Es darf auch Spaß machen! Wie vergrößere ich dabei meinen Handabdruck? | mit Gabriel Baunach
Shownotes
Unsere Learnings aus der Folge:
- Wir haben viele Möglichkeiten unseren Handabdruck zu vergrößern
- Politisches Engagement auf Unternehmensebene und auch auf persönlicher Ebene kann und sollte auch ein Hebel sein
- Engagement für den Klimaschutz darf auch Spaß machen!
Das Narrativ von Verzicht und Mangelverwaltung wird der Arbeit für mehr Nachhaltigkeit oft nicht gerecht. Deswegen sind wir große Freunde des Handabdrucks. Denn hier gibt es kein Ende des Engagements, sondern unser Handeln wirkt sich stets positiv auf den Klimawandel ein.
Gabriel Baunach ist Podcaster, Gründer der Klimaplattform climaware, Speaker und jetzt auch Autor des Buchs „Hoch die Hände, Klimawende“. Er nutzt das Konzept des Handabdrucks ebenfalls, um noch mehr Menschen für den Klimaschutz zu begeistern. Dabei hat er ganz konkret auch Unternehmen unter die Lupe genommen und gibt uns im Gespräch sehr praxisnahe und auch neue Anregungen, um noch mehr zur Klimawende beizutragen.
Gliederung der Folge:
- Was bedeutet für dich das Konzept des Handabdrucks und warum begeistert es dich so sehr? (04:17)
- Tipps für Entscheider:innen im Unternehmen, wie der eigene Handabdruck vergrößert werden kann (06:22)
- Wie bringt man top-down und bottom-up Bewegungen zusammen? (11:00)
- Was kann ich als Individuum für meinen Handabdruck tun? (16:08)
- Warum hast du dich auch dem Klimafrust gewidmet und wie kann man damit umgehen? (23:30)
Wir, Meike & Nils von PHAT CONSULTING, freuen uns über euer Feedback auf Linkedin.
Hier kannst du Nils und Meike kontaktieren.
Oder meldet euch direkt bei uns in Hamburg:
PHAT CONSULTING 040 - 226 383 100, moin@ceo2neutral.de
Viel Spaß bei der 111. Folge von CEO2-neutral!
Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia
Transkript anzeigen
00:00:02: Moin und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO2 Neutral.
00:00:06: Wir begrüßen euch wie immer zu unserem Austausch mit spannenden Gästen dazu, wie
00:00:10: sich denn Unternehmen, Unternehmerinnen und Mitarbeiterinnen einer Reise zu mehr
00:00:15: Nachhaltigkeit anschließen können und das auf jeglichen Ebenen, ökonomisch,
00:00:19: ökologisch sowie sozial.
00:00:21: Wir aus PHAT CONSULTiNG befinden uns auch schon seit ein paar Jahren jetzt auf der
00:00:24: Reise und auch da nehmen wir euch natürlich mit.
00:00:27: Denn am Ende glauben wir fest daran, dass es nur gemeinsam geht und nur durch den
00:00:31: Austausch geht.
00:00:32: Und deswegen eben auch genau dieses Format und wir, das sind wir immer, Nils und ich.
00:00:36: Moin, Nils, wie geht's?
00:00:37: Moin, Meike.
00:00:37: Mir geht's sehr gut.
00:00:39: Ich freue mich, dass du aus dem Urlaub wieder da bist und ich auch.
00:00:42: Und nach langer Zeit, wie jetzt, endlich mal wieder einen schönen Podcast
00:00:45: aufnehmen.
00:00:46: Ja, Dito, das war echt.
00:00:47: Also wir haben uns gefühlt irgendwie vier Wochen nicht gesehen oder so, weil wir so
00:00:51: aneinander.
00:00:51: vorbei Urlaub gemacht haben und das war gestern im Büro ein richtig schönes Hallo.
00:00:55: Erstmal wieder gedrückt, deswegen ich bin auch voller Energie und ich würde sagen,
00:00:59: let's dive in.
00:01:00: Wen haben wir denn da heute?
00:01:03: Ja, wir haben Gabriel zu Gast und Gabriel, du nennst dich ja professioneller
00:01:10: Klimakommunikator, also Gabriel Baunach vollständig.
00:01:14: Klimakommunikator und versuchst mit deiner Arbeit möglichst
00:01:21: um sie für das Konzept des Handabdrucks zu begeistern.
00:01:24: Das begeistert uns eben auch, deswegen freuen wir uns besonders auf diese Folge.
00:01:28: Dafür hast du nicht nur einen, sondern gleich zwei Podcasts ins Leben gerufen
00:01:33: über Klima sprechen und Climaware, Klimawissenwandel und jetzt auch noch ein
00:01:37: Buch geschrieben mit dem klangvollen Namen Hoch die Ende Klimawende.
00:01:42: Gabriel, schön, dass du da bist, um mit uns über deine Arbeit zu sprechen.
00:01:47: Wie geht's dir?
00:01:48: moin, darf ich ja auch sagen, als gebürtiger Hamburger, komme aber aus dem
00:01:53: Rheinland.
00:01:53: Mir geht es sehr gut.
00:01:54: Ich freue mich sehr auf die Podcast-Folge und die Aufnahme mit euch und komme auch
00:01:59: quasi noch frisch aus dem Urlaub.
00:02:01: Also das Energieliveau ist auf jeden Fall gefüllt für die Aufnahme heute.
00:02:05: Perfekt.
00:02:06: Wir starten immer am Anfang mit einer Frage, die wir allen unseren Gästen
00:02:10: stellen, nämlich wie bist du zum Thema Nachhaltigkeit gekommen?
00:02:14: Also, würdest du sagen, das beschäftigt dich eigentlich schon immer?
00:02:18: Gab es ein Ereignis, das dich noch mal dahin gebracht hat?
00:02:21: Vielleicht kannst du uns da ein bisschen was erzählen.
