Mehr klimaresiliente Wälder in Deutschland mit Pina Earth | Dr. Gesa Biermann

Shownotes

Unsere Learnings aus der Folge:

  • Es braucht privatwirtschaftliche Investitionen, um den Wald wieder so umzubauen, dass er gesund und kräftig ist
  • Der Wald übernimmt viele Aufgaben, wie CO₂-Speicher, Lebensraum für Tiere, aber auch Erholungsgebiet für uns Menschen
  • Der Fokus auf Wirtschaftlichkeit hat der Klimaresilienz des Waldes geschadet und diese gilt es wieder herzustellen durch eine Restrukturierung

Gliederung der Folge:

  • Der Status des deutschen Waldes (06:25)
  • Der staatliche und der private Wald (09:08)
  • Die Klimaresilienz des Waldes (10:18)
  • Messbarkeit des Impacts (14:42)
  • Die Wald-Lobby (18:25)
  • Über das Angebot von Pina Earth (19:31)
  • Der staatliche Wald (21:40)
  • Umweltverträgliche kommerzielle Nutzung von Wäldern (23:36)
  • Der Gründungsprozess von Pina Earth (25:48)
  • Qualitätsmerkmale von Kompensationsprojekten (29:20)

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Viel Spaß bei der 121. Folge von CEO2-neutral!

Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia

Transkript anzeigen

00:00:00: Musik

00:00:19: Moin und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO2 Neutral. Wir begrüßen euch wie immer zu unserem Austausch mit spannenden Gästen dazu, wie sich denn

00:00:27: Unternehmen, UnternehmerInnen und auch MitarbeiterInnen zu einer Reise anschließen können, so mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen und das auf jeglichen Ebenen, ökonomisch, ökologisch

00:00:36: sowie sozial. Wir als PHAT CONSULTING befinden uns auch schon seit einigen Jahren auf der Reise und da nehmen wir euch mit. Am Ende glauben wir fest daran, dass es nur gemeinsam geht

00:00:45: und dass es auch nur durch den Austausch und das gemeinsame Lernen funktioniert. Das braucht schließlich alle. Wir, das sind wir, Nils und ich. Moin, Nils, wie geht's dir?

00:00:54: Meike, mir geht's sehr gut. Ich hatte heute einen schönen Tag, ich hab Toni in die Schule gebracht. Dann wurde da gesungen. Irgendwie sträube ich mich immer so ein bisschen gegen dieses Weihnachten.

00:01:05: Ich komm da gar nicht so richtig rein. Wahrscheinlich... muss ich jetzt mal so ein bisschen meinen Widerstand aufgeben.

00:01:11: Und wenn ich das denn auch tue, dann gefällt es mir irgendwie doch ganz gut. Also insofern komme ich so allmählich so in diese Weihnachtsstimmung

00:01:20: und bin mal gespannt, wann unser Stress so ein bisschen abfällt. Aber irgendwie ist es gerade, ja, kann ich mich gerade ganz gut damit verbinden.

00:01:27: Wie geht es dir? Mir geht es gut. Ich bin schon, ich fahre bald nach Hause. Ich komme aus Ulm, ich bin ja Schwäbin. Da freue ich mich schon sehr drauf, dann zu Hause immer wieder zusammen sich so einmuggeln zu lassen und lecker essen von Oma und Mama und so.

00:01:42: Deswegen, ich kann es eigentlich kaum erwarten. Bin schon auch richtig im Fieber, um es sich zu geben.

00:01:48: Und vor allem freue ich mich immer auf die nächste halbe Stunde. Unseren Gast, wen haben wir denn hier jetzt?

00:01:53: Ja, wir haben Gesa zu Gast und Gesa, du hast ja deine... Karriere im universitären Umfeld beim Center for Digital Technology and Management, also

00:02:05: das CDTM in München begonnen, wo du auch promoviert hast, und zwar zum Thema nachhaltiger Lebensmittelkonsum. Du bist dann danach der Nachhaltigkeit treu geblieben und hast das Climate Tech

00:02:17: Pina Earth gegründet. Und so viel vorweggenommen mit dem Unternehmen kümmert ihr euch um den Wald in Deutschland. Da geht es halt um Aufforcen. Wir werden viel über Wald erfahren.

00:02:29: Vielleicht noch mal der ganze Name ist Gesa Biermann. Herzlich willkommen Gesa. Dann sind wir jetzt noch Dr. Gesa Biermann.

00:02:36: Herzlich willkommen Gesa. Wie geht's dir denn? Vielen Dank für die Einladung. Ja, auch schon so ein bisschen in Vorw würde ich sagen,

00:02:43: haben aber auch noch einiges auf der Platte, was wir jetzt in den, sage ich mal, den letzten paar Tagen vor Jahresende noch abschließen wollen.

00:02:51: Deswegen Motivation im Team noch hoch, aber alle haben schon währenddessen Weihnachtspullis an. Also das ist eine ganz schöne Mischung.

00:02:59: Wir starten ja immer mit der ersten Frage, nämlich wie du zum Thema Nachhaltigkeit gekommen bist. Würdest du sagen, es war schon immer bei dir Thema, das zieht sich durch, gab es einen entscheidenden Moment bei dir,

00:03:09: kannst du uns da so ein bisschen teilhaben lassen? Ja, super gerne. Nils hat das ja schon kurz angeschnitten.

00:03:14: Ich bin schon eine Weile im Nach unterwegs, mittlerweile schon knapp zehn Jahre. Jetzt fange ich auch an, mich so langsam allzu fühlen, wenn ich das erzähle.

00:03:25: Bei mir ging es los mit meinem Masterstudium an der TUM, das hieß Sustainable Resource Management. Was ich da super toll fand, es war sehr hands-on, zumindest für ein universitäres Studium, würde ich sagen.

00:03:37: Also wir haben Landwirte besucht, wir haben in den Kursen Bodenökologie, zum Beispiel selber Bodenprofile in Wäldern, ausgebuddelt. Das fand ich total toll, dass es eben sich so angefühlt hat, dass man...

00:03:48: sehr physisch damit auseinandersetzt. Wie entstehen denn zum Beispiel eigentlich Lebensmittel? Was hat unser menschliches Handeln für einen Einfluss auf den Planeten?

00:03:55: Und da bin ich so ein bisschen dran hängen geblieben. Ich hatte dann noch einen kleinen Zwischenstopp in der Strategieberatung

00:04:02: und bin dann Teil des Management Teams am CDTM geworden. Wie Nils schon gesagt hat, das steht for Center for Digital Technology and Management.

00:04:10: ein recht langer Name, der aber auch zum Glück zumindest einigermaßen deskriptiv ist. Es hat eben genau was mit der Schnittstelle von

00:04:16: Management und Technologie zu tun. Und parallel habe ich eben zu meiner Tätigkeit am CDTM an der LMU promoviert im Bereich nachhaltige Lebensmittelsysteme und fand das

00:04:27: auch total spannend, weil das auch eine der Riesenhebel ist, die wir haben. Wälder genauso, da kommen wir gleich noch drauf.

00:04:32: Und was mich da, glaube ich, schon immer fasziniert hat, ist, wie können wir verschiedene soziale und ökologische Probleme angehen, aber eben auf eine skalierbare Weise

00:04:41: mit Technologie. Einfach auch, weil uns so langsam ein bisschen die Zeit ausgeht. Deswegen finde ich da immer die Geschwindigkeit im Blick zu haben sehr, sehr spannend. Ich hatte

00:04:49: dann das Glück, dass ich, das war 2017, meinen jetzigen Mitgründer Florian am CDTM kennengelernt habe. Er ist selber Software Engineer, zeigt auch so ein bisschen wie interdisziplinär,

00:05:00: dass CDTM aufgestellt ist. Also ich mit Umweltwissenschaften Florian mit Software Engineering. haben dann eigentlich direkt schon diese Schnittstelle von Climate Tech abgebildet.

00:05:08: Und ja, so kam es dann langsam zu Pina Earth. Das ist ja, wenn man das mal rückblickend betrachtet, nicht unbedingt immer ein geradliniger Weg.

00:05:14: Und ich glaube, wir haben jetzt vielleicht auch nicht ganz die Zeit, ins tiefste Detail zu gehen. Aber es war zumindest nicht dieser manchmal romantisierte Heureka-Moment für uns,

00:05:24: sondern tatsächlich ein sehr strukturiertes Herangehensweise, wie wir auf die Idee von Pina Earth gekommen sind. Und was uns, glaube ich, genau an dem Thema CO2-Märkte fasziniert hat,

00:05:34: ist wieder sehr ähnlich. Sehr skalierbares Modell, tatsächlich auch ehrlicherweise das einzige, was wir aktuell haben,

00:05:39: um für Ökosystemdienstleistungen mal zu bezahlen und deswegen eben auch ein super wichtiges Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Und als wir dann rausgefunden haben,

00:05:49: dass es vor allen Dingen für kleinere Waldbesitzende super schwierig ist, an diesem Markt teilzunehmen, haben wir uns überlegt, dass wir genau dieses Problem

00:05:56: angehen wollen. Ja, mittlerweile sind es nicht mehr nur Florian und ich, glücklicherweise. Wir sind mittlerweile 20 Teammitglieder bei Pina Earth, haben in vielen Bundesländern

00:06:05: Waldklimaschutzprojekte auf die Beine gestellt, also auch schon gut vorangekommen in der Zwischenzeit. Ja, seit 2021, das ist ja schon allerhand. Noch mal eine Frage überhaupt, erst mal Wald.

00:06:15: Also wenn man jetzt mal auf den deutschen Wald sich anguckt oder auf den deutschen Wald schaut, wie ist es denn um den deutschen Wald bestellt?

00:06:25: Ja, super Frage. Der Wald ist wie gesagt ein sehr großer Hebel im Bezug auf Klimaschutz. Ungefähr ein Drittel des Planeten ist mit Wald bedeckt.

00:06:34: Das ist ziemlich enorm und Wald bietet super verschiedene Ökosystemdienstleitungen Das ist ein bisschen sperriges Wort. Was damit gemeint ist, ist so die Aufgaben,

00:06:44: die der Wald ja im Endeffekt macht für uns. Einmal ganz voran. Und das ist das, was eben auch bei uns im Zentrum steht, die Kohlenstoffspeicherung

00:06:51: Natürlich ist Wald auch Lebensraum für viele verschiedene Tierarten, sorgt für eine gesunde Trin ist Erholungsraum für Menschen, also hat so eine ganze Palette

00:07:00: an Dingen, die er für uns im Endeffekt kostenlos gerade zur Verfügung stellt. Aber vielleicht ist das eben doch nicht so kostenlos und das merken wir langsam auch

00:07:08: in Deutschland. Weil leider mittlerweile, da kamen jetzt nochmal kürzlich neue Studien raus, 455 Bäume krank sind. Das bedeutet, das Immunsystem des Waldes ist sozusagen geschwächt.

00:07:19: Das zeigt sich auch sehr konkret in den Zahlen, wenn man sich rückblickend anschaut, wie viel Wald wir leider schon verloren haben.

00:07:25: Das sind in den letzten fünf Jahren 500.000 Hektar. Jetzt kann man vielleicht mit 500.000 Hektar als Zahl nicht so viel anfangen,

00:07:32: um das bisschen in Kontext zu setzen. Das sind ungefähr 5 Prozent der Gesamtwaldfläche, die wir in Deutschland haben oder ungefähr zweimal die Fläche des Saarlandes.

00:07:41: Das, finde ich, hilft so ein bisschen zu verstehen, dass es doch eine sehr, sehr enorme Fläche ist, die wir verloren haben. Und im Vergleich zum internationalen Kontext, wo oft illegale Abholzung das Problem und die Ursache für solchen Waldverlust ist, ist das in Deutschland eben nicht so.

00:07:54: Bei uns ist das der Klimawandel und der eben zunehmend Trockenheit, Hitze, Dürre und auch Schäden durch Borkenkäfer mit sich bringt, was was zu diesem Ausfall von Flächen geführt hat. Bei uns sind da besonders Monokulturflächen davon betroffen.

00:08:10: Das heißt vornehmlich Fichte oder Kiefer, also Nadelholzwälder. die ursprünglich in diesem Monokulturszustand gebracht wurden,

00:08:17: um Holzproduktion zu maximieren, weil man sich immer so fragt, wie kam es denn überhaupt dazu, hat jetzt auch ein paar Dekaden lang gut funktioniert,

00:08:24: aber eben mit diesem zusätzlichen Druck durch den Klimawandel sind diese Monokulturen sehr, sehr klimagefährdet.

00:08:30: Und das ist eben das, sage ich mal, auch so ein bisschen die Mammutaufgabe, vor der wir gemeinsam stehen, drei Millionen Hektar Wald in Deutschland,

00:08:37: die in diesem Monokulturszustand sind, gemeinsam umzubauen. Was aber auch gleichzeitig für mich persönlich sehr motivierend ist, auf so was seine Karriere zu verwenden.

00:08:45: Ja, vielleicht nochmal bei den Zahlen nochmal zu bleiben. 3 Millionen Hektar von insgesamt, habe ich verstanden, 11 Millionen Hektar Wein, die es halt in irgendwie gibt.

00:08:55: Ja. Dann gibt es ja unterschiedliche Akteure im Wald, dann gibt es ja einen Staatswald oder der, ich sage mal, im staatlichen Besitz ist und im privaten Besitz. Wie ist denn das aufgeteilt? Das ist ganz grob ungefähr 50-50 aufgeteilt.

00:09:10: Wald, der von staatlichen Akteuren gehalten wird und Wald, der in Privathand ist, also von privaten Waldbesitzenden, gemanagt wird.

00:09:19: Und um welchen Teil ist es besser bestellt? Ja, das ist tatsächlich was, was mich auch ein bisschen überrascht hat.

00:09:23: Man kann es gar nicht so genau sagen. Also tatsächlich geht es den Staatswäldern per se nicht besser als den Privatwäldern, was man vielleicht erstmal, also da wäre ich zumindest erstmal bauc

00:09:33: von ausgegangen, weil dafür zumindest Steuergelder verwendet werden, um Staatswälder zu bewirtschaften. Da kommt es aber auch darauf an, welches Ziel gesetzt wird. Und hier war es eben genauso,

00:09:42: dass der Auftrag des Staatswaldes erstmal war, Holz zu produzieren und vor allen Dingen auch keine wirtschaftlichen Verluste zu machen. Das heißt, auch eine Investition in den Wald

00:09:51: ist dann manchmal schwierig, wenn ich vor allen Dingen schauen muss, dass ich keine Verluste erwirtschafte. Und so ist es dazu gekommen, dass auch ein Großteil der Staatswälder

00:09:58: in einem Monokulturzustand ist und eben tatsächlich genauso bedroht ist aktuell, wie viele der Wälder in priv Hand. Kannst du mal so ein bisschen beschreiben, was genau macht ihr jetzt in diesen Waldschutzprojekten,

00:10:10: was vielleicht auch anders im Gegensatz zu anderen und hier vielleicht nochmal dieses Stichwort Klimaresilienz mit einbauen? Ja, super gerne. Ich erzähle vielleicht erstmal nochmal kurz, was Pina Earth eigentlich so genau macht.

00:10:23: Genau, wir stellen gemeinsam mit Waldbesitzenden neue zertifizierte Klimaschutzprojekte auf die Beine, um eben Wälder in Deutschland klimaresilient zu machen.

00:10:32: Was bedeutet das? Es bedeutet, dass diese Projekte CO2-Zertifikate generieren können und durch diese Einnahmen über die Zertifikate wird das in den Wald reinvestiert,

00:10:41: um die Umbaumaßnahmen zu finanzieren. Das Besondere an dem Ansatz, hatte ich vorhin kurz schon in der Problemstellung angesprochen, ist, dass wir uns vor allen Dingen auf kleinere Waldbesitzende konzentrieren

00:10:52: und bei dem Projekttyp auf Monokulturen. Das heißt, aus diesen Monokulturen einen biodiversen Mischwald zu machen. Ich würde sagen, jetzt hole ich auch noch mal ganz kurz aus, um ein bisschen was zu erzählen zu den verschiedenen Projekttypen, die es überhaupt gibt im Bereich Wald

00:11:06: Am bekanntesten, denke ich, ist mit die Aufforstung oder Wiederaufforstung. Das heißt, man stellt einen neuen Wald auf die Beine, wo entweder vorher noch nie einer war oder wo eben einer kaputt gegangen ist und jetzt wird wieder aufgefrostet.

00:11:18: Es gibt die Stilllegung. Das bedeutet, man stellt einen Wald sozusagen unter Naturschutz, also nimmt ihn aus der kommerziellen Holznutzung raus oder er wird einfach generell nicht mehr abgeholzt. Dann gibt es verlängerte Umtriebszeiten. Das bedeutet, ein kommerziell genutzter Wald wird einfach länger stehen gelassen.

00:11:33: Und dann gibt es das Thema Waldumbau, auf das wir uns fokussieren, wo Wälder eben restrukturiert werden, sehr aktiv gemanagt werden, um in einen biodiversen Zustand zu kommen.

00:11:43: Und wir haben uns natürlich auch bei der Gründung von Pina Earth gefragt, okay, welchen Projekttyp sollten wir uns denn jetzt annehmen?

00:11:49: Was passt denn gut zum deutschen Kontext? Für das Thema Aufforstung, das ist zwar super wichtig, aber in Deutschland haben wir leider einfach nicht wahnsinnig viel Platz.

00:11:56: muss man ganz ehrlich sagen. Also wir sind ein super dicht besiedeltes Land. Das heißt, hier großartig aufzuforsten ist irgendwo einfach ein Platzproblem.

00:12:04: Das zweite Thema Stilllegung. Wenn wir uns anschauen, dass in Deutschland 97 Prozent Wirtschaftswälder sind, was auch eine Zahl ist, die mich bisher geschockt hat, als ich die zum ersten Mal

00:12:14: gesehen habe. Wir haben tatsächlich nur drei Prozent Naturwälder und die zu schützen ist natürlich super wichtig.

00:12:21: Aber dann haben wir trotzdem nur drei Prozent der Fläche irgendwie betrachtet. Und noch dazu kommt, wir brauchen ja auch den Rohstoff Holz.

00:12:27: Das ist auch was, wo ich nicht dafür bin, dass einfach das Problem ins Ausland zu verlagern. Wenn wir jetzt Großflächen stilllegen, dann muss das Holz ja auch woanders herkommen.

00:12:36: Das scheint mir auch nicht so richtig die Lösung zu sein. Bei verlängerten Umtriebszeiten, das heißt, man lässt quