:02:52: Schön, dass du da bist, Stefan. Wie geht es dir? Wunderschönen guten Morgen und auch vielen Dank für die Einführung und vielen Dank für euer Vorgespräch,
00:03:00: weil das mit den Radwegen in Deutschland und Holland hat mir natürlich aus der Seele gesprochen. Und ich habe... Das Gefühl, dass jeder deutsche Verkehrsplaner ein Praktikum in Holland machen müsste, das wäre hilfreich.
00:03:10: Bestens, danke. Ich habe meinen Urlaub hinter mir. Mein Rennrad hängt wieder in der Garage. Jetzt geht es weiter. Wir fragen unseren Gast immer initial, wie ist man eigentlich zum Thema Nachhaltigkeit gekommen?
00:03:20: Wie würdest du das bei dir beschreiben? Also bist du so born green? Wurdest dir von deiner Familie mitgegeben? Gab es irgendwann einen Moment, wo du gesagt hast, jetzt muss ich mich da bei mir reinhängen? Oder wie war es denn bei dir?
00:03:33: Es wurde mir nicht mitgegeben. Ich bin in so einer klassischen 70er-Jahre-Familie groß geworden, wo erst der Papa das Auto hat, dann später die Mama das Auto.
00:03:43: Und der Papa ganz froh war, dass jedes Auto, was er sich gekauft hat, größer war als das davor. Und das war Teil seines Sinns und seines Selbstverständnisses.
00:03:53: Und das war eigentlich meine Nachhaltigkeitsinitialzündung, weil ich habe gemerkt, 8 Milliarden Menschen, damals noch 7. Das geht nicht.
00:04:00: Dann habe ich mich beim Pfadfindern engagiert, der Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg,
00:04:05: wo wir dann gemeinsam andere Wege gefunden haben. Das hat mich dann auch zur Theologie geführt.
00:04:08: Und Theologie, Geografie, das war so mein Ansatz, um beides auch wissenschaftlich besser zu verstehen
00:04:15: und dann auch damit arbeiten zu können. Theologie mehr die Frage, wo ist Hoffnung, wie entsteht Hoffnung und Geografie dann auch der strategische Ansatz,
00:04:25: wie organisiere ich Hoffnung. Wo sind die strategischen, die politischen Prozesse, um Nachhaltigkeit zu organisieren? Toll. Ja, heute geht es vor allem ein bisschen um den Verein, nämlich Germanwatch.
00:04:37: Kannst du uns einmal so eine kleine Einführung geben? Was macht ihr, wofür seid ihr da, was ist das Ziel?
00:04:43: Wir sind auch knapp über 30, haben aber gerade keine Hochzeit vor. 1992 im Vorlauf von Rio. Also der ersten UN-Konferenz, wo Umwelt und Entwicklung wirklich zusammen gedacht worden sind,
00:04:57: sind wir gegründet worden als Entwicklungsorganisation, Umweltorganisation, Menschenrechtsorganisation und später kam auch der größere Bildungsbereich dazu.
00:05:06: Entwicklungsorganisation bei uns ist ein besonderes Verständnis, weil wir schon damals gemerkt haben, die großen Nachhaltigkeitsherausforderungen kommen aus dem globalen Norden.
00:05:16: Das heißt, wir arbeiten mit über 1000 Partnern aus dem globalen Süden, um die Strukturen im globalen Norden zu ändern.
00:05:24: Also wir machen keine klassischen Entwicklungsprojekte im Süden, sondern mit Partnern aus dem Süden versuchen wir Strukturen im Norden zu ändern,
00:05:30: überall da, wo Deutschland Politik macht, daher auch der Name. Unser Slogan ist zum einen hinsehen, analysieren, einmischen.
00:05:37: Und zum anderen ist es aber auch eine German-Watch-Spezialität, dass wir mit allen gesellschaftlichen Akteuren im Dialog sind
00:05:45: und versuchen alle gesellschaftliche Teilsysteme über Pilotprojekte, über Kooperationen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu verändern.
00:05:53: Also Politik, Justiz, Wirtschaft, Finanzmarkt, Technologie, da haben wir überall Projekte, überall auch Mitarbeiterinnen, die in dem Bereich fit sind, um den Bereich nach vorne zu bringen.
00:06:04: Jetzt seid ihr auch ein bisschen über 30. Wie lange bist du selber schon dabei? Ja, ein bisschen über 20. Also auch schon einer der älteren Mitarbeiter bei GermanWatch.
00:06:15: Würdest du sagen, hat sich das geändert im Laufe der Zeit? Wie würdest du das jetzt mal so in der Rückschau betrachten?
00:06:22: Also kriegst du da mehr Traktion oder ich formuliere es mal salopp, mehr Liebe jetzt für die Arbeit, als das halt noch vor 20 Jahren der Fall war oder vor 10 Jahren?
00:06:34: Es hat sich vieles verändert. Aus Bildungssicht könnte ich sagen, dass wir zu Beginn unserer Arbeit anthropogenen Klimawandel erklärt haben. Gibt es den wirklich?
00:06:46: Dann hatten wir irgendwann das Gefühl, die Debatte ist gegessen. Wir erleben auch darstellenweise Rückschläge, aber eigentlich ist die Debatte gesellschaftlich gegessen.
00:06:53: Dann kam die Debatte, internationale Klimapolitik, wie funktioniert die, wirkt die. Und mit dem Paris-Abkommen ist auch die Debatte gegessen, internationale Klimapolitik funktioniert, ist ganz wichtig und wirkt.
00:07:06: Also durch Paris ist der Pfad, wo wir uns hinbewegen, hat sich deutlich verändert. Es reicht noch nicht, aber es hat sich deutlich verändert.