00:02:21: Ich glaube grundsätzlich war für mich wichtig natürlich die familiäre Prägung,
00:02:26: da immer schon irgendwie verantwortungsvolles Handeln natürlich
00:02:30: vorgelebt bekommen.
00:02:31: Von meinem Großvater aber auch so ein bisschen den Bezug zur Erde als eben
00:02:37: ehemaliger Landwirt, der er war, beigebracht bekommen.
00:02:41: Aber so richtig der Aufwachmoment war für mich, wie vielleicht auch für viele meiner
00:02:45: Generation oder unserer Generation, die Klimadoku, eine unbequeme Wahrheit von
00:02:48: Elgor.
00:02:49: Das war im Jahr 2007, da haben wir das in der Schule gezeigt bekommen, in einer
00:02:54: Vertretungsstunde.
00:02:54: Und da habe ich wirklich verstanden, Mensch, da haben wir ein großes Problem,
00:02:58: was auf mich und meine und unsere Generation zukommt.
00:03:01: Die Dringlichkeit war mir aber noch nicht so bewusst.
00:03:04: Und das ist erst tatsächlich passiert als der IPCC, also der...
00:03:08: Weltklimarat wird er ja auch genannt, der Vereinten Nationen 2018 eben diesen
00:03:13: Sonderbericht rausgebracht hat über die Möglichkeit, wie wir noch die Erderhitzung
00:03:17: auf 1,5 Grad Celsius begrenzen können.
00:03:19: Und da drin stand ja, dass wir eben die Emissionen halbieren sollen bis 2030 und
00:03:24: dann Netto Null erreichen sollten 2050 und dann, worüber auch selten gesprochen wird,
00:03:29: sogar in sehr, sehr großen Mengen negative Emissionen brauchen.
00:03:33: Also wirklich CO2 aus, Atmosphäre wieder in die Erde zurückbinden sozusagen.
00:03:38: Und das hat mich dann noch mal so richtig wachgerüttelt und auch die Dringlichkeit
00:03:43: in mir hervorgerufen, parallel zu den weltweit stattfindenden Fridays for Future
00:03:48: Demonstrationen.
00:03:50: Ja, wir reden ja ganz viel über Fußabdruck und natürlich jetzt gerade beim Thema
00:03:56: CO2 und wir haben ja eben darüber gesprochen.
00:03:58: Du hast ja jetzt ein besonderes Faible für das Thema Handabdruck.
00:04:05: Wie bist du denn auf das Konzept des Handabdrucks gekommen und was begeistert
00:04:10: dich denn da so sehr bzw.
00:04:12: was bedeutet das überhaupt aus deiner Sicht und was begeistert dich so sehr?
00:04:15: Das Schöne an diesem Podcast ist ja, dass ihr schon oft über den Handaufdruck
00:04:19: gesprochen habt.
00:04:19: Deswegen, normalerweise kriegt ihr immer die Frage gestellt, was ist denn dieser
00:04:22: Handaufdruck überhaupt?
00:04:22: Jetzt kann ich mal ein bisschen mehr darüber sprechen, wie ich drauf gestoßen
00:04:25: bin und was mich daran begeistert.
00:04:26: Also 2020 habe ich dann ja meine eigene Klimaaufklärungsplattform gegründet namens
00:04:31: Climeware und dann auch den Podcast in dem Zuge.
00:04:34: Und da war ich natürlich immer auf der Suche nach spannenden neuen
00:04:38: GesprächspartnerInnen und auch Konzepten.
00:04:39: Wurde da zu der Zeit auch immer häufiger von Unternehmen und anderen Organisationen
00:04:43: für Vorträge angefragt.
00:04:44: Also ich war immer auf der Suche nach geeignetem Material für unter anderem auch
00:04:49: meine Vorträge.
00:04:50: Und da bin ich dann bei Germanwatch, die hattet ihr ja auch schon im Interview
00:04:54: hier, auf das Konzept Handabdruck gestoßen und fand das eben total empowernd.
00:05:00: Also ich finde das englische Wort da irgendwie passender als...
00:05:04: In Deutschland ist es schwieriger zu übersetzen, irgendwie ermächtigend oder so
00:05:08: ähnlich, bestärkend, weil es...
00:05:09: einen eben rausholt oder mich ganz konkret rausgeholt hat aus dieser reinen
00:05:15: Konsumentinnenperspektive, dass ich irgendwie nur über meine
00:05:17: Kaufentscheidungen beeinflussen kann, wie die Welt sich gestaltet und die Zukunft.
00:05:21: Und reingebracht hat mehr in so eine aktive, vielleicht kann man sagen
00:05:27: Bürgerinnenrolle, also wirklich Hand anzulegen, anzupacken, gemeinsam mit
00:05:30: meinen Mitmenschen eben dann auf die Strukturen in meinem Umfeld einzuwirken.
00:05:35: Und eben...
00:05:36: meinen Blick zu weiten über meinen Konsumtellerrand hinaus auf sozusagen
00:05:43: übergeordnete Einflussmöglichkeiten, die ich auch noch habe.
00:05:46: Und da gibt es natürlich ganz, ganz viele Beispiele wie wählen gehen, demonstrieren
00:05:50: gehen, sich im Beruf einsetzen, einen Podcast starten, so wie ihr beiden und
00:05:54: ganz, ganz viele andere Möglichkeiten, über die wir vielleicht noch im Verlauf
00:05:57: des Gesprächs dann weitersprechen werden.
00:06:00: Wir richten uns ja auch so ein bisschen an EntscheiderInnen oder letztlich auch an
00:06:04: MitarbeiterInnen im Unternehmen.
00:06:05: Und jetzt hast du schon ein Thema angesprochen, aber hast du da vielleicht
00:06:09: auch, wenn ich da eben Menschen drauf anspreche, was kann ich denn tun, was kann
00:06:14: ich denn vielleicht auch tun, wenn ich vielleicht nicht EntscheiderInnen bin,
00:06:16: aber auch aus meinem Unternehmen heraus als Mitarbeiter, der was erreichen möchte?
00:06:20: Hast du da so ein paar Tipps, die du gerne teilen magst?
00:06:24: Ja, das beschreibe ich in meinem Buch in einem eigenen Kapitel zum Thema
00:06:28: Unternehmen und was man im Beruf bewegen kann, um den Handabdruck zu vergrößern.
00:06:33: Einmal ist es natürlich wichtig, das Unternehmen als Ganzes auch mal zu denken
00:06:38: und zu sagen, wie kann das Unternehmen als Ganzes seinen Handabdruck vergrößern.
00:06:43: Klar, das können die Angestellten in Unternehmen meistens nicht direkt alleine
00:06:48: dann...
00:06:49: entscheiden, sondern eher, das finde ich natürlich eher auf der Entscheidungsebene
00:06:52: statt, bei der Geschäftsführung oder auch den EigentümerInnen.
00:06:54: Aber da sehe ich erstmal drei Möglichkeiten, wie Unternehmen als Ganzes
00:06:58: ihren Handabdruck vergrößern können.
00:07:00: Und zwar erstens durch den Aufbau und auch die Förderung von neuen
00:07:05: Klimaschutzmärkten, also ganz konkret heißt das, möglichst frühzeitig und auch
00:07:09: mit langem Atem in neue Klimaschutztechnologien zu investieren, wo
00:07:13: vielleicht die Wettbewerber noch ein bisschen zu zögerlich sind.
00:07:16: Also da ein bisschen...
00:07:18: risikofreudiger auch auf neue positive Technologien zu setzen und somit auch
00:07:25: Märkte bewusst beschleunigt aufzubauen.
00:07:27: Zweite Möglichkeit ist eben gesellschaftliches Engagement, soziales
00:07:32: Engagement des Unternehmens als Ganzes zu denken.
00:07:36: Viele Unternehmen engagieren sich ja sozial zum Beispiel durch Spenden.
00:07:40: Man kann aber natürlich auch die Mitarbeitenden
00:07:44: für eine Stunde pro Monat freistellen, um zum Beispiel bei NGOs mit der eigenen
00:07:49: Expertise auszuhelfen, technische Ressourcen zur Verfügung zu stellen und so
00:07:53: weiter.
00:07:54: Aber auch die Mitarbeitenden selber regelmäßig im Thema Nachhaltigkeit und
00:08:00: Klima zu bilden, das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft,
00:08:05: weil diese Menschen ja wiederum auf ihre Familien, Freundeskreise einwirken und
00:08:10: selber wieder wählen gehen im politischen System und so weiter.
00:08:13: Die dritte Möglichkeit ist eben ganz direkt, ich habe es gerade schon
00:08:16: angesprochen, politische Einflussnahme des Unternehmens.
00:08:18: Und das ist einer der Handabdruckhebel für Unternehmen, der mir persönlich ganz
00:08:22: besonders am Herzen liegt, dass Unternehmen sich, glaube ich, trauen
00:08:26: dürfen, mittlerweile angesichts des Klimanotstands noch klarer politische
00:08:30: Stellung zu beziehen.
00:08:31: Über Verbände, aber auch ganz direkt öffentlich zum Beispiel Briefe zu
00:08:36: unterschreiben, offene Klimaschutzbriefe an die Regierung auch zu spenden.
00:08:42: NGOs, Aktivismus und so weiter.
00:08:44: Und auch hinter geschlossenen Türen direkte Kontakte zu PolitikerInnen zu
00:08:48: nutzen, um eben für Klimaschutz zu lobbyieren.
00:08:53: Das sind jetzt eben so drei Möglichkeiten, den Handabdruck des Unternehmens als
00:08:56: Ganzes zu vergrößern.
00:08:58: Und Mitarbeitenden, also den Angestellten in Unternehmen, würde ich empfehlen, sich
00:09:04: auf jeden Fall kollektiv zusammen zu tun, also sich zu überlegen, wo sind
00:09:08: Gleichgesinnte unter meiner KollegInnenschaft?
00:09:11: kann ich vielleicht eine Klimagruppe mit zwei, drei, vier Leuten gründen, das
00:09:14: reicht schon aus.
00:09:15: Und dann ein bisschen Handabdrückprojekte sich vornehmen im Unternehmen.
00:09:20: Also was zum Beispiel das Thema Ernährung angeht, die Firmenkantine, vielleicht ein
00:09:24: bisschen mehr vegetarische Gerichte zu fordern, bei der Mobilität, beim Pendeln
00:09:30: anzusetzen.
00:09:30: Also alles, was einen direkt betrifft als Angestellter oder Angestellte.
00:09:33: Und wichtiger Punkt auch die Pensionskasse, das Thema Geld in den Blick
00:09:37: zu nehmen, was glaube ich ganz oft immer noch vergessen wird.
00:09:41: Geld regiert nicht nur die Welt, sondern dirigiert auch die Welt, wo wir uns eben
00:09:45: hinbewegen.
00:09:45: Und da zu gucken, dass das eben auch fossilfrei, wirklich nachhaltig angelegt
00:09:50: wird.
00:09:50: Das Geld, das für die eigene Pension investiert wird.
00:09:53: Das sind, glaube ich, Möglichkeiten.
00:09:56: Da könnte man ja schon eigenen Podcasts füllen, haben wir ja auch schon, mit
00:10:00: Facing Finance und so.
00:10:01: Also ich glaube, da ist ein riesen Potenzial noch, was überhaupt nicht in den
00:10:06: Blick genommen wird, was das Thema Geld anbelangt.
00:10:09: Ja, sehr spannend.
00:10:13: Wir haben ja häufig das Thema, dass wir so Top-Down-Bewegungen haben.
00:10:25: Teilweise ist das ja so, dass die dann nicht die ganze Zeit weiter am Drucker
00:10:30: sind, aber es gibt ja immer wieder auch in DAX-Konzernen Firmenlenker, die sich halt
00:10:38: offensiv einsetzen für das Thema Klimaschutz oder für die Einhaltung des
00:10:45: 1,5-Grad-Ziels.
00:10:46: Dann haben wir ja eben diese angesprochenen Bottom-Up-Bewegungen.
00:10:52: Das sehen wir ja eben auch über unterschiedliche Initiativen, auch in
00:11:00: Konzernen gerade.
00:11:01: Da gibt es ja auch häufig auch viel und da kann ich die Leute auch nur ermutigen,
00:11:04: dass ja eben auch man ja häufig offene Türen einrennt mit dem Thema, weil ja eben
00:11:10: die Unternehmen auch was tun müssen und das auch gerne nach außen stellen.
00:11:14: Da hatten wir ja Beispiele mit dem Green Pioneers Beispiel 2.
00:11:16: die Frage ist eben, wie man diese Top-Down und Bottom-Up Bewegungen ja dann irgendwie
00:11:24: auch zusammenbringt.
00:11:25: Hast du da halt irgendwie dir mal Gedanken zu gemacht?
00:11:30: Ja, das finde ich eine spannende Frage, weil sich die natürlich auch auf die
00:11:34: Gesamtgesellschaft und das gesamte politische System übertragen lässt, aber
00:11:37: bleiben wir gerne mal im Rahmen von Unternehmen sozusagen als Mikrolabore
00:11:41: vielleicht für die Frage, wie der Erwandlungsprozess auf der
00:11:45: Gesamtgesellschaft in der Ebene auch funktionieren kann.
00:11:47: Und ich glaube, da geht es ganz stark um Begegnungs- und Austauschräume und
00:11:54: Formate, dass eben das sogenannte Top oder das sogenannte Bottom in dieser Top-
00:11:58: Bottom-Up- oder Down-Bewegung nicht geschichtet für sich bleibt, sondern
00:12:03: möglichst viel eben integriert Austausch stattfindet und auch Entscheidungsprozesse
00:12:10: möglichst dann tatsächlich direktdemokratisch auch stattfinden.
00:12:14: Da finde ich sehr spannend eben auf gesamtgesellschaftlicher Ebene
00:12:20: Bürgerinnenräte, die glaube ich ein starkes Verknüpfungselement sein können
00:12:25: von Top-Down zu Bottom-Up.
00:12:28: Bei Unternehmen finde ich dann auch die Eigentumsfrage interessant, damit dieses
00:12:36: Top-Down-Bottom-Up sich vielleicht ein bisschen, dieses Hierarchiegefälle ein
00:12:42: bisschen neigt und verringert.
00:12:44: Da gibt es mittlerweile ja Initiativen, eine neue Rechtsform zum Beispiel in
00:12:48: Deutschland einzuführen, statt nur GmbH, also Gesellschaft mit beschränkter
00:12:52: Haftung.
00:12:53: auch eine GMGV einzuführen, also eine Gesellschaft mit gebundenem Vermögen.
00:12:59: Das heißt, dass die EigentümerInnen eines Unternehmens nicht sich einfach Dividenden
00:13:03: und Profite abschöpfen können aus dem Unternehmen, sondern dass das Vermögen
00:13:07: tatsächlich im Unternehmen gebunden bleibt und somit ja auch den Mitarbeitenden und
00:13:12: den Investitionen mehr zugutekommt, als wenn man eben abschöpft und rauszieht.
00:13:17: Das finde ich sehr spannend.
00:13:19: Und dann kann man natürlich noch mal einen Schritt weitergehen und sich überlegen.
00:13:23: ist vielleicht ein radikaler Gedanke, aber wie wäre es mit genossenschaftlichen
00:13:27: Unternehmen, wo dann dieses Hierarchiegefälle Top-Down, Bottom-Up noch
00:13:31: mehr abnimmt?
00:13:32: Und ich glaube, dann lassen sich auch die Mitarbeitenden viel mehr mobilisieren bzw.
00:13:39: lässt sich vielleicht die Geschäftsführung auch noch mehr motivieren,
00:13:44: gemeinschaftlich das Unternehmen voranzubringen in diese Transformation,
00:13:46: weil sonst einfach die Interessen zu weit auseinander liegen, wenn eben Gewinne
00:13:51: abgeschöpft werden nur.
00:13:53: Ja absolut, es zeigt ja genau ein dieses auch wirklich nachhaltiges
00:13:57: wirtschaftliches Denken am Ende, weil das natürlich mit dem aktuellen
00:14:01: Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung ausgelegt ist von Ressourcen, dass wir da
00:14:05: eben nicht weiter kommen, ist klar.
00:14:07: Also ich glaube, wir sind natürlich auch sehr in der Bubble, ich bin dann auch mal
00:14:11: wieder an uns überrascht, wenn man raustritt und mit anderen spricht, aber...
00:14:14: So aktuell Unternehmensführungen im Mittelstand, die wir so kennen,
00:14:19: beschäftigen sich wirklich alle gerade mit dem Thema und versuchen sich da irgendwie
00:14:22: mal auch schlau zu machen.
00:14:24: Und was könnte denn auch ein Modell sein, das dann für die eigene Firma wieder
00:14:27: passt?
00:14:27: Weil da gibt es ja auch so viele Geschmäcker wieder am Ende.
00:14:30: wie man sich es ausgestalten kann, was aber auch eine tolle Chance ist.
00:14:33: Also auch hier glaube ich, Nils, ihr seid ja auch immer mitten im Prozess als
00:14:38: Eigentümer, kann man wirklich auch nur den Appell loslassen, sich damit
00:14:40: auseinanderzusetzen und einfach mal zu informieren, weil ich war auch so
00:14:43: überrascht, was dann wieder alles möglich ist auch am Ende.
00:14:45: Also total spannend.
00:14:48: da muss man dann gar nicht sofort mit irgendwie dem K-Wort Kommunismus oder so
00:14:51: mit Ecke kommen, sondern es sind einfach sehr interessante Prozesse, die dann
00:14:55: gedanklich stattfinden und sich einfach nur, wie du sagst, zu informieren ist
00:14:59: schon echt einfach ein spannender Lernprozess.
00:15:02: Zumal man dann ja auch immer, ja das wird ja dann immer in so eine kleine Ecke
00:15:06: gestellt, hier was weiß ich, das ist der Biobauer um die Ecke oder der
00:15:11: Fahrradrapporturladen.
00:15:11: Aber ich meine, es gibt ja auch große Beispiele, ne?
00:15:13: Also wenn du jetzt halt irgendwie jetzt mal Bosch anguckst oder Zeiss, die halt
00:15:17: dann irgendwie sich die eigenes Konstrukt gebaut haben über Doppelstiftung.
00:15:23: Das sind sehr erfolgreiche, auch sehr international renommierte Konzerne, die
00:15:29: die Idee verfolgen.
00:15:32: Und die bisher Klippenbau, die bauen bisher Konstrukte drum herum, wie das
00:15:38: geht.
00:15:39: Und dass das natürlich auch als Geschäftsform beziehungsweise auch einfach
00:15:43: möglich ist, ohne dort irgendwie...
00:15:47: mit sehr viel Aufwand und sehr viel Rechtsbeistand, eben solche Themen halt
00:15:51: irgendwie hinzustellen.
00:15:52: Das ist schon sehr unterstützenswert und ich glaube, also ich gehe davon aus, dass
00:15:58: da halt auch bald was passieren wird.
00:16:01: Ich war nämlich letzte Woche gerade auf einer Veranstaltung zum Thema
00:16:05: Verantwortungseigentum, wo auch Frank-Walter Steinmeier da halt ein großes
00:16:08: Plädoyer nochmal gehalten hat.
00:16:09: Also insofern, es kommt auch schon auf den entsprechenden Ebenen an.
00:16:13: Also insofern Daumen drücken, dass da was passiert.
00:16:15: Ja, super.
00:16:17: Genau, wenn man jetzt...
00:16:19: noch mal auf die individuelle Ebene guckt.
00:16:21: Und du hast ja eben das sehr schön gesagt.
00:16:24: Das eine ist ja eben, jetzt ich selber als Konsument kann natürlich Dinge verändern,
00:16:29: aber wenn man da auch noch mal auf den Handabdruck guckt, dann ist ja eben auch
00:16:33: die Frage, also wie kann sich der vergrößern?
00:16:37: Also die Holzzeinbürste alleine, sage ich mal, ist es ja nicht.
00:16:42: Sieh Untertitel deines Buches.
00:16:45: Was, wie...
00:16:49: Was kannst du denn da mal den Hörern und Hörerinnen mit aufbauen?
00:16:53: Das beschreibe ich in den letzten vier Kapiteln meines Buchs.
00:16:56: Ich habe das in diese vier Dimensionen eingeteilt, in denen wir in unserem Leben
00:17:01: generell handeln können.
00:17:02: Das ist erstens das Privatleben.
00:17:04: Hier kann ich mir erst mal die Frage stellen, wen ich in meinem Bekanntenkreis
00:17:09: kenne, die oder der vielleicht ein bisschen mehr bewegen kann als nur ich.
00:17:13: Vielleicht hat jemand, der oder die zuhört, einen Kontakt zu dem lokalen
00:17:18: Bürgermeister oder einer Geschäftsführerin usw.
00:17:21: Und dann mit diesen Personen öfter mal in konstruktive, positive Klimagespräche auch
00:17:27: einzusteigen, den Mut zu haben, das auch mal anzusprechen.
00:17:30: Aber eben nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern vielleicht mit dieser
00:17:33: Handabdruckperspektive im Hinterkopf.
00:17:34: Das kann eben natürlich dann wiederum bei dieser Person einen Bewusstwährungsprozess
00:17:38: oder einen Motivationsprozess in Gang setzen.
00:17:40: Und so kann sich dann der eigene Handabdruck vergrößern, wenn diese Person
00:17:44: dann tatsächlich aktiv wird.
00:17:46: Andererseits kann ich in der zweiten Dimension Beruf...
00:17:49: oder auch Unternehmen natürlich viel machen.
00:17:52: Da habe ich ja eben schon das ein bisschen angesprochen, was Angestellte tun können,
00:17:56: also mit so einer Klimagruppe im Unternehmen aktiv zu werden, vielleicht
00:18:00: auch die Gewerkschaft, dem Betriebsrat auch zuzugehen, die mit ins Boot zu holen
00:18:05: und dann eben kollektiv gemeinsam mit KollegInnen solche Handabdruckprojekte im
00:18:10: Unternehmen umzusetzen, sei es E-Bikes statt Dienstwagen bei Beförderung oder
00:18:17: mehr Bahncarts für die Mitarbeitenden, die häufig auf Geschäftsreisen unterwegs sind.
00:18:21: Die Firmenkantine habe ich schon angesprochen und so weiter.
00:18:24: Pensionskasse, also da gibt es viele, viele Möglichkeiten.
00:18:26: Da gibt es auch Ratgeber, wo man sich informieren kann.
00:18:29: Zum Beispiel bei den Employees for Future oder Project Drawdown hat dort auch einen
00:18:35: tollen Ratgeber, wo ich mich auch bedient habe für meinen Kapitel im Buch.
00:18:39: Das kann ich also allen Zuhörenden ans Herz legen, die dieses berufliche
00:18:43: Handabdruck vergrößern, sich vornehmen wollen vielleicht.
00:18:47: Die dritte Dimension ist dann gesellschaftlichen Handabdruck vergrößern.
00:18:50: Dazu zähle ich dann alles, was sozusagen auch wieder ins Kollektive geht, aber über
00:18:56: den eigenen Bekanntenkreis hinaus.
00:18:57: Also wirklich mit den Nachbarinnen und Nachbarn sich zusammen zu tun und für eine
00:19:02: Tempo-30-Zone oder einen Radweg in der eigenen Straße sich stark machen beim
00:19:07: Stadtrat.
00:19:08: Aber auch Themen wie Spenden zähle ich dazu, also eine monatliche
00:19:13: Spendenmitgliedschaft abzuschließen bei Umwelt-NGOS.
00:19:16: Auch Aktivismus kann das sein, Klimainitiativen usw.
00:19:21: Das ist für vielbeschäftigte Menschen eine relativ bequeme Art, den Handabdruck zu
00:19:26: vergrößern, weil das einmal abgeschlossen wird.
00:19:28: Am Ende des Monats merkt man gar nicht, dass die 10, 15 Euro fehlen.
00:19:32: Es hat den Leuten, die aktiv sind und mit dem Geld was umsetzen, sehr geholfen.
00:19:37: Die vierte Dimension ist das Thema Politik.
00:19:39: Da den politischen Handabdruck zu vergrößern, beim Wählen, beim
00:19:43: Demonstrieren, aber auch durch...
00:19:46: Direktdemokratische Mittel wie Petitionen.
00:19:49: Und ich spreche auch im Buch über das Thema ziviler Ungehorsam, wo ich so ein
00:19:55: bisschen natürlich geteilter Meinung bin.
00:19:57: Allgemein ist es ein, so zeigt die Protestforschung, schon ein sehr
00:20:02: effektives Mittel.
00:20:03: Also Mahatma Gandhi hat es angewandt mit vielen, vielen Menschen, um Indien aus der
00:20:08: Unabhängigkeit zu führen, Martin Luther King und so weiter, die Soufragetten um
00:20:12: das Frauenwahlrecht Anfang letzten Jahrhunderts.
00:20:14: durchzubringen.
00:20:15: Also das kann ein sehr machtvolles Mittel sein.
00:20:19: Ob es jetzt genau die Protestformen der letzten Generation sein müssen, sei
00:20:23: dahingestellt.
00:20:23: Aber das zumindest mal mitzudenken ist auch eine Möglichkeit, um den politischen
00:20:27: Handabdruck zu vergrößern.
00:20:28: Aber allgemein ist das eher als Buffet zu verstehen und nicht so als Checkliste wie
00:20:32: beim Fußabdruck, sondern es geht auch schon darum, was sind deine individuelle,
00:20:37: was ist deine individuelle Lebenslage und was hast du für Fähigkeiten, Talente,
00:20:42: Interessen, Ressourcen, Geld?
00:20:44: vielleicht auch in Kontakte und sich dann auch dem eigenen Interesse folgend mit
00:20:49: einem Handabdruckthema zu beschäftigen, da Zeit rein zu investieren und sich mit
00:20:53: Menschen zusammen zu tun.
00:20:54: Das ist glaube ich wichtig.
00:20:56: Ja, und das ist ja auch am Ende wieder das Dankbare.
00:20:58: Es gibt ja so viele tolle Beispiele irgendwie.
00:21:01: Ein guter Freund von mir ist absoluter Fußballfan und lebt und liebt diesen
00:21:07: Sport, hat hier in Hamburg einen eigenen Verein gegründet, einen Fanclub-Fanverein
00:21:11: für Werder Bremen.
00:21:13: Und dann haben sie sich aber auch mal das auseinandergesetzt, haben daraus jetzt
00:21:16: eine Stiftung gemacht.
00:21:18: und spenden jetzt die Mitgliedsbeiträge und machen jetzt gerade wieder eine
00:21:21: Spendenaktion für die Nevenso Bottich Stiftung, da ja dann wieder Brunnen baut.
00:21:25: Und also man merkt ja, man kann ja total die eigene Leidenschaft einfach auch
00:21:28: nutzen.
00:21:29: um dann zu überlegen, welche Hebel kann ich denn hier bedienen.
00:21:31: Und das sind so diese kleinen Beispiele, die ich einfach auch so schön finde, weil
00:21:35: für den das fühlt sich ja auch gar nicht wie Arbeit an.
00:21:37: Das ist ja dann Hobby, das gelebt wird.
00:21:40: Und aber ja, man kann irgendwie noch noch einen Impact generieren.
00:21:43: Also das finde ich irgendwie so ein schönes Beispiel, dass ich gerade auch
00:21:46: immer viel, viel nehme, weil es dann am Ende, wenn man sich mal auseinandersetzt,
00:21:49: auch relativ leicht ist, die Themen zu finden, in denen man sich engagieren kann.
00:21:54: genau.
00:21:54: Es geht um die eigenen Leidenschaften letztendlich auch.
00:21:56: Man kann eigentlich fast alles mit dem Thema Klima verbinden oder Nachhaltigkeit
00:22:00: im allgemeinen und auch sozialen Sinne, so wie du es gerade im Beispiel genannt hast.
00:22:04: Und ja, man kriegt ja auch viel zurück dadurch.
00:22:08: Es ist ja nicht nur ein Geben, sondern man bekommt ja auch etwas.
00:22:12: Man trifft tolle Leute, engagierte Leute, vielleicht neue Freundinnen.
00:22:16: Und letztendlich mindert es auch eben die eigenen Angst- und Frustrations- und
00:22:21: Ohnmachtsgefühle, wenn man mit Menschen...
00:22:23: zusammenkommt.
00:22:26: Ja, also es darf auch Spaß machen, ja?
00:22:28: Ja, so.
00:22:30: das ja gar nicht aus.
00:22:31: Ich meine, die Klimakrise ist ein Marathon und kein Sprint.
00:22:34: Da brauchen wir unbedingt auf Freude und müssen zwischendurch auch mal Erfolge
00:22:37: feiern.
00:22:38: Und das darf auch Spaß machen, natürlich.
00:22:40: Ja, ja, und auch wieder ins Unternehmen rein.
00:22:42: Das ist ja auch eine These, die wir ja auch viel sagen, das ab und zu.
00:22:46: Das wird immer noch viel gelebt.
00:22:48: Ich bin Privatperson und dann gehe ich zu meinem Arbeitgeber morgens rein und dann
00:22:52: bin ich irgendwie Angestellte und lasse aber so meine Werte und vielleicht meine
00:22:56: Leidenschaft, die ich habe, so ein bisschen an der Pforte liegen.
00:23:00: Und ich glaube auch, dass...
00:23:02: schwemmt langsam auf und auch Arbeitgeber erkennen mehr und mehr, dass man das ja
00:23:06: auch wieder nutzen kann.
00:23:08: Und wenn ich nur bei mir schaue oder bei uns schaue, mit welchen NGOs oder Vereinen
00:23:12: wir zum Beispiel so zusammenarbeiten, da sind fast alle irgendwie übers private
00:23:17: Netzwerk.
00:23:17: der MitarbeiterInnen gekommen.
00:23:19: Und dann macht es ja auch Spaß.
00:23:21: Und dann ist ja auch direkt so ein Vertrauen da und man beginnt direkt in die
00:23:25: Arbeit zu gehen.
00:23:26: Und auch hier also das hat für alle Seiten so viele Vorteile, wenn man auch das so
00:23:31: ein bisschen abschüttelt und nicht diese unterschiedlichen Hüte die ganze Zeit
00:23:35: wechselt, sondern das eben auch nutzen kann in allen Lebenslagen.
00:23:38: Total, ja, es führt eben auch zu einem authentischeren Ausdruck der eigenen
00:23:44: Fähigkeiten im Beruf, wenn ich eben wertebasiert auch arbeite und nicht eben,
00:23:47: wie du sagst, die Werte an der Eingangsorte abstelle und dann erst um 18
00:23:51: Uhr im Feierabend wieder aufnehme.
00:23:54: In deinem Buch, du schreibst auch über ein Thema, das, glaube ich, auch sehr wichtig
00:23:59: ist, nämlich auch über Klimafrust.
00:24:01: Und ich glaube auch so ein bisschen Klimaangst.
00:24:04: Was kannst du denn da vielleicht nochmal für Tipps mitgeben?
00:24:08: Weil ich glaube, das geht ja dann wirklich...
00:24:10: Also ich habe noch niemanden erlebt, der sich noch nicht mit der Thematik
00:24:12: auseinandergesetzt hat und mal zwischendurch, ja, fast in so eine kleine
00:24:15: dann sind mal zwei Tage erst mal die Welt, ist eh dem Untergang geweilt und was
00:24:20: soll das überhaupt noch?
00:24:21: Vielleicht kannst du da auch nochmal ein bisschen drauf eingehen.
00:24:24: warum du dich auch dem Thema gewidmet hast.
00:24:27: Ja, sehr gerne.
00:24:28: Das ist auch ein wichtiges Thema, weil wir in unseren Klimagefühlen, so beschreiben
00:24:34: es ja die Psychologists for Future, auch eben die Handlungs- und Motivationsenergie
00:24:38: schöpfen können, um zu handeln.
00:24:40: Und das Handeln ist da eben der wichtige und richtige Stichwort, denn das
00:24:46: beschreiben sie auch, die Psychologists for Future, dass eben das Schlüsselkonzept
00:24:50: oder das beste Gegenmittel gegen Klimaangst, Frustration und Ohnmacht ist
00:24:54: kollektive Selbstwirksamkeit.
00:24:56: Also wenn ich mit Menschen zusammenkomme, Hannah Arendt, die philosophische
00:25:00: Publizistin, hat mal so schön geschrieben, wenn Menschen zusammenkommen, kann man mit
00:25:06: Wundern rechnen.
00:25:07: Das heißt, mit Menschen zusammen ins Handeln zu kommen, aktiv selber, und zwar
00:25:12: nicht nur auf der Konsumebene, sondern wirklich in der gestalterischen Art und
00:25:15: Weise, dann kann man eben kollektive Selbstwirksamkeit erfahren.
00:25:18: Das zeigen allerlei Studien, dann nimmt Angst, Fossation und Unmacht signifikant
00:25:24: ab.
00:25:25: Oft ist es aber auch so, dass man natürlich Rückschläge einstecken muss und
00:25:28: nicht jedes Projekt gelingt.
00:25:30: Deswegen ist dann, glaube ich, die eigene Selbstfürsorge und auch Resilienz enorm
00:25:35: wichtig.
00:25:36: Und für mich persönlich ist es da zum Beispiel wichtig, auch zwischendurch mal
00:25:39: den Social Media oder generell den Medienkonsum zu reduzieren.
00:25:45: Wir nehmen gerade auf, während in Israel Krieg herrscht und die Medien voll davon
00:25:52: sind, von diesen Neuigkeiten und News.
00:25:55: mal sich herauszunehmen einen Tag, mal Pause zu machen, zum Beispiel am Sonntag,
00:26:00: und stattdessen wirklich in die Natur zu gehen, im Wald spazieren zu gehen, das
00:26:05: klingt so profan und banal, aber es ist wirklich wichtig und hilfreich für die
00:26:10: Psyche, gerade in solchen Zeiten.
00:26:12: Und sich dann aber auch mit klimabewussten Vertrauenspersonen darüber zu unterhalten,
00:26:16: wie es einem geht, und sich das zu trauen, sich zu öffnen.
00:26:19: Und wenn das nicht mehr ausreicht, in einer extremeren Form der Angstphasen,
00:26:24: sich auch zu trauen, sich professionelle Hilfe zu nehmen.
00:26:26: Und da auch gegen das Tabu immer noch so ein bisschen anarbeitend, sage ich das
00:26:33: auch immer gerne selber, dass ich auch schon solche professionellen
00:26:36: Therapeutinnen-Stunden in Anspruch genommen habe, wegen meiner eigenen
00:26:39: Angstgefühle der Klimakrise gegenüber.
00:26:41: Und am Ende, wir haben es eben schon gesagt, auch Zwischenerfolge feiern und
00:26:45: Freude haben und Spaß haben.
00:26:46: Das ist auch wichtig, sich aufs Positive immer wieder auszurichten.
00:26:50: Ja, das was du sagst ist natürlich eben auch...
00:26:53: Also, die Natur ist ja ein totaler Schatz.
00:26:56: Also sozusagen, unsere Umwelt ist ja total super.
00:26:59: Ich war jetzt diese Woche jetzt irgendwie mal hier mit dem Zero-Verein hier.
00:27:06: Danke nochmal.
00:27:07: Da war ich halt irgendwie zum Pilze sammeln eingeladen, zum Pilzführer.
00:27:11: Und wenn du dann halt durch den Wald gehst und einfach mal dort von jedem Pilz mal
00:27:19: einen entnimmst und siehst dann plötzlich, hast dann plötzlich halt in deinem Korb da
00:27:23: sauer 50 verschiedene Pilze.
00:27:26: Teil besonders.
00:27:27: Und dieses Gefühl, wenn du da rumgehst und wenn du dann halt die Bäume und wie die
00:27:30: Luft ist und so weiter und so fort.
00:27:32: Und da sieht man ja auch immer noch mal, hey boah, wie schön ist das eigentlich
00:27:36: alles?
00:27:36: Und man fühlt sich halt auch noch mal anders verbunden mit der Natur.
00:27:40: Und dann hat man ja auch noch mal einen anderen Angang, das irgendwie auch zu
00:27:44: bewahren.
00:27:45: Also auch für mich sozusagen gehört das ja auch zusammen.
00:27:48: Also das ist ja muss ja auch irgendwie, also wenn ich damit verbunden bin, dann
00:27:52: will ich der ja halt auch weniger
00:27:56: Das ist ja eben auch nochmal so dieses Thema.
00:27:59: Und dieses Digitale, das merke ich auch so bei mir.
00:28:02: Boah, ey, das ist so, ich bin jetzt bei X raus, hab mich aber abgemeldet, ey, das
00:28:07: ist halt irgendwie, das hilft mir einfach nicht.
00:28:09: Und das ist so, das ist, also sprichst du mir außer Seele auch alle Fälle.
00:28:14: Vielleicht so Institute zu realisieren, einfach zu sagen, Sonntags off oder so.
00:28:19: Vielleicht hilft das auch noch.
00:28:22: Genau, ja.
00:28:22: Und ich finde es immer auch schön, da sich neue Begriffe zu überlegen oder vielleicht
00:28:28: irgendwo aufzusammeln.
00:28:29: Also ich versuche immer mittlerweile weniger von der Umwelt zu sprechen, mehr
00:28:34: von der Mitwelt.
00:28:35: Also wie du gerade gesagt hast, Nils, wir sind eben verbunden, verbunden mit der
00:28:40: Natur oder Teil davon.
00:28:42: Also dieses Gefälle Mensch abgetrennt von Umwelt und dann auch noch Mensch über der
00:28:47: Umwelt.
00:28:47: Und Umwelt ist eigentlich nur eine Ressource und da können wir uns daran
00:28:49: bedienen.
00:28:50: Das sehen wir ja funktioniert nicht.
00:28:53: Wenn man sich wirklich mal in den Wald stellt und einatmet und sich umschaut,
00:28:58: dann merkt man irgendwie, wow, ich bin Teil davon, das ist auch ebenbürtig und
00:29:02: ich stehe da eigentlich nicht drüber.
00:29:04: So ein Ehrfurchtsgefühl vor dem Leben in all seinen Formen zu kultivieren ist
00:29:10: glaube ich auch wichtig und auch schön.
00:29:13: Schönes Gefühl.
00:29:14: Absolut.
00:29:15: Ich habe das Gefühl, wir könnten eigentlich noch 3 Stunden weitersprechen.
00:29:19: Jetzt sind wir aber schon fast wieder am Ende und wir schließen auch immer mit
00:29:24: eigentlich derselben Frage oder eigentlich mit der Bitte immer noch mal ab am Ende,
00:29:29: nämlich nochmal die Bitte um einen Appell von deiner Seite.
00:29:32: Also wenn du nochmal irgendwas loswerden wolltest, das bis jetzt noch nicht möglich
00:29:36: war oder du nochmal was unterstreichen möchtest oder oder, dann ist das jetzt
00:29:40: deine Gelegenheit.
00:29:42: Ja, tatsächlich das, wo wir gerade bei der letzten Frage aufgehört haben, auch an die
00:29:47: Unternehmen den Appell und vor allem die Entscheidungsträgerinnen dort zu senden,
00:29:50: begreift die Umwelt eben nicht als Ressource und Umwelt, sondern als wirklich
00:29:57: verwobenen Mitweltteil des Unternehmens und auch der Wirtschaft insgesamt.
00:30:04: Zweitens hinterfragt eure Geschäftsmodelle und vielleicht auch
00:30:13: integrierten, wirklich nachhaltigen Visionen für Wirtschaften im 21.
00:30:18: Jahrhundert.
00:30:19: Und drittens, traut euch etwas politischer zu werden, also vielleicht über die
00:30:26: Verbände oder tatsächlich öffentlich auch Aktivistinnen zu unterstützen oder sich
00:30:32: solidarisch zu zeigen und sich mit anderen Unternehmen vielleicht auch
00:30:38: gemeinschaftlich zusammenzutun und Appelle an die Politik zu richten zum Beispiel.
00:30:44: Ganz herzlichen Dank.
00:30:45: Vielen Dank für deine Zeit.
00:30:46: Hat mir sehr viel Spaß gemacht, Gabriel.
00:30:50: Es ist aber bestimmt auch spannend, das Buch zu schreiben.
00:30:55: Das können wir ja vielleicht auch noch mal im Nachgang diskutieren.
00:31:01: Danke für deine Zeit.
00:31:03: Danke für deine Zeit, ja.
00:31:04: danke euch auch für den Podcast und das Engagement.
00:31:09: Gut!