Die Welt der Klimakapitalisten - Wie die richtige Geldanlage zum Klimaschutz beiträgt | mit Wilhelm Möller

Shownotes

Unsere Learnings aus der Folge:

  • Es gibt nicht die eine Quelle, die einem unabhängig zeigt, welche Unternehmen wirklich nachhaltig sind. Hier fehlt es noch an ausreichenden Standards, daher muss zur Einschätzung eine Kombination aus diversen Quellen genutzt werden
  • Für die Recherche empfiehlt Wilhelm, z.B. die MSCI Datenbank, nicht die MSCI Ratings
  • CO₂-Reduktion ist das dringendste Problem für Wilhelm, jedoch werden auch andere Ziele durch die ESG-Kriterien mitverfolgt

Gliederung der Folge:

  • Wilhelm, der Klimakapitalist (04:48)
  • Die Aufnahmekriterien des Nachhaltigkeitsfonds für Unternehmen (05:44)
  • Der Umgang mit Unternehmen in der Transformationsphase (10:48)
  • CO₂-Reduktion und die folgenden Themen (12:14)
  • Die Investoren vom Fight For Green Fond (13:56)
  • Wünsche an die Politik aus Sicht des Kapitalmarkts (17:59)
  • Die Datenbanken für Wilhelms Recherchearbeit (22:00)
  • Wilhelms Tipps zur Identifikation von wirklich nachhaltigen Geldanlagen (26:29)
  • Der EU Green Bond Standard (31:46)

Wilhelm bei Linkedin

Der Fight For Green - Fonds

Der Artikel im Spiegel


Wir, Meike & Nils von PHAT CONSULTING, freuen uns über euer Feedback auf Linkedin.

Hier kannst du Nils und Meike kontaktieren.

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PHAT CONSULTING 040 - 226 383 100, moin@ceo2neutral.de

Viel Spaß bei der 113. Folge von CEO2-neutral!

Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia

Transkript anzeigen

00:00:00: Musik

00:00:19: Moin und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO 2 Neutral. Wir begrüßen euch wie immer zu unserem spannenden Austausch dazu, wie sich denn Unternehmen,

00:00:28: UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen einer Reise anschließen können und zwar zu mehr Nachhaltigkeit und das auf jeglichen Ebenen, ökonomisch, ökologisch sowie sozial.

00:00:37: Wir als PHAT CONSULTING befinden uns auch schon seit Jahren auf der Reise zu mehr Nachhaltigkeit und da nehmen wir euch eben mit. Denn am Ende glauben wir fest daran, dass es alle braucht und dass es vor allem den

00:00:46: Austausch untereinander braucht. um hier auch wirklich für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Wir, das sind wie immer Nils und ich. Moin Nils, wie geht's?

00:00:54: Moin Meike, mir geht's halt sehr gut. Ein bisschen trist, kein richtiges Radfahrwetter mehr. Und morgen hat's richtig geschüttet. Muss man halt irgendwann gucken, wie man sonst ein bisschen Sonne ins Herzen bekommt.

00:01:03: Wie geht's dir? Ja, ähnlich. Dazu kam dann auch noch, gerade ist der City-Tunnel in Hamburg gesperrt, wenn ich aus Hamburg ist, einfach kurz 30 Sekunden aushalten, dass ich mich aufrege.

00:01:14: Ich habe, ich wohne, also eigentlich... 15 Minuten vom Büro entfernt. Ich habe über eine Stunde gebraucht heute Morgen. Es ist ein absolutes Chaos. Und ich hasse es ja so zu starten, weil ich ja so ungeduldig bin.

00:01:26: Aber ich atme jetzt ganz tief durch, weil ich freue mich sehr auf die nächsten Minuten. Wen haben wir denn da? Ja, wir haben Wilhelm Müller zu Gast.

00:01:34: Wilhelm, du bist ja eigentlich Jurist, aber hast dich seit einigen Jahren im Investmentbereich verschrieben. Insbesondere kümmerst du dich da um nachhaltige Geldanlagen.

00:01:44: Außerdem hast du gerne viele Hüte parallel auf. zu nennen. Du bist bei Proactiva als Nachhaltigkeitsbeauftragter tätig,

00:01:50: während du Geschäftsführer bei der Advanced Sustainable Investment GmbH bist und auch noch Head of Sustainability bei der Hövelrad Holding. Und du warst früher bei den Fridays for Future

00:02:01: aktiv. Wie diese ganzen Jobs und auch noch mehr Aufgaben in deinen Tag passen und wie das alles mit deinem ehemaligen FFF-Engagement zusammenhängt, das erfahren wir heute von dir. Wilhelm, schön,

00:02:12: dass du da bist. Wie geht es dir denn? Ja, erstmal vielen lieben Dank für die Einladung. Mir geht's gut. Ja, mir geht's sehr gut. Und ich bin gespannt auf die heutigen Fragen von euch.

00:02:22: Dann staut mir doch direkt rein. Am Anfang ist immer die gleiche Frage unseren Gast nämlich. Wie bist du denn zum Thema Nachhaltigkeit gekommen?

00:02:28: Nils hat ja gerade schon ein bisschen erzählt. Es scheint dich ja schon auch schon früh geprägt zu haben.

00:02:33: Wie kam es dazu? Richtig, genau. Da wurde ich tatsächlich sehr früh geprägt. Ich bin in meiner Jugendzeit im Nahju gewesen.

00:02:41: Da hat mich mein Vater mitgenommen. der ist Mitglied im NABU und war damals auch noch sehr engagiert im NABU und hat damals den NAJU mit organisiert, hat mich also da mit in die ersten Arbeitseinsätze mitgenommen.

00:02:55: Also im NAJU ging es überwiegend darum, um die Erhaltung von Wiesenökosystemen. Und da sind die jungen Leute regelmäßig zu Entbuschungsaktionen gekommen und haben eben das Wiesenökosystem erhalten.