00:07:14: Dann haben wir gemerkt, in der Bildungsarbeit gibt es immer mehr engagierte Leute. Und wir kommen jetzt dahin, dass wir Handwerkszeug für Zukunftshandeln, aktiven Menschen mitgeben.
00:07:24: Wie funktioniert gemeinwohl orientierte Lobbyarbeit? Wie organisiere ich ein Projekt? Welche politischen Prozesse gibt es eigentlich, die das anliegen, was ich voranbringen möchte, die dafür wichtig sind?
00:07:40: Also wir machen dann politische Bildung. Persönlichkeitsbildung und strategische politische Bildung. Wenn ich mir jetzt angucke, wie sich German Watch insgesamt verändert hat,
00:07:51: da war am Anfang schon dieser Ansatz, wir sind mit allen gesellschaftlichen oder fast allen gesellschaftlichen Akteuren im Gespräch.
00:08:00: Auch die Arbeit mit dem Unternehmensbereich, die gab es von Anfang an. Und da arbeiten wir nach dem Slogan Kooperation wo möglich,
00:08:07: Konfrontation wo nötig. Und manchmal ist das auch im gleichen Unternehmen der Fall. Also dass mit der einen Ebene es nicht so gut läuft,
00:08:14: sondern mit der anderen Ebene aber strategisch weitergeplant werden kann. Und das hat sich aber seit der Gründung von German Watch durchgezogen
00:08:22: mit verschiedenen Erfolgen und Misserfolgen. Wir haben ja auch im Vorgespräch so ein bisschen über den Handabdruck gesprochen.
00:08:28: Jetzt wieder aus Unternehmenssicht reden wir ja viel über den Fußerdruck, irgendwie negativen Emissionen, den negativen Impact, den wir als Unternehmen haben.
00:08:36: Den versuchen wir zu minimieren. Und da gibt es auch den Handabdruck, dass... den positiven Impact, den ich habe, der ja irgendwie eigentlich unendlich ist,
00:08:44: sozusagen, was ja ganz viele Bereiche streift. Und da interessiert mich total, wie ihr zu diesem Bild gekommen seid und was ihr unter dem Handabdruck versteht und wie ihr
00:08:54: damit auch arbeitet. Weil, also ich glaube, das ist hochspannend, was du dazu erzählen hast. Total gerne, weil wir merken gerade, Handabdruck ist in der gesellschaftlichen Debatte angekommen
00:09:09: Ja, pädagogisch didaktisches strategisches Hilfsmittel, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Ich gehe aber mal zwei Schritte zurück, nämlich nochmal zum ökologisch-sozialen Fußabdruck,
00:09:19: der uns ja 30 Jahre in der Bildungsarbeit beschäftigt hat. Viele Bildungsakteure drum herum viel Hirnschmalz reingesteckt haben.
00:09:27: Wir haben aber drei große Herausforderungen. Das eine ist Der Fußabdruck misst alles, was ich Negatives mache oder vieles von dem negativen Flächenverbrauch,
00:09:37: Wasserverbrauch, meistens aber CO2-Emissionen. Das ist nicht sonderlich motivierend. Dann kommt dazu, dass es total frustrierend ist, wenn ich merke, wie viele Journalisten jetzt auch nette Bücher
00:09:48: geschrieben haben in den letzten Jahren, so ihre Familie auf den Weg geschickt, ihren Fußabdruck zu verbessern, dass sie nie auf einen wirklich nachhaltigen Zweig kommen, weil wir in nicht nachhaltigen Strukturen leben.
00:09:59: Und daran ändert der Fußabdruck. nichts bis fast nichts. Das heißt, ich habe einmal den negativen Aspekt. Dann ist viel zu wenig wirksam. Dann haben wir das Problem mit unserer Gesellschaft im Bildungsbereich
00:10:13: einfach ausgedrückt, je klüger wir die Leute machen, je höher der Schulabschluss, desto höher besser bezahlt nachher der Job, desto schlechter ist der ökologische Fußabdruck.
00:10:22: Das heißt, die Bildungsakteure beißen sich eigentlich selber in den Hintern, dass sie, je klüger sie die Leute machen, desto schlechter ist nachher ihr ökologischer Fußabdruck.
00:10:31: Und das kann es ja nicht sein. Und der letzte Haken am ökologisch-sozialen Fußabdruck ist der, dass er aus der Strategie und Kommunikationsabteilung der fossilen Unternehmen kommt, konkret von BP, die ganz klar gesagt haben, mit dem ökologischen Fußabdruck schaffen wir es, die Nachhaltigkeitsdebatte in den Privatbereich abzuschieben und verhindern gesellschaftlich-politische Rahmensetzung. Und das hat wunderbar funktioniert. Und Bildungsakteure, gesellschaftliche Akteure sind dem jetzt
00:10:58: über 30 Jahre oder 30 Jahre auf den Laden gegangen. Und das war mit alles Gründe, warum wir gesagt haben, wir müssen im Bildungsbereich weitergehen.
00:11:06: Und da kam die Idee des Handabdrucks nicht von uns, sondern von einer indischen NGO, Center for Environment Education, wo damals ein zehnjähriges Mädchen
00:11:17: sich in der Fußabdrucksbildungsarbeit empört hat. Und beim Spielen mit Farbe, wo alle ihren Fußabdruck auf Tapetenrollen machten,
00:11:27: hat sie ihren Handabdruck. da auf diese Tapete gedrückt und hat gesagt, sie will ihren positiven Handabdruck hinterlassen und nicht nur den negativen Fußabdruck. Das haben wir bei GermanWatch aufgegriffen und haben gesagt, dahin müssen wir und wir
00:11:40: müssen Menschen einmal befähigen, die Herausforderung des Fußabdrucks zu verstehen und sie befähigen in ihrem eigenen Aktionsraum Schule, Verein, Kommune und
00:11:54: bei Vereinen kann man gleich noch darauf eingehen, das sind ganz viele Ebenen, die die Vereine ja bespielen, da in der Lage zu sein, Strukturen bleiben zu verändern und dieses Engagement
00:12:05: Ich ändere Strukturen bleibend, das ist dann der Handabdruck, weil in Schulen haben wir, wir leiden ja darunter, dass wir 30 Jahre lang Klimaaktionstage haben und nach dem Klimaaktionstag ist alles wieder vor und
00:12:19: jetzt mit dem Handabdrucks Engagement überlegen wir mit Schulen, mit Vereinen Was kann sich denn danach strukturell bleibend verändert haben?
00:12:27: Eine Schule in Berlin hat gemerkt, sie sind eine vorbildliche Schule, haben ganz viele Plaketten vorne, UNESCO, Fairtrade, wir kennen diese Auszeichnungen.
00:12:38: Eine Schülerin hat aber gemerkt, okay, jede Klasse in der Oberstufe fliegt zum Sprachaustausch. Die Schülerin wusste, Fliegen ist die preiswerteste Art legal, das Klima zu schädigen.
00:12:49: Das kann nicht. Mittel für eine Schulklasse, für solch eine vorbildliche Schule sein und hat angefangen über die Umwelt AG in die Schule die Debatte reinzutragen und nach einer Weile hat dann die Schulkonferenz beschlossen,
00:13:02: feste Regeln für Wandertage, Sprachaustausch, dass ÖPNV, das Busfahren die erste Form ist,
00:13:10: sich vorzubewegen und dann kann in besonderen Fällen auch mal auf Antrag Fliegen dazukommen. Und das ist das Spannende, dass jetzt für alle Lehrerinnen und Lehrer diese Regeln gelten.
00:13:21: Und nicht nur für die, die sich eh für Nachhaltigkeit engagieren. Und das ist dein Handwerktdruck. Ich habe für alle Strukturen verändert.
00:13:27: Ich mache es allen einfacher, sich nachhaltig zu verhalten. Ob sie es merken oder nicht, das ist das Tolle.
00:13:32: Sehr schönes Beispiel. Trotzdem macht es natürlich auch Sinn, irgendwie den Erfolg, den man denn hat, auch irgendwie messbar zu machen. Also ich glaube, wenn man jetzt irgendwie mal an dieses kleine Mädchen denkt, das Bild finde ich total super.
00:13:45: dass jeder halt sagt, ich will den vergrößern. Gibt es ja eben auch noch unterschiedliche Motivatoren für unterschiedliche Menschen.
00:13:54: Und da gibt es ja viele, die haben auch irgendwie Bock auf Competition, sage ich mal salopp. Und da hilft es natürlich schon, weil man dann halt irgendwie auch da besser wird.
00:14:04: Oder halt sozusagen halt irgendwie auch sagt, okay, ich habe was erreicht, ich habe mir was vorgenommen, ich habe es übertroffen.
00:14:11: Und beim Fußabdruck kann man das natürlich relativ einfach messen, sozusagen an seinen Kriterien. Wie geht denn so was beim Halteabdruck?
00:14:18: Gibt es da halt irgendwie auch Ideen dazu? Wir arbeiten viel mit Jugendverbänden. Die versuchen auch, ihren ganzen Verband nachhaltiger aufzustellen.
00:14:26: Und da ist ein Erfolgskriterium. Ja, wir haben diesen Antrag durch die Delegiertenversammlung durchbekommen. Dann die Schule, die hat feste Regeln für Mobilität.
00:14:36: Jetzt weiß ich natürlich, ihr hättet gerne... ein Ranking. Ihr hättet gerne was in Kilogramm oder in Metern zu messen.
00:14:44: Das schaffen wir noch nicht. Wir sind aber mit verschiedenen wissenschaftlichen Akteuren, unter anderem Institut Futur in Berlin, dabei zu überlegen, welche
00:14:53: Kompetenzen, welche Fähigkeiten, Fertigkeiten brauchen Menschen, um ins Handabdruck handeln zu kommen. Und da entsteht gerade eine Liste und da können
00:15:04: wir sagen, diese Menschen haben das und das gelernt und sind jetzt in der Lage, dies und jenes zu tun. Und da fängt Handabdruck an, messbar zu werden.
00:15:12: Aber die eigentliche Antwort, die ich gerade geben kann, nee, so richtig schön messbar ist er noch nicht,
00:15:17: weil er viel zu komplex ist, weil er auf viel zu vielen Ebenen stattfindet. Der Pfadfinder, der das in seiner Ortsgruppe macht,
00:15:24: der sieht natürlich, boah, ich kann das auf Bezirks-Ebene, ich kann das auf die Diozesanenbene, ich kann das auf Bundesebene
00:15:30: und ich kann das in den Weltpfadfinder-Band reinbringen. Da fängt es an Spaß zu machen, da wird es politisch,
00:15:35: da wird es dann international, da wird es entstehen Dinge im Austausch. Aber ich glaube, wenn wir das zu früh messbar machen,
00:15:43: können wir da auch sehr viel Elan brenzen. Das ist ganz schön. Eine Beraterin von uns, die auch in dem Thema Nachhaltigkeit berät,
00:15:50: Kunden von uns, die hat vor ein paar Monaten zu KPI Keep People Involved. Und das finde ich eigentlich ganz schön bei diesen ganzen Themen, sozusagen.
00:16:01: Am Ende. Ich brauche ja doch irgendwie wieder die Menschen. Und wir nutzen das mittlerweile relativ viel.