00:03:07: Das heißt, da wurde schon relativ früh geprägt. Ich bin auch in meiner Gymnasiallzeit auf die Umweltschule in Europa gegangen, ein Gymnasium

00:03:16: in der Kleinstadt Gotha. Dort wurde man seit der siebten Klasse mit dem Thema anthropogener Treibhauseffekt konfrontiert. Wir hatten zweckstdessen dann ein eigenes Fach tatsächlich dazu, wo es ausschließlich

00:03:29: darum ging, die Folgen und Auswirkungen des anthropogenen Treibhauseffektes. Das Gfianze ist in der Universitätszeit, kann man so sagen, gegipfelt in dem …

00:03:39: Aufbau der Ortsgruppe von Fridays for Future in Leipzig. Und zwar war ich damals im Rahmen des Debatierclubs im Debattenaustausch bzw. in der Debatte,

00:03:50: ob die Protestform, wir schwänzen freitags die Schule für das Klima, ob das überhaupt legitim ist. Darüber hatten wir debattiert und nach dem Debatierclub hatten wir, weil das Thema sehr

00:04:01: aktuell war, die ersten Demos waren in den deutschen Großstädten in Hamburg, also auch in Berlin schon vonstattengegangen. Und in Leipzig war noch gar nichts los.

00:04:09: Und da dachten wir, na vielleicht braucht es auch einfach eine Hand von Leuten, die da den ersten Schritt macht. Und der erste Schritt hat sich darauf beschränkt, eine Versammlung anzumelden, eine Versammlungsleiter zu bestimmen,

00:04:19: kleine Plakate in der Uni auszuhängen und genau dann auf dem Campus die Plakate zu bemalen. Genau so hat mich das Thema eigentlich schon seither verfolgt.

00:04:29: Nachhaltigkeit. Genau. Es gibt einen total spannenden Artikel über dich. Kleine Leserempfehlung. Die Klima-Kapitalisten.

00:04:37: im Spiegel Kapitalisten, Klima, das ist ja eine, ja ich sag mal, können der Gegensätze sein, ich glaube in deiner Welt nicht unbedingt. Erzähl uns doch mal ein bisschen was dazu.

00:04:48: Genau, also der Begriff Klima Kapitalist wird häufig sehr emotional wahrgenommen, wie ich das mitbekommen habe, aber es widerspricht sich überhaupt nicht. Und das will ich ganz

00:04:58: klar unterstreichen, weil der Kapitalmarkt und darüber sprechen wir heute ja wahrscheinlich auch noch ein Stück weit, ein enormer Hebel für mehr Klimaschutz sein kann.

00:05:07: Man kann die Mechanismen des Kapitalismus nutzen für mehr Klimaschutz. Und meiner Meinung nach widersprechen sich eben genau diese zwei Sachen,

00:05:15: Klimaschutz und Kapitalismus, nicht, sondern die können sich, sollten sich sogar ergänzen. Und deswegen finde ich die Beschreibung als Klimakapitalist als jemand,

00:05:23: der einen Nachhaltigkeitsfonds managt an der Börse eher treffend statt fälschlich. Okay, also du bist Fondsmanager, so viel wissen wir jetzt auch.

00:05:32: Das bedeutet, du hast einen Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt. Wie wählst du denn die Unternehmen für diesen Fonds aus?

00:05:39: Ich meine, das ist ja wahrscheinlich nicht so naheliegend. Genau. Also allen voran muss man vielleicht kurz festhalten, es ist ein Aktienfonds, der aus

00:05:49: 40 Werten besteht, also aus 40 Einzelunternehmen. Und wie wähle ich die aus? Das sind, ich sage mal, drei große Schritte.

00:05:56: Zunächst gibt es eine ESG-Analyse, dann eine Sektorallokation und eine, daran anschließend tut sich eine Fundamentale Analyse. Und...

00:06:05: Die ESG-Analyse ist die, was den Fonds ausmacht, wieso der Fonds ein Nachhaltigkeitsfonds ist. Und der bzw. die ESG-Analyse besteht wiederum aus fünf einzelnen Selektionsschritten.

00:06:17: Und beginnt das Ganze immer damit, dass man zunächst oder dass das Unternehmen zunächst ein wissenschaftlich validiertes Klimaziel in Form einer Reduktionsstrategie braucht.

00:06:28: Das heißt, das Unternehmen muss an eine Initiative herantreten namens Science-based Targets. Konglomerat verschiedener NGOs, CDP, WWF sind die bekanntesten darunter.

00:06:39: Und die haben Methodiken entwickelt, wie man eben Klimaschutzstrategien von Unternehmen validieren kann, zunächst ob diese erreichbar sind und im zweiten Schritt, welches Gradziel

00:06:50: dieses unternehmerische Ziel einschlägt. Und das ist schlichtweg die erste Voraussetzung und überhaupt interessant für den Aktienfonds Fight4Green zu sein. Es muss also ein wissenschaftlich validiertes Klimaziel vorliegen.

00:07:03: Im zweiten Selektionsschritt findet dann ein Negativ-Screening statt, wo also zum einen die Regulatorik mit erfüllt wird,

00:07:09: also die Branchenstandards des BVIs angewendet werden, also beispielsweise weniger als 5% der Umsätze im Bereich Tabak.

00:07:17: Ja, auch solche Sachen spielen da immer mit rein. Wir sind hier noch ein Stück weit strenger,

00:07:21: ergänzen das Negativ-Screening um sogenannte freiwillige Ausschlusskriterien, die wir gewählt haben. Wir schließen beispielsweise auch Erdgas, fossiles Erdgas aus.

00:07:29: und Atomkraft, was ja im Rahmen der Taxonomie als nachhaltig angesehen wird. Das ist also der zweite Selektionsschritt, ein Negativ Screening.

00:07:37: Im dritten und vierten Schritt, die hängen immer in gewisser Weise zusammen. Und zwar dann schaue ich, ob das Unternehmen,

00:07:44: welches sich eine Klimaschutzstrategie gesetzt hat, in der Vergangenheit dieser Strategie nachgekommen ist.

00:07:49: Also diese Strategie weiter verfolgt hat. Das mache ich, indem ich mir die Nachhaltigkeitsberichterstattung des Unternehmens anschaue, ergänzend hierzu die Berichte beim CDP.

00:07:59: Und im vierten Schritt schaue ich dann, hat das Unternehmen schon alles umgesetzt oder kann hier noch investiert werden strategisch, um die weitere Umsetzung der Reduktionsstrategie

00:08:10: mit zu verfolgen? Ja, weil man wird ja als Investor mit Eigentümer des Unternehmens und demzufolge verfolgt man das natürlich ein Stück weit dann mit. Das heißt, der dritte Selektionsschritt heißt Rückbetrachtung.

00:08:21: Was hat das Unternehmen bisher gemacht? Der vierte Selektionsschritt ist dann die Hauptaufgabe, die Prognostizierung. Was wird das Unternehmen noch leisten können?

00:08:28: Und das ist eben nicht nur das Studieren der Nachhaltigkeitsberichterstattung des einzelnen Unternehmens, sondern es ist tatsächlich auch die aktive Kommunikation übergehen mit den

00:08:37: Unternehmen. Ja, neuestes Beispiel war hier die Encavis AG aus Hamburg, wo ich mit der Tanya Van Der Wouwer telefoniert hatte, E-Mails geschrieben hatte, weil die Emissionszahlen für das Jahr

00:08:48: 2022 auf sich warten lassen haben. Und da bin ich in den Austausch gekommen und habe gefragt, na ja, wie sieht es aus? Wie werden die ausfallen? Könnte ich eventuell schon mal eine Voreinschätzung ihrerseits haben?

00:08:58: weil ich im Fonds durch das Investitionsziel, welches ich uns für den Fonds gesetzt habe, immer vorprognostizieren muss und ebenzufolge in den Unternehmen tief drinnen stecken muss.

00:09:09: Wie wirtschaften die? Wo können die reduzieren? Und kann man hier eben investieren, um was mit zu verfolgen?

00:09:16: Eine, zwei Reduktionen. Der fünfte und letzte Selektionsschritt, und das mache ich ganz kurz, ist etwas sehr Technisches. Da geht es dann quasi in eine Art Rücküberprüfung.

00:09:24: Und zwar haben wir, das kann ich jetzt schon mal sagen, als Nachhaltigkeitsfonds ein nachhaltiges Investitionsziel. Das heißt 7 Prozent CO2 Reduktion per annum.

00:09:33: Und hier ist es so, dass das natürlich eine Pauschalierung für ein Investmentvermögen ist. Und diese Pauschalierung in gewisser Weise eben eine Pauschalierung ist.

00:09:41: Und deswegen ist es eine Rücküberprüfung bedarf. Das bedeutet, wenn wir, das ist vielleicht schon klar geworden, Branchen

00:09:48: übergreifend investieren, muss jeder Sektor unterschiedlich stark reduzieren. Und wenn wir in den Kongtomerat von 40 Unternehmen haben aus verschiedenen Sektoren,

00:09:56: die Pauschalierung von 7 Prozent, die ist vielleicht hinreichend bestimmt, aber eben noch nicht ausreichend. Um dann zu überprüfen, ist der Fonds, hier der Fight for Green, eben jetzt 1,5 Grad konform.

00:10:08: Und das sind wir momentan mit 1,53 Grad Celsius. Genau, also das ist eine Art technische Rücküberprüfung jedes einzelnen Unternehmens im Rahmen seines Sektors.

00:10:17: Ja, kein unaufwendiger Prozess, wie es auf jeden Fall klingt. Wie ist denn das, wenn sich denn jetzt Unternehmen dann eben Ziele gesetzt haben,

00:10:26: also nach vorne raus sozusagen, das eben sehr gut aussieht, und wenn ihr dann diese Rückbetrachtung macht, dass man da sagen muss,

00:10:32: na ja, also so viel ist da noch nicht passiert oder wurden eben auch Ziele gerissen. Also wenn Unternehmen sich vor allem im Transformationsprozess befinden

00:10:40: und eben vielleicht noch nicht so Erfolge nachweisen können, nehmt ihr die oder nimmst du die trotzdem auf?

00:10:45: Und wenn ja, was ist dann das Entscheidende für dich? Also wenn das Unternehmen sich eine Klimaschutzstrategie gesetzt hat

00:10:52: in Form einer CO2-Reduktionsstrategie, dann muss diese verfolgt werden. Wenn diese nicht verfolgt wurde in der Vergangenheit,

00:11:00: dann ist das Unternehmen uninteressant für uns. Genau, so Konsequenzen wir da. Das heißt, es ist wirklich bei der dritten Elegionsschritt

00:11:06: wirklich eine sehr konkrete Betrachtung, was wurde bisher umgesetzt und was kann das Unternehmen noch umsetzen, weil Unternehmen,

00:11:13: die ihre Reduktionsstrategien nicht verfolgen für den Fight for Green, uninteressant sind. Wir wollen ja quasi uns eben beteiligen, um uns diese CO2-Reduktion anzuschauen,

00:11:25: ob die stattfindet, ETC. Und wenn das Unternehmen das in der Vergangenheit nicht getan hat, dann fehlt bei mir persönlich auch das Vertrauen darin,

00:11:33: dann eben dort zu investieren, dass das in Zukunft stattfinden wird. Ja, spannend. Du bist ja jetzt mal aus deiner Naioh-Pergangenheit

00:11:43: ja auch mit blieb wiesen und allem möglichen anderen dem halt in verbindung gekommen was ja auch nochmal über das thema co2 hinausgeht ja also ich sag mal biodiversität wasser und waste und so weiter sind das auch themen die perspektivischen blick nehmen wollt oder habt ihr das sozusagen bei euch schon irgendwie mit dabei

00:12:06: oder gehts jetzt erstmal im ersten schritt weil es jetzt irgendwie besonders wichtig ist ums thema co2 Genau darum geht es. Es geht um dieses dringliche Thema CO2-Reduktion.

00:12:17: Und das ist auch der klare Fokus des Fight for Greens, also des Aktienfonds. Und das bestimmt auch das nachhaltige Investitionsziel.

00:12:25: Nun muss man aber sagen, dass bei einem Artikel 9-Fonds, also einem Nachhaltigkeitsfonds, der nach der SFDR eben als nachhaltiger Fonds auch bezeichnet werden darf,

00:12:35: bei einem solchen Fonds müssen gewisse Mindeststandards eingehalten werden. Das war dieser zweite Selektionsschritt, diese

00:12:41: Mindestausschlüsse und die Mindeststandards des BVI. Ergänzt werden diese bei Artikel 9 Fonds um die PAIs,

00:12:49: also die wesentlichen nachteiligen Auswirkungen, wo bestimmte Indikatoren zur Messung anfallen. Und das betrifft eben auch die Biodiversität.

00:12:57: Das heißt, der Fight for Green Fonds muss auch die Mindeststandards in Sachen Biodiversität festhalten und permanent erfüllen,

00:13:06: laufen die ganze Zeit. Ja, es ist ein Nachhaltigkeitsfonds, der muss das erfüllen. Nächstes zu trotz liegt der Fokus auf die CO2 Reduktion.

00:13:12: Also wir erfüllen die Mindeststandards mit, aber der klare Fokus CO2 Reduktion ist eben Sinn und Zweck des Fonds,

00:13:20: weil völlig richtig gesagt, dass momentan das dringlichste Thema ist. Hier müssen wir am schnellsten anpacken. Die Emissionen müssen einfach runter.

00:13:27: Und das ist auf jeden Fall vorzugswürdig und demzufolge auch Fokus im Fall von Green. Wenn wir mal den Kundenkreis anschauen, also wer so in euren Fonds investiert, kennt ihr die ganz gut?

00:13:40: Sind das jetzt mal in Schubladen gesprochen, sind das dann Weltverbesserer, die irgendwie alle die Grünen wählen und irgendwie eine Hippie-Vergangenheit haben? Oder ist das auch einfach wirtschaftlich interessant?

00:13:53: Also wenn du mal reinschaust, wer investiert so? Genau, also wir. haben für den Fall für Green zwei Tronchen, eine institutionelle Tranche und eine Retail-Tranche.

00:14:03: Und diese zwei Tronchen bilden auch unseren Kundenkreis, sage ich mal. Oder beziehungsweise der größte Teil unserer Investoren ist momentan auch auf institutioneller

00:14:12: Seite, was einfach daran liegt, dass ein junger Fonds zum Start eine gewisse Mindestsumme an der Anfangskapital aufweisen muss, um überhaupt an den Start gehen zu können.

00:14:22: Das führt dazu, dass gerade in der Anfangszeit… dass institutionelle Geld am wichtigsten ist, darauf auf der Fokus liegt und deswegen

00:14:30: momentan im Fight for Green diese Tronche auch noch am stärksten gefüllt ist. Eine kurze Frage mal dazwischen. Was sind Beispiele für institutionelle Anleger, damit man einfach nur mal was so was ein bisschen

00:14:41: greifbar hat? Genau, also in unserem Fall sind institutionelle Anleger Vermögensverwalter und Family Offices. Es sind aber eben auch Versorgungswerke, Stiftungen, Bistümer, Kirchen, Banken.

00:14:55: Versicherung, Pensionskassen, ETC. Also die institutionelle Investoren sind halt Finanzinstitute, die, ja, sage ich mal, ein bisschen mehr Geld haben

00:15:04: als, ja, manch ein Retail-Investor in der Regel. Ja, also was einfach, wie gesagt, gerade für die Anfangszeit super wichtig ist,

00:15:12: solche Kontakte zu haben und diese auch zu pflegen, weil sie eben die Eintrittsbarriere darstellen.

00:15:19: Man muss zunächst einen gewissen Grundkapitalstock aufbringen für den Fond. Das ist ja auch gar nicht so schlecht, wenn man halt gerade das ganze Thema Stiftung,

00:15:26: die müssen ja auch irgendwo hin mit ihrem Geld und die müssen ja auch trotzdem damit was erwirtschaften und also insofern würde ich das ja gar nicht.

00:15:33: Jetzt also diese klassischen Anleger, also was weiß ich, wie wir beide oder halt Hörer, Hörerinnen oder vielleicht auch Unternehmen, die halt irgendwie kleinere

00:15:45: Anlagen haben. Es ist einfach ein anderer Anlegerkreis. Das ist genauso wichtig wie auf diese großen Summen und die großen institutionellen Anleger.

00:15:57: Das ist auch eine Form, dass viel Gutes mit dem Geld passiert bzw. weniger schlecht ist. Total, ja. Das sehe ich genauso, weil viel Geld schafft viel Impact.

00:16:09: Das ist das Prinzip von so einem Investmentfonds. Von daher, das kann man nur unterstreichen, völlig richtig.

00:16:16: Also ich hatte am Anfang auch ein Stück weit Sorge, dass das vielleicht ein, ja, ausschließlich institutionelles Produkt wird, weil die Vorbehalte seitens der, sage ich mal, damaligen Mitbestreiter

00:16:28: von mir in Sachen Nachhaltigkeit schon hoch waren. Also jetzt auch so nach Rücksprachen wird das immer nicht nur positiv betrachtet, dass

00:16:36: man versucht, über den Kapitalmarkt was zu bewegen. Demzufolge war es am Anfang gerade im Retail-Bereich ein bisschen holprig,

00:16:44: aber durch Akquise-Formate konnten wir schon mittlerweile ein paar 34 F-ler onboarden, die ja wiederum Privatkunden als Kunden haben und haben auch so schon,

00:16:56: also ich persönlich mit Retail-Kunden, Gespräche geführt. Also das füllt sich auch sukzessive. Aber ich sage mal, die Vorbehalte im Retail-Bereich sind aufgrund dieser ganzen Greenwashing-Skandale halt enorm hoch,

00:17:07: was ich auch total nachvollziehen kann. Was auch ein Grund war, wieso der Fight for Green gestartet ist, dass man eben ein authentisches Finanzprodukt will, weil, das muss man einfach so sagen, gerade in der Vergangenheit, der

00:17:20: Investmentfonds auch viel getrickst wurde, viel versucht wurde, an Emotionen einzufangen, zu vermünzen. Und das hat Auswirkungen bis heute.

00:17:29: Wir merken ja politisch auch durch den EU-Green Deal. dass sich jetzt doch auch Regularien formulieren,

00:17:36: die es auch ein bisschen strenger machen, auch auf dem Kapitalmarkt. Also Banken, Es-Versicherungen etc. müssen zu jedem Zeitpunkt auch rechtfertigen,

00:17:44: wem leih ich denn so mein Geld, was passiert mit meinem Geld. Wie schätzt du das ein? Wie nimmst du das wahr?

00:17:51: Hilft euch das aktuell auch? Und wo siehst du vielleicht auch noch Nachholbedarf? Oder würdest du dir vielleicht noch mal andere Dinge wünschen

00:17:58: auf politischer Ebene? Also zunächst bin ich ein super großer Freund vom Sustainable Finance Action Plan, also dem Aktionsplan seitens der Europäischen Union, einfach weil er eine krasse Vorbildfunktion

00:18:10: hat für die internationale Bestrebung über den Kapitalmarkt, mehr Klimaschutz zu betreiben. Und man kann diesen Sustainable Finance Action Plan ja in drei große Kategorien einteilen.

00:18:23: Zumindest habe ich das bei der EVPA-Ausbildung gelernt. und zwar einmal in dem Bereich EU Taxonomie.

00:18:29: Das ist so ein bisschen das Herzstück des gesamten Sustainable Finance Action Plans. Dann gibt es Regularien im Bereich Offenlegungen.

00:18:36: Hier ist bekannt die CSRD, die ja gerade sehr aktuell ist, aber auch die SFDR, wo der Begriff Artikel 9-Fonds herkommt. Also eine ganze Reihe von Offenlegungsregularien,

00:18:48: die eben ganz klar Transparenz schaffen sollen für den Anleger. Und auf der Retail-Seite als auch auf der institutionellen Seite.

00:18:55: Und als dritten großen Block sind das die Tools, das was meines Erachtens nach eins der ersten Themen gewesen hätte sein müssen. Also die regulatorischen Standards. Wir sehen die technischen Details hinter diesen sehr abstrakten Wörtern, die ja häufig in Verordnungen festgeschrieben sind, aus.

00:19:13: Also solche Sachen wie der EU Climate Green Bond Standard beispielsweise oder die EU Benchmark Verordnung.

00:19:24: letztendlich auch die technischen Details klären, wann bestimmte Offenlegungen erfüllt sind oder eben nicht. Die drei Säulen sind es und ich bin sehr froh, dass die EU hier tätig geworden ist.

00:19:35: Ich bin auch ein großer Freund, gerade in Sachen der Offenlegungen, was die CSRD angeht, was die SFDA angeht und ja meines Erachtens nach hier die EU tolle Sachen geleistet.

00:19:47: Auf der anderen Seite, gerade bei den technischen Details Und das betrifft jetzt nicht nur die Tools, den EU Green Bond Standards, sondern insbesondere die Taxonomie mit den sechs Umweltzielen.

00:19:56: Gerade hier wurde enorm viel noch nicht reguliert und quasi schon festgeschrieben, die Unternehmen sollen dennoch schon berichten. Also von den sechs Umweltzielen sind bisher zwei technisch reguliert, vier fehlen immer noch.

00:20:08: Da gibt es den Vorschlag in diesem Jahr seitens der Europäischen Union, also besser gesagt der Kommission im April 2023. Das befindet sich momentan im Trilogverfahren, aber geklärt ist es immer noch nicht.

00:20:20: Man merkt, die EU versucht viel, hat doch schon viel gemacht, aber viele technische Details folgen noch. Und das ist ein Kritikpunkt, den ich habe, obwohl ich diese gesamte Unternehmung,

00:20:30: die Sustainable Finance Action Plans super finde, dass viele technische Details einfach unklar sind. Und deswegen eigentlich in dieser Übergangssituation, wo das noch nicht geregelt ist,

00:20:40: enorm viel Raum für Greenwashing ist. Ja, das sehe ich höchst problematisch an. Nichtsdestotrotz muss irgendwann damit angefangen werden.

00:20:47: Und die EU hat sich nun mal auf die Fahnen zu schrieben, damit zu gestarten. Und ja, jetzt gehen wir diesen Weg. Also ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden damit.

00:20:54: Interessant, wenn ich mal so gucke, ihr betreibt ja relativ viel Aufwand jetzt eben die Unternehmen, die ihr auswählt, auch tatsächlich halt zu tracken und eben auch individuell zu gucken.

00:21:03: Vorwärts, rückwärts, rechts und links und im Kreis. So wie ich das jetzt verstanden habe, ob das das Richtige ist.

00:21:11: und ob das auch wahrhaftig ist und ob die Themen auch wirklich einen Impact haben oder das Geld, das ihr investiert, auch wirklich einen Impact habt.

00:21:20: Wenn man das jetzt mal ein bisschen in groß denkt, gibt es natürlich entsprechende Regularien, aber es besteht ja nicht für jeden, also ihr könnt hier noch nicht in jedes Thema komplett

00:21:31: reingehen, ihr könnt ja nicht bei jedem Unternehmen, sage ich mal, eine Umwelt, due diligence machen, um dort tatsächlich in alle Bücher zu schauen.

00:21:39: Das bedeutet, ihr müsst euch ja auch auf Standards verlassen. Dort gibt es ja eben auch entsprechende Regelwerke und da gibt es ja sicherlich auch Tools, die

00:21:49: euch wiederum helfen. Was sind das denn? Datenbanken oder gibt es da irgendwas dahinter, wo ihr nachgucken könnt, wie es um die Unternehmen gestellt ist? Und welchen Eindruck hast du davon?

00:22:00: Ja, also das ist ein sehr großes Thema, die Datenbanken und Datenprovider, die momentan eine enorm hohe Macht haben. Also das stimmt, bestimmte Standards kann man nur erfüllen mit einer Handvoll Datenprovider.

00:22:14: Idealerweise hat man gleich eine Handvoll, denn das ist das erste große Thema. Es gibt eine Handvoll Datenprovider, die aufgrund dieser mangelnden Regulierung in

00:22:23: die Technischen Details häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Ja, also eine Volkswagen kann nach dem Bewertungssystem ISS ganz anders dastehen

00:22:32: als nach dem Bewertungssystem System Analytics und nochmal ganz anders dastehen nach dem Bewertungssystem MSCI. Das ist ein wenig das Problem, dass deswegen die Kritik von eben der Frage nach Detail

00:22:44: Details, das führt eben dazu, dass bestimmte Indikatoren zwar schon bestehen, aber die Messung dieser Indikatoren in Detail Details absolut unklar ist und man sich als ESG-Analyst

00:22:56: eher nicht im Rahmen der Regulatorik bewegt, sondern im Rahmen der Meteologie hinter den einzelnen Datenprovidern. Ja und das ist, sage ich mal, eigentlich nicht Sinn und Zweck der Sache.

00:23:07: dass man eben eine Handvoll privater Unternehmen hat, die eben Indikatoren mit technischen Details selbst bestimmen und die dann eben anwendet, das kann nicht gewollt sein.

00:23:15: Und nichtsdestotrotz ist man trotzdem ein Stück weit durch die Regulaturik verpflichtet, eben genau auf diese Datenprovider sich zu stützen, weil man eben bestimmte

00:23:25: Offenlegungskriterien darlegen muss, gerade als Artikel 9-Fonds. Und wir, das kann ich jetzt mal sagen, wir benutzen zwei Datenbanken, wo wir

00:23:34: lediglich dieses Negative Screening vollziehen. Das ist einmal MSCI, einfach weil die Datenbank mit einer der umfangreichsten ist.

00:23:42: MSCI ist ein etablierter Player. Und wir uns sicher waren, dass MSCI auf jeden Fall auch noch in drei, vier Jahren als Datenprovider bestehen wird, wohingegen das bei möglichen

00:23:53: Kleindatenanbietern eher problematisch ist. Und dann hat man ein Riesenproblem, wenn man den Investmentfonds

00:23:58: auf einen Datenprovider stützt und der fällt in zwei, drei Jahren weg. dann muss man ganz, ganz viel ändern, was eher problematisch ist.

00:24:05: Deswegen als Hauptscreening benutzen wir die MSCI Datenbank. Ganz, ganz wichtig, nicht die MSCI Ratings, sondern die Datenbank dahinter,

00:24:13: worauf sich die Ratings dann stützen. Und wir benutzen weiterhin ESG+. Das ist ein Datenprovider aus Österreich, der ist ein bisschen kleiner.

00:24:21: Cleanvest ist ein Modul von denen, welches ganz bekannt ist. Das ist nur eine zweite Datenbank, die wir zum, ja, ich nenne sie mal, Hatching nutzen.

00:24:29: also um eine möglichst breite Datenbasis zu haben, auf die wir dann Entscheidungen treffen können. Unser Kernstück ist aber eben die Datenbank der Science-Based-Targets-Initiative.

00:24:38: Das ist sozusagen die dritte Datenbank, die aber ganz anders arbeitet, die auch open source ist, wo man kein Geld dafür bezahlt. Und man braucht als Homemanager oder Fondsinitiator für so eine Nachhaltigkeitsfonds,

00:24:51: das hatte ich schon gesagt, eben einen Grundstock von Daten, sage ich mal, Das, was den Fight for Green, den Nachhaltigkeitsfonds, ja auch ausmacht, für diese CO2-Reduktion,

00:25:04: stütze ich mich aber auf keinen Datenprovider, sondern dann gehe ich wirklich selbst in die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen rein, nehme dort die Daten, also

00:25:12: kopiere die raus, verlinke die, wo ich das herhabe, mache Screenshots, weil ich das quartalsweise unserer Fondsgesellschaft offenlegen muss, wie ich das gemacht habe.

00:25:21: Also da verlassen sie mich dann, wenn es dann um die konkreten Sachen geht, wo es wirklich, wo der Fokus liegt von uns, da verlassen sie mich auf keinen Datenprovider,

00:25:28: sondern wenden meinen Kopf selbst an. Ja, du bist ja einmal schon kurz darauf eingegangen, dass irgendwie auch aus Emotionalität dann oft irgendwie auch wieder Geld gemacht wird etc.

00:25:37: Und ich finde, man sieht hier halt auch wieder diese Ruhe, Komplexität und wo man sich reindrillen muss und der Unterschied zwischen Datenbanken.

00:25:44: Also ich frage mich so immer, wie soll man das denn jetzt als Individuum sozusagen irgendwie durchflicken an irgendeinem Punkt?

00:25:50: und wirklich guten Gewissens eben sein Geld auch irgendwo anlegen etc. Ich finde es weiterhin schwierig, also ich finde auch diese ganze Versicherung etc.

00:26:00: Es hat irgendwie immer so einen Geschmäckl. Wie nimmst du es denn so allgemein wahr und was würdest du denn auch empfehlen, wenn

00:26:08: ich jetzt irgendwie ein bisschen Geld über habe oder eben auch aus einer Unternehmenssicht irgendwie Entscheiderin bin? Und wir wissen ja auch, wie wichtig Kapital ist,

00:26:17: und was sich damit eben alles Gutes, aber auch Schlechtes anrichten kann. Was würdest du denn empfehlen, wie kann man sich dem dann auch nähern,

00:26:23: um ein gutes Gefühl zu bekommen, ohne eben jemanden abzustellen, der erst mal zwei Wochen Recherche betreibt?

00:26:29: Ja, also es gibt ganz grundsätzlich die Notwendigkeit zu differenzieren zwischen Privaten und Unternehmen. Also ich glaube, Unternehmen kommen gar nicht drum rum,

00:26:37: sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, wenn sie eine gewisse Größe erreichen, einfach weil sie auch eine gewisse Verantwortung dann haben.

00:26:43: Also man muss als, sage ich mal, kapitalstärkeres Unternehmen mit einer gewissen Anzahl von Mitarbeitern bestimmte Nachhaltigkeitsindikatoren offenlegen.

00:26:52: Ja, das sagt halt die CSRD. Das heißt, solche Unternehmen sind gut daran geraten, sich eine Nachhaltigkeitsbeauftragte zu bestellen und ja, diese Regulatorik, wie auch sonst immer, sei es Geldwäsche, Transparenzregister

00:27:04: oder, oder, oder, ja, einfach umzusetzen. Man kommt nicht drum rum, man muss es machen. Kleinere Unternehmen können sich natürlich profilieren, indem sie bestimmte Nachhaltigkeitskriterien,

00:27:14: die sie verfolgen, eben nach außen stellen. Meines Erachtens nach kann man das aber auch lassen.

00:27:19: Weil man sollte als kleines Unternehmen den Fokus haben, meiner Meinung nach auch als Unternehmer groß zu werden. Und dann ist man früh genug damit konfrontiert, bestimmte Daten offen zu legen, etc.

00:27:31: Von daher finde ich, sollte ein kleiner Unternehmen sich auf das Wachstum konzentrieren und Nachhaltigkeit eben dann. in die Hand nehmen, wenn sie eine Bedeutung haben und dann eben auch verantwortlich für

00:27:43: bestimmte Schäden sind, wie CO2-Schäden, ETC. Als Privater, und das ist ja eigentlich die interessante Frage, was ich als Privater tun

00:27:51: kann, möchte ich natürlich überhaupt niemandem vorschreiben, irgendwas zu machen oder sonst irgendwas und jeder sollte auch das machen, was er möchte.

00:27:57: Nichtsdestotrotz ist es so, dass ich finde, dieser Begriff Nachhaltigkeit viel zu emotional gepackt wird. Also das konkreteste Beispiel, was mir immer einfällt, ist der in der europäischen Luftverkehr.

00:28:10: Es gibt ja diesen Flugscham, den viele haben, den teile ich auch. Bei internationalen Flügen kann ich das total nachvollziehen, dass man sich Vorwürfe macht,

00:28:19: wieso ist man jetzt von Deutschland nach, ja, keine Ahnung, nach Chile geflogen oder sonst irgendwo hin. Das kann man als problematisch sehen, das ist auch problematisch.

00:28:29: Aber wenn es dann so weit geht, dass man sagt, ich finde es problematisch, jetzt von Frankfurt nach Helsinki zu fliegen. Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen, weil da haben wir einen Mechanismus,

00:28:38: die Verschmutzungsrechte in Sachen CO2, wo der innereuropäische Luftverkehr drunterfällt. Und so eine Irrationalität müsste man eigentlich bei jedem Produkt haben.

00:28:46: Immer wenn ich in den Supermarkt gehe, ETC, überall fallen CO2-Emissionen an. Die viel wichtigere Frage ist, ob es dafür einen Mechanismus gibt,

00:28:53: was diese Verschmutzung, diese Zerstörung wieder kompensiert. Und das haben wir mittlerweile für den innereuropäischen Flugverkehr durch den ETS 1,

00:29:02: also den European Trading System 1, der eben genau darauf abstellt, der wird es erweitert auf den ETS 2. Also ich will sagen, als Privater tue ich gut dran, rational zu bleiben, nicht emotional zu handeln.

00:29:13: Und wenn es in Sachen Geldanlagen geht, muss man bewusst sein, dass Geld perspektivisch immer eine Verantwortung in sich trägt. Wenn ich das auf dem Bankkonto liegen habe, ist es so, dass dieses Geld eben weiter genutzt wird, auch wenn ich es nicht anfasse.

00:29:26: Und ich natürlich selbst die Entscheidung habe, wo ich mein Geld gerne parken möchte. Ja, und das können eben Nachhaltigkeitsfonds sein, das können aber auch andere Produkte sein.

00:29:35: Es gibt ja mittlerweile über die Möglichkeit von AIFs eben auch Projekte mit zu finanzieren. Über den Green Bond Standard, über den vielleicht noch reden, kommen wieder neue Sachen hinzu.

00:29:45: Also ich bin im privaten Bereich immer gut daran, rational zu denken, nicht zu emotional zu handeln und sich wirklich damit zu beschäftigen, weil ein bestimmtes Vermeiden von bestimmten Sachen

00:29:56: macht halt meines Erachtens nach immer nur dann Sinn, wenn es... letztendlich wirklich einen Impact hat. Wenn ich weiß, Flüge finden statt, das ist schon

00:30:05: im Rahmen dieser CO2-Verschmutzungsrechte vorgesehen, dann wird das verschmutzt ohnehin. Auch wenn ich mich nicht in das Flugzeug setze, dieses Flugzeug wird fliegen, weil Verschmutzungsrechte

00:30:14: dafür vorgesehen sind. Da merkt man schon, das wird schon wieder sehr emotional und da werden sich bestimmt auch wieder viele... viele welche daran stören, aber das braucht die Debatte auch, ein Stück weit Offenheit

00:30:26: und Rationalität und eben nicht, dass man so eine Debatte rein emotional begleitet. Ja, es ist ein spannendes Thema, könnte man sicherlich halt auch nochmal ausgiebig diskutieren,

00:30:35: was natürlich auch mit Angebot und Nachfrage und so weiter wiederum zu tun hat. Das natürlich eben auch nochmal eine Facette ist dabei und das natürlich auch gleich

00:30:42: wiederum eine Wirkung hat, wenn halt auch andere Verkehrsmittel nachgefragt werden, eben halt natürlich eben auch für entsprechende Prioritäten.

00:30:48: Also insofern mal. Da gibt es auch unterschiedliche Diskussionen, die man sicherlich beim Kaffee noch mal ausgiebiger diskutieren könnte. Aber vielleicht noch mal diesen Punkt, tatsächlich Green-Bonds-Standard.

00:30:59: Meike du hast ja eben gefragt, was kann ich denn jetzt eigentlich tun? Na klar, kann ich jetzt halt in einem nachhaltigen Fond, also mich über nachhaltige Fonds, mir Gedanken machen.

00:31:12: Der eine oder die andere. Denkt ja auch bei ETFs nach, dann gibt es ja auch ESG-Screened, dann gibt es ja halt dann irgendwie halt dann eben die Möglichkeit, sich halt dann irgendwie auch in irgendeiner

00:31:22: Form tatsächlich zu beteiligen an Unternehmen. Was hat denn da die EU, gibt es da auch irgendwelche Hilfsmittel, wo ich sagen kann, okay, da

00:31:35: kommen halt irgendwelche Dinge, die es mir vielleicht ein bisschen leichter machen, da haben wir auch tatsächlich zu gucken, okay, hat das jetzt auch Sinn und Zweck oder …

00:31:44: Wie gehe ich jetzt einfach an, wie gehe ich daran? Genau, das ist ein super aktuelles Thema, ein super aktuelles Thema, weil es im letzten

00:31:50: Monat erst abschließend reguliert wurde bzw. nahezu abschließend. Und zwar der Green Bond Standard seitens der Europäischen Union ist ja schon seit dem

00:32:00: 6. Juli 2021 geplant. Da hat die EU-Kommission ihren Vorschlag erbracht. Und jetzt am 23. Oktober hat der Ministerrat im Trilogverfahren dem Ganzen auch zugestimmt als letztes Gremium.

00:32:12: Das heißt, momentan wird es unterzeichnet und veröffentlicht im EU-Amtsblatt, tritt dann 20 Tage später in Kraft. Das heißt, es dauert nicht mehr so lange.

00:32:23: Im Dezember wird der ganze EU-Green Bond-Standard noch in Kraft treten und zwölf Monate später dann zur Anwendung kommen.

00:32:29: Und dieser EU-Green Bond-Standard führt einfach dazu, dass mir genau oder bzw. dass genau da angesetzt wird. Wenn ich mich als privater Investor, also auf dem Sekundar...

00:32:39: auf dem sekundären Markt herumtreibe und gerne Green Bonds kaufen würde, dann ist mir das jetzt sehr einfach möglich, weil ich einen Standard habe,

00:32:49: welcher eben so standardisiert ist, dass ich mir sicher sein kann, meine Investitionen in eine solche grüne Anleihe,

00:32:55: damit werden wirklich taxonomiekonforme Sachen verfolgt, also Initiativen verfolgt. Das ist schlichtweg die Voraussetzung des EU-Green Bond Standards.

00:33:05: dass man eben Finanzierungsprojekte hat, die der Taxonomie entsprechen. Und hier ist es eben so, dass ich mir dann sicher sein kann, wenn ich ein solches Produkt

00:33:15: kaufe, welches auf den EU Green Bond Standard referenziert, dass ich eben genau transparent habe, was habe ich jetzt an Geld gegeben, was ist mein Investment, was für eine Rendite

00:33:26: erwirtschafte ich dadurch und zudem, was finanziere ich denn damit? Denn diese Transparenz hat man durch den EU Green Bond Standard alle Fälle.

00:33:35: Wir haben tatsächlich schon echt ein paar Minuten überzogen. Das ist schon länger nicht mehr passiert, dass wir überhaupt nicht mehr auf die Uhr geguckt haben.

00:33:42: Deswegen an der Stelle schon mal vielen Dank an deine Zeit. Und am Ende geben wir unserem Gast immer noch die Möglichkeit, ein Appell loszuwerden.

00:33:51: Das heißt, falls du irgendwie einen Punkt nochmal unterstreichen möchtest oder noch was nicht loswerden konntest, dann ist jetzt nochmal deine Gelegenheit. Ja, mein Appell an die Unternehmen wäre, das Thema Nachhaltigkeit sukzessive zu integrieren.

00:34:03: weil es einfach nicht wieder weggehen wird. Möglicherweise ist momentan seit Ausbruch des Ukraine-Krieges

00:34:09: das Interesse bzw. das Thema Nachhaltigkeit in den Hintergrund gerückt. Nichtsdestotrotz geht die Regulatorik weiter.

00:34:16: Der EU-Gewinn-Bond-Standard ist nicht der letzte Punkt, der auf der Pipeline in Sachen Regulatorik steht.

00:34:21: Deswegen ist man als Unternehmen gut dran beraten, jetzt schon eben Sachen umzusetzen, zu integrieren.

00:34:27: Nachhaltigkeit wird nicht wieder weggehen. Dem ist so. Absolut. Wilhelm, vielen lieben Dank für deine Zeit und diesen sehr spannenden Austausch.

00:34:35: Und dadurch auch in Hamburg, sitz vielleicht bald mal auf dem Café in Person. Ja, super gern, super gern. Danke dir, Wilhelm.

00:34:49: Nils, wir haben mit Wilhelm gesprochen und uns mal wieder mit Kapital, Geld, Kapitalanlagen beschäftigt. Das ist ja was, was sich wirklich auch durchzieht so ein bisschen bei uns, aber eben weil es auch diesen Riesenhebel hat.

00:35:01: Wie fandest du es denn? Was nimmst du mit? Ich fand es spitze, weil es irgendwie so ein Rabbit Hole war. Also es sind sozusagen einfach so viele Themen.

00:35:09: Man tauchte halt dann irgendwie so ein und eben auch nochmal in dieses Regulatorikthema reinzugucken und dann halt dann auch nochmal die Komplexität. halt irgendwie auch sich nochmal anzuschauen und gleichzeitig, dass es eben auch aktuell

00:35:23: noch relativ viel guten Willen braucht, um dort halt irgendwie auch das trotzdem halt irgendwie so zusammenzubauen, dass halt was Vernünftiges dabei rauskommt und viel Engagement

00:35:34: braucht. Also das habe ich halt für mich mitgenommen und da bin ich natürlich froh, dass es halt Menschen gibt, die da halt so eine absolute Passion für haben und das für dringlich

00:35:42: erachten, um genau eben dieses Engagement halt irgendwie zu zeigen. und gleichzeitig aber auch zu sehen, dass nach und nach dieses Rahmenwerk sich mit Leben füllt.

00:35:55: Das bedeutet, der Plan ist da. Viele Sachen sind halt einfach noch nicht durch beschrieben, fertig reguliert, aber es kommt halt in wie Step by Step.

00:36:08: Und was ich mir gleichzeitig wieder so vor Augen geführt habe, ist, wie kommt... einfach dieses ganze thema geld und geld anlage und so weiter ist ich komme

00:36:21: da immer so vor so ein bisschen wie so ein naja also wie manchmal so wenn ich halt so in techie fachbegriffe abdrifte wie das mein umfeld halt vielleicht

00:36:33: da wie aus steht mit ordensschlag hat so stehe ich halt hier und muss halt wirklich mich wirklich konzentrieren um die themen halt um hier einzusortieren

00:36:42: und da halt wie folgen zu können. Also da ist halt auch einfach immer noch echt viel Übersetzungsleistung notwendig, um dieses ganze Thema auch wirklich massenkompatibel halt irgendwie zu machen

00:36:53: und eben auch eine bewusste Entscheidung fällen zu können, eine informierte Entscheidung fällen zu können.

00:37:00: Also das auch irgendwie objektivieren zu können und nicht nur aus dem Bauch heraus. Und das ist ein wahnsinniges Trust-Thema, eben weil es so komplex ist.

00:37:08: Also. Also geht mir relativ viel im Kopf rum. Ja, aber echt spannend. Wie fändest du es denn? Ähnlich. Also ich bin froh, dass jetzt Mittagspause ist und ich kurz das alles

00:37:20: verarbeiten kann. Es ist schon einfach, ja, ich würde mich jetzt wiederholen, aber es ist natürlich schon einfach massiv komplex. Und was ich halt noch cool finde, ist halt auch hier,

00:37:30: das System zu nehmen jetzt, wie es ist, und zu versuchen hier nach und nach diesen Wandel halt auch herbeizutreiben und sich eben...

00:37:38: wie jetzt in dem Fall, dann auch noch als Fonds dieses Ziel eben zu setzen, wirklich in diese CO2-Reduktion auch wirklich mit einzusteigen

00:37:46: und danach auch so ein bisschen den Fonds mit auch zu, ja, zu, ein Ziel noch drauf zu setzen und so. Das finde ich eigentlich ganz cool, machen wahrscheinlich auch schon andere.

00:37:56: Ich habe es so noch nicht gehört, aber es ist auch nicht so die Welt, in der ich so total mich wohlfühle, wie muss ich auch zugeben.

00:38:02: Aber ja, es braucht's und ich bin mir sicher, das war nicht die letzte Folge irgendwie in dem Kontext. Und wer weiß, wir sind ja irgendwann auch mal vielleicht kleine ExpertInnen auf dem Thema,

00:38:14: weil wir ja einfach so einen tollen Austausch bekommen. Und ich finde es cool, dass wir mal wieder ein bisschen einsteigen konnten.

00:38:21: Vielen Dank. Danke dir, Nils. Ich freue mich schon aufs nächste Mal. Bis dann, Meike.