00:16:07: Das haben alle sehr dankbar aufgenommen, weil es irgendwie nochmal so schön ist und auch mal wieder den Leichtigkeiten mit in dieses KPI getriebene Management bringt.
00:16:15: Dass man dann denjenigen, denen man das Report nochmal klar macht, naja, es geht ja immer noch um die Menschen und die Mitarbeitenden hier.
00:16:21: Fand ich sehr schön. Ich frag mich noch, wenn du sagst, ihr arbeitet viel mit Jugendlichen, Jugendverbänden zusammen. Aus diesen Jugendlichen werden ja Erwachsene und die werden ArbeitnehmerInnen oder gründen selber oder oder oder.
00:16:33: Kriegt ihr das so ein bisschen mit, also was die vielleicht auch dann zu ihren zukünftigen ArbeitgeberInnen mittragen? Oder habt ihr da so ein bisschen Insights?
00:16:44: Manchmal ja, wenn wir über... Aber das ist mehr anekdotisch, dass wir dann von einzelnen angefragt werden, kannst du hier bei uns noch mal eine Mitarbeiterinnen-Schulung machen, aber eine richtig schöne Auswertung dazu haben wir nicht. Da hoffen wir, dass wir in den nächsten Jahren aber besser hinkommen.
00:16:58: Hinter deiner Frage steht aber auch ein älteres Bild von Bildung, von Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und das ist jetzt meine Gelegenheit vom neuen UNESCO-Programm BNE zu reden, weil...
00:17:12: Beim UNESCO-Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung, was seit dem Jahr 2020 läuft, sind Entscheidungsträgerinnen die allererste Zielgruppe.
00:17:20: Das heißt, ich warte gar nicht mehr, bis meine Viertklässler irgendwann später im Unternehmen was zu sagen haben, sondern die Viertklässler laden die Entscheidungsträger aus den Unternehmen
00:17:30: ein, um ihre Anliegen voran zu bringen. Und das macht nochmal Bildung für nachhaltige Entwicklung viel spannender. dass sie den Schritt raus aus der Schule, raus aus dem Verband ins reale politische Leben
00:17:42: wagt und fordert, um Nachhaltigkeit rascher voranzubringen. Weil wir auch gemerkt haben, in den letzten 30 Jahren waren so die globalen Trends eher
00:17:52: nicht so doll auf unserer Seite. Und das war auch der Grund für die UNESCO zu sagen, Bildung für nachhaltige Entwicklung muss sich weiterentwickeln, Bildung für nachhaltige Entwicklung muss viel mehr in den politischen
00:18:03: Prozess hineingehen. Und da arbeiten wir sehr eng auch mit den Akteuren der Politikdidaktik zusammen, die auch sagen, man lernt eigentlich im realen politischen Prozess viel mehr.
00:18:13: Und diese Begegnung mit dem realen politischen Prozess ist oft ein Ort für Motivation, für Selbstwirksamkeitserfahrungen. Da wird es dann spannend.
00:18:22: Und da sind wir gerade im Gespräch mit Verbänden, aber auch mit Schulen. Wie können wir diesen Austausch Schule, reales politisches Leben?
00:18:31: Spannender, näher, normaler machen im Unterrichtsgeschehen. Wenn ich jetzt mal so drauf gucke auf mein persönliches Umfeld, ich habe drei Jungs,
00:18:41: die sind jetzt irgendwie 12, 19 und 20. Wie können die denn eigentlich mit euch in Kontakt treten? Also sozusagen, wie könnten die euch denn wahrnehmen?
00:18:49: Also seid ihr jetzt lokal, wie du hattest jetzt Beispiele aus Berlin, ich wohne jetzt hier in Hamburg, wie könnten die euch denn, wie könnten die auf euch stoßen?
00:19:02: Wir sind in der Fläche nicht sehr breit, indirekt aber schon, weil wir sehr viel Bildungsmultiplikatoren-Schulungen machen. Wir machen Lehrerfortbildungen und dann bekommt dann der eine Schüler oder jemand, der in einem Verband, in einem Verein aktiv ist,
00:19:18: Materialien, Artikel beschreiben dann in Verbandszeitschriften, geben da Anregungen, wie sich Jougelgruppen, wie sich Sportvereine hin zu mehr Nachhaltigkeit entwickeln können.
00:19:31: Darüber könnte er uns erleben. Sie könnten auch Glück haben, dass die German Watch Klima Expedition, German Watch Hochschule Expedition an die Schule kommt.
00:19:40: Da zeigen wir Live-Satellitenbilder und vergleichen die mit alten Satellitenbildern, archivierten Aufnahmen, um zu schauen, was hat sich eigentlich
00:19:47: verändert? Was stehen da für Prozesse hinter? Was habe ich damit zu tun? Und was kann man dagegen machen persönlich?
00:19:54: Und dann wieder, wie sähen denn da Handwerksaktionen aus? die eine oder andere Herausforderung strukturell in der Schule zu begegnen.
00:20:03: Da sind wir bundesweit aktiv, haben aber viel mehr Anfragen, als wir abdecken können, weil wir eigentlich auch ein recht kleiner Verein sind
00:20:12: und hoffen, dass sich das im Bildungsbereich noch ändert. Jetzt bist du ja gerade schon auf das Beispiel,
00:20:17: wenn wir über eine Klimabildung sprechen, die Entscheider in den Unternehmen, ihr wieder zu den Jugendlichen zu holen und da den Austausch zu machen.
00:20:26: Gibt es weitere Formate, Wege, die ihr eben treibt und nutzt, die sich vielleicht auch verändert haben in den letzten Jahren,
00:20:35: weil man eben auch gelernt hat, wie man eben dieses Thema besser nochmal transportiert und platziert, gerade bei denen, die eben den Hebel haben
00:20:42: durch Entscheidungsfähigkeit und Ressourcen? Ich glaube, wir sind in der Gesellschaft an einem ganz spannenden Punkt, wo wir merken,
00:20:50: dass unsere Bildung die Menschen nicht mehr auf die Zukunftsherausforderungen vorbereitet. Wir haben immer noch eine Bildung, die ganz stark von Kirche, Staat, Militär geprägt ist.
00:21:03: Vor dem Zweiten Weltkrieg danach ganz stark wachstumsgeprägt ist. Ganz stark wir brauchen einen Kunden, wir brauchen Menschen, die es gewohnt sind, im Prozess mitzuarbeiten, die da gut funktionieren.
00:21:17: Dieses Wirtschaften, dieser Wachstumsgedanke hat uns aber jetzt im Bereich der Treibhausgase, im Bereich der Flächenversiegelung, im Bereich der Biodiversität an die Grenzen der Tragfähigkeit des Planeten gebracht.
00:21:29: Und wir brauchen eine Bildung, die a, an diese kommenden Veränderungen, an die Herausforderungen, die der Klimawandel, die die Klimakrise mit sich bringt,
00:21:40: Menschen befähigt, sich anzupassen, weil wir erleben ja, es gibt ja keinen Tag mehr, an dem wir nicht Extremwetterereignisse wahrnehmen.
00:21:47: Wir leben in der Klimakrise. Wir brauchen aber auch Menschen, die trotz alledem, trotz aller Verzweiflung, mutig und fähig sind, sich in dem politischen Prozess so einzusetzen, dass wir nachhaltig wirtschaften,
00:22:01: wir nachhaltige Strukturen in der Politik einsetzen. Und da merkt die Bildung, dass sie, ja so manche in der Bildung merken, dass sie das
00:22:09: nicht liefern können, dass sie immer noch auf ein ganz starkes Funktionieren der Schülerinnen abzielen, aber nicht auf einen Mitgestalt, nicht auf Verantwortungsübernahme.
00:22:17: Jeder, der in ein Unternehmen kommt, muss kooperieren, wer in der Schule eine Aufgabe zusammenlöst. der kriegt eine Sechs, weil er abgeguckt hat, weil er eine Aufgabe zusammengemacht hat.
00:22:27: Also in der Schule lernen wir eigentlich nicht das, was wir jetzt heute brauchen. Deswegen finden wir so Initiativen wie Bildungswende Jetzt ganz spannend,
00:22:36: die zusammen mit Teachers for Future, Greenpeace, ganz vielen anderen Akteuren fordert, dass wir eine ganz andere Bildung brauchen,
00:22:45: dass Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit, Freiraume in der Schule viel wichtiger werden. Und das ist ein spannender Prozess, wo wir merken, dass die etablierten Bildungsakteure wenig Antworten haben
00:22:58: und dass außerschulische Akteure damit ganz tollen Ideen reingehen in Schule. Und was wir brauchen, ist da mehr Offenheit in den Schulen.
00:23:07: Und da ist eine Erfahrung, die wir aber auch jetzt auch schon seit 10, 15 Jahren haben, wo lernen Menschen denn Verantwortungsübernahme?
00:23:14: Und das ist oft in Jugendverbänden, in Sportvereinen und das ist nicht in der Schule. Und Schule bereitet uns viel zu wenig auf die kommenden Herausforderungen.
00:23:23: Vor Schule muss sich ändern. Aber das spricht sie mir total aus der Seele. Also das ist halt auch als Eltern ja teilweise schwer zu ertragen, wenn du halt in der wie
00:23:32: diese Gegenposition dann halt so siehst, wo wir haben ja natürlich auch viele neue Mitarbeitende immer bei uns, die halt dann irgendwie jetzt irgendwie anfangen und …
00:23:43: Und gerade weil wir halt auch viel mit Selbstorganisation hier ausprobieren, ist es natürlich wirklich, merkt man halt, wie schlecht vorbereitet die Menschen halt
00:23:52: wie tatsächlich da drauf sind und wie stark die aufs Funktionieren getrimmt sind. Und das ist natürlich eben auch für uns als Unternehmen erstmal nicht trivial,
00:24:01: die Menschen halt irgendwie quasi erstmal da reinzubringen. Und das würde man sich natürlich irgendwie wünschen, dass da halt dann einfach eben...
00:24:09: dass halt einfach auch schon viel früher die Menschen dazu ermutigt werden, halt eben zu kooperieren und halt irgendwie auch selber Verantwortung zu übernehmen und so weiter und so fort.
00:24:18: Und das braucht es natürlich jetzt insbesondere in diesem Klimathema. Also insofern drücke ich euch da sehr die Daumen, dass ihr da weiterkommt.
00:24:27: Und ich meine, wenn man jetzt halt, ich meine jetzt hier auch gerade nochmal lokal gesprochen, in Hamburg ist ja dann halt irgendwie schon die Abi-Zeit verkürzt worden auf zwölf Jahre.
00:24:34: Das bedeutet, jeder Freiraum wurde halt quasi rausgestrichen. Ja. um halt dann irgendwie quasi halt das Ganze zu optimieren.
00:24:42: Noch ein letzter Gedanke, warum Schule auch nicht auf gerade völlig unzureichend Menschen vorbereitet. Da, wo Nachhaltigkeit im Curriculum möglich ist, ist es aber nicht prüfungsrelevant.
00:24:56: Das heißt, wenn es dann hart auf hart kommt und der Lehrer sagt, ich habe jetzt nur noch die Zeit euch auf die Prüfung vorzubereiten, ist es die Regel, dass Nachhaltigkeit, nachhaltige
00:25:08: immer hinten runterfällt. Das ist einmal in der Schule so, das ist aber auch in der Lehrerinnen-Ausbildung so. 86 Prozent aller Lehrerinnen haben nie oder ganz selten Bildung
00:25:19: für nachhaltige Entwicklung in der Ausbildung mitbekommen. Das trägt sich ja in die Unternehmen rein. Also wie kommen Nachhaltigkeitsimpulse in Unternehmen und die kommen eher aus gesellschaftlichen
00:25:28: Debatten, denn aus dem Schulsystem. Jetzt sind wir ja hochpolitisch sozusagen. Das heißt, sprecht ihr mit, dann liegt das Kultusministern dann? Sprecht ihr da? Seid ihr da im Austausch? Oder gibt es da Austausch
00:25:44: überhaupt Bereitschaft für Dialog? Vielleicht kannst du uns da noch einmal ein bisschen reinholen, was ihr da so macht. Ich glaube, wenn man dort fragen würde, dann würde es natürlich heißen, sind wir zum
00:25:55: Dialog bereit? Also sind die Kultusministerinnen zum Dialog bereit? Aber der ist schlecht organisiert, der ist halbherzig gemacht und es findet keine wirkliche Partizipation
00:26:07: wird am bestenfalls mal gehört, aber die Veränderung ist schlecht. Und man hat das ja am letzten Bildungsgipfel im März gesehen.
00:26:14: Es ist auch keine Fähigkeit, da wirklich in den Dialog zu gehen und auch kein Wunsch, in den Dialog zu gehen.
00:26:19: Wir im Bildungsteam selber sind zum Teil in den Bundesländern, vor allem im Nordrhein-Westfalen aktiv. Wir sind aber auch auf Bundesebene in der nationalen Plattform BNE aktiv,
00:26:30: wo wir uns einbringen und versuchen, da Impulse hin zu mehr Nachhaltigkeit zu geben. deutlich zu machen, dass sich die die Rahmensetzung für Bildung, für nachhaltige Entwicklung
00:26:41: verändert hat, dass sich alle viel stärker an das UNESCO Programm BNE 2030 orientieren, was ja BNE in Aktion ist grundsätzlich Bürgerin sein in Aktion. Also Nachhaltigkeit und das
00:26:54: meine Identität ist viel stärker verwoben. Da sind so viele Impulse drin in dem Programm. Das ist schade, dass das viel zu wenig genutzt wird.
00:27:03: Vielleicht darf ich noch mal ein Bogen machen, was uns in letzter Zeit weitergebracht hat in unserer Bildungsarbeit. Das waren nämlich Impulse aus der Umweltpsychologie, wo wir gemerkt haben,
00:27:13: hollar mit unseren Ansätzen können wir die Menschen auch gar nicht gut erreichen, weil wir nicht auf psychische Reizreaktionsmuster reagieren.
00:27:22: Zum einen merken Schülerinnen und Schüler, dass sie in der Klimakrise leben. Wir haben ganz starke Zukunftsängste und bekommen dann in der Schule
00:27:32: das Thema Nachhaltigkeit und dann wird gesagt, wir können ja den Müll sortieren. Und dann merken Schüler, das ist keine adäquate Antwort mehr auf die Klimakrise.
00:27:40: In der Umweltpsychologie heißt das Epistemic Fit, dass wir Handlungsoptionen anbieten, die nicht mehr zur Größe der Herausforderung passen.
00:27:48: Und da ein bisschen besseres Handlungsoption, Größe der Herausforderung, eine bisschen bessere Passung hinbekommen, das wäre schon toll.
00:27:56: Also ein erster Schild wäre dann nicht Müllsortieren, sondern zu sagen, wir sind müllfreie Schule. Und wie organisieren wir das? Also die Ambitionslatte muss wirklich regelmäßig höher gelegt werden.
00:28:07: Wir leben einfach in multiplen Krisen und da können wir nicht weitermachen mit Bildungsansätzen, die 30, 40 Jahre alt sind.
00:28:16: Das zweite ist, und da leiden ja die wissenschaftlichen Kolleginnen dran, Science shows that science doesn't change. Also die Wissenschaft sagt ganz klar, dass Wissen alleine keine Änderung schafft.
00:28:29: Und wie bringe ich denn das Wissen, was wir haben, in Transformation, in Veränderungsprozesse? Und da sehen wir die Rolle von Zivilgesellschaft, aber eigentlich auch von Schule als ganz
00:28:40: wichtiger Akteur. Schule wird dem überhaupt noch nicht gerecht. Zivilgesellschaft zum Teil, wo sie merken, wir sind Science Policy Interface.
00:28:48: Wir vermitteln Ergebnisse aus der Wissenschaft, so dass Politik, so dass Wirtschaft die verstehen kann und in ihre Denkmodelle übernehmen kann.
00:28:57: Wir wissen, dass die einzelnen gesellschaftlichen Teilsysteme unterschiedliche Belohnungssysteme haben. Merkel hat Klimapolitik verstanden,
00:29:04: hat aber nie welche gemacht, weil sie an der Macht bleiben wollte. Wie kann ich eine Klimapolitik machen, die dazu beiträgt, dass ich an der Macht bleibe?
00:29:11: Da müssen wir Fragen beantworten, die eigentlich nicht originär zivilgesellschaftliche Fragen sind, sondern wir müssen die Fragen beantworten,
00:29:18: die die Teilsysteme haben, die wir verändern wollen. Oder wie kann ich Nachhaltigkeit so gestalten,
00:29:24: dass Unternehmen damit Profit machen, damit Wirtschaftsmodelle, Geschäftsmodelle aufbauen können. Und das ist ein ganz spannender Dialog, der in den letzten Jahren
00:29:33: deutlich besser geworden ist. Dann aber auch eine ganz große Herausforderung, Klimakommunikation. Unser Gehirn ist einfach nicht gemacht, auf die Gefahren zu reagieren,
00:29:43: die uns eine Klimagrafik zeigt. Wir sind relativ gut darin, einen Bär als gefährlich wahrzunehmen, aber nicht eine Klimagrafik.
00:29:51: Und das ist fatal, weil das Politikern auch so geht. Politiker sind es gewohnt zu verhandeln, Kompromisse zu schließen.
00:29:59: Ich kann aber mit der physikalischen Realität der Klimakrise keine Kompromisse mehr schließen. Und da erleben wir gerade eine Politik, die nicht adäquat auf die Herausforderungen der Klimakrise reagiert.
00:30:11: Wir haben eine Politik, die uns nicht Richtung 1,5 Grad Ziel führt. Und ja, das macht uns und viele andere... Manchmal ratlos, manchmal frustriert, aber führt immer wieder dazu, dass wir diese Frustration in Motivation wandeln.
00:30:27: Wie werden wir denn noch besser, unsere Geschichte zu erzählen? Welches Handwerkszeug brauchen wir denn noch, um voran zu kommen? Ja, total spannend. Da gibt es ja auch total viele Zusammenhänge, denn wieder zur Demokratie und so weiter und so fort.
00:30:40: Also das ist ja sozusagen, die Übergänge sind ja auch mal fließend, sage ich mal, weil die Themen ja dann auch miteinander zusammenhängen. Ich fand den Eindruck... Also für mich total interessant, werde mich halt sicherlich mehr mit euch beschäftigen.
00:30:53: Am Ende des Podcasts geben wir unserem Gast ja immer noch mal die Möglichkeit, nochmal appelllos zu werden. Was würdest du den Zuhörern, den Zuhörerinnen denn noch mal gerne mit auf den Weg geben?
00:31:05: Auch da gehe ich einen halben Schritt zurück und bringe noch mal so in Erinnerung, in welcher Situation Unternehmen gerade eigentlich stehen.
00:31:13: Wir hatten neulich das mal sehr, sehr stark vereinfacht, wahrgenommen. dass es Unternehmen gibt, die sich hin zu Nachhaltigkeit wenden, die sich da orientieren,
00:31:23: die sich auf den Weg machen. Und Unternehmen, die das nicht machen, da haben wir ab und zu das Gefühl, dass sie eher die Sprache und Logik der Parteien des rechten Randes übernehmen.
00:31:36: Und dieser gesellschaftliche Riss, den finden wir auch im Unternehmensbereich. Das macht uns ein bisschen Sorgen. Das war so der eine Punkt.
00:31:48: Wir können von Unternehmen, ja, wir müssten eigentlich von Unternehmen erwarten, dass sie Nachhaltigkeit als Kernbestandteil, als Grundgewebe ihres Geschäftsmodells nehmen.
00:32:03: Oft kennen wir das ja aus Corporate Social Responsibility ansetzen, dass ich ein Geschäftsmodell habe und dann drumherum noch einen Kindergarten baue, um meine sozialen Punkte zu kriegen.
00:32:11: Aber das Kerngeschäftsmodell ist nicht nachhaltig. Und dieser Wandel, ich glaube in den Köpfen, in den Papieren ist der da, aber noch nicht
00:32:18: durchgehend im Unternehmensbereich. Kein Wunder haben wir im Schulbereich auch nicht. Da ist es ganz oft so, dass Nachhaltigkeit macht Frau so und so. Aber wo wir hinkommen müssen ist,
00:32:29: dass Nachhaltigkeit, das Zukunftsfähigkeit, das Grundgewebe aller Bildung wird. Punkt. Dann haben wir im Unternehmensbereich aber auch noch verschiedene Nachhaltigkeitsrisiken, die ganz
00:32:39: wichtig sind wahrzunehmen. Das eine sind zunehmende Reputationsrisiken. Ich nehme wahr, wir haben Extremwetterereignisse.
00:32:47: Wer sind denn die großen Klimasünder in Deutschland? Wer sind die mittleren und wer sind die kleinen Klimasünder?
00:32:53: Diese Verbindung wird in Zukunft viel häufiger gezogen auf Verbraucherebene. Und der nächste Schritt ist Klimaklage Risiken.
00:33:02: Diese Beziehung zwischen Wir leben in der Klimakrise, wer hat die denn verursacht, findet zunehmend auch in Gerichtssälen statt.
00:33:09: Und diese Klagerisiken für Unternehmen wachsen. Und Unternehmen, die sich zu spät auf diesen Pfad machen, bei denen steigen natürlich die Risiken, verklagt zu werden.
00:33:19: Unternehmen, die sich zu spät auf den Weg machen, die haben auch zunehmend die Gefahr, stranded assets, also Fehlinvestitionen in ein altes Fossil, das Wirtschaftsmodell, was wir definitiv hinter uns lassen werden.
00:33:32: Das der Unternehmensbereich, glaube ich, lebt da auch gerade so zwischen Verdrängung und Umbruch. Und das ist eine ganz spannende Phase, die mitzugestalten.
00:33:42: hilfreich ist. So, wo ist mein Appell? Der eine Appell ist, mutiger zu werden, hin zu mehr Nachhaltigkeit zu kommen, aber nicht nur in der Kommunikationsabteilung, sondern mit dem gesamten Unternehmen.
00:33:57: Uns macht es immer wieder fassungslos, dass wir Unternehmen haben, die total nachhaltig sind in der Außendarstellung, die aber dann ihr nicht nachhaltiges Lobbying über die Dachverbände machen, weil das nicht so auswürdigkeitswirksam ist.
00:34:12: weiterhin schädlich. Das schädigt das Unternehmen, das schädigt die Gesellschaft. Das führt dazu, dass sie auch über Klimarisiken ihr Geschäftsmodell gefährden. Und wenn wir uns nicht schnell genug
00:34:23: auf den Weg hin zu zukunftsfähigen Geschäftsmodellen machen, sind die Gefahren, den wir uns aussetzen, über Ernterückgänge, über Extremwetterereignisse, über zusammenbrechende Lieferketten,
00:34:41: die vom Norden verursachte Klimakrise nicht mehr wirtschaften können. Jetzt haben wir die Chance, das noch halbwegs zu gestalten.
00:34:48: Wenn wir da blind ein weiter so wie bisher machen, werden die Folgen nur noch größer. Und ich glaube, das letzte oder ein weiteres Argument ist, Unternehmen sind ja auf der Suche
00:34:59: nach Mitarbeitergründen. Und ein Unternehmen, was sich nicht für Nachhaltigkeit einsetzt, hat definitiv… die Herausforderung, Mitarbeiterinnen zu finden, Mitarbeiterinnen zu binden und Mitarbeiterinnen
00:35:11: zu motivieren. Weil es zeigt sich immer mehr, dass eine ernst gemeinte Whole-Institution-Approach, also ich setze mich nicht nur in meinem Geschäftsmodell, sondern auch in meiner Außenwirkung, in meinem
00:35:21: politischen Engagement für Nachhaltigkeit ein, führt dazu, dass ich auch eine größere Mitarbeiterinnenmotivation habe. Und das ist mein Appell an Unternehmen, wenn sie Fachkräfte
00:35:36: je mehr sie sich glaubhaft auf verschiedenen Ebenen für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Stefan, vielen lieben Dank für diese großartigen Appelle, Appels,
00:35:46: ich weiß nicht, was die Mehrzahl ist. Und vor allem diese einfach hochspannenden Impulse und Updates, die du uns so gegeben hast. Ich fand es eine wirklich sehr coole Folge und es ist im Kopf noch genauer.
00:35:58: Also jetzt geht es los im Kopf irgendwie, dass die ganzen Gedanken schwirren. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.
00:36:04: Vielen Dank, auch von mir. Vielen, vielen Dank, dass ihr uns angefragt habt. Haben wir sehr gerne gemacht.
00:36:15: Ja, Meike, wir hatten Stefan Rostock zu Gast von German Watch. Was nimmst du denn mit aus der Folge? Ui, das war schon ein kleines Feuerwerk an Insights und Impulsen,
00:36:28: die wir heute mitbekommen haben. Man sieht halt immer, am Ende ist es so krass, wie dann doch wieder alles so zusammenhängt und so.
00:36:35: Es ist halt bei der Bildung angefangen und eben diesen Dialog, den wir brauchen. Deswegen fällt es mir gerade im Echtzeitenschwer,
00:36:43: wir nehmen den Nachklapp direkt nach der Aufzeichnung mit dem Gast auf, das schon in Worte zu fassen, außer zu sagen,
00:36:49: wir müssen irgendwie da alle weiter dranbleiben. Und gerade immer wieder dieses Dilemma, die Konsequenzen noch mal klarzumachen,
00:36:58: und dass wir wirklich, wir sind in der Krise. Also es ist jetzt noch nicht so, dass wir noch Zeit hätten oder so.
00:37:04: Das ist schon irgendwie... Krass, dass das nicht durchsickert auf politischer Ebene, aber auch auf Unternehmerinnen- und Unternehmern.
00:37:13: Das meine ich natürlich nicht alle. Aber dass dieser Handlungsdruck einfach immer noch nicht hoch scheint, das ist nichts, was ich mitgenommen habe.
00:37:22: Es ist nur, dass ich das krass finde. Wie geht es dir denn? Ich fand unterschiedliche Aspekte sehr interessant.
00:37:30: Interessant ist aus meiner Sicht dieses... psychologische Thema. Ich fand auch wirklich interessant, dass es halt neben auch globale Akteure gibt, die sich halt mit dem Thema tatsächlich auseinandersetzen, auch Lösungsansätze
00:37:46: haben, die dann aber natürlich wiederum halt über diese ganzen von Welt zu Land zu Kultusminister zu Lehrer von Bildung zu Schule dann halt ja in irgendeiner Form auch wieder umgesetzt
00:38:01: werden müssen. Und dass das natürlich alles ewige Prozesse sind und gleichzeitig aber auch die Erkenntnisse und ich meine, das ist natürlich klar bei Schule, das Ganze dann auch nochmal auf der
00:38:14: psychologischen Ecke sich anzugucken, welche Mechanismen greifen denn eigentlich und wie kann ich denn die Leute tatsächlich auch aus dieser Krise wieder rausführen.
00:38:23: Das hatten wir ja auch mit dem Psychologist for Future, Klimaangst, Klimawut. Das ist ein riesiger gesellschaftlicher Schaden, der sich ja auch wieder tatsächlich in den
00:38:38: Heller und Pfennig wieder bemerkbar macht. Das wird bestimmt auch nochmal interessant. Ich glaube, wir haben demnächst auch nochmal eine Folge mit der Krankenkasse.
00:38:45: Da bin ich auch mal total gespannt drauf. Also es hat so total viele unterschiedliche Aspekte und gleichzeitig ist es einfach wahnsinnig wichtig dort, wie die Bildung. eben entsprechend auch an die an die neuen Herausforderungen anzupassen.
00:39:01: Und deswegen drücke ich da den Menschen die Daumen und ich freue mich, wenn wir da halt den ein oder anderen Aspekt auch bei uns beleuchten.
00:39:09: Unbedingt. Hat wieder sehr großen Spaß gemacht, Nils. Und wie immer freue ich mich auf die nächste Folge.
00:39:14: Bis dann. Bis dann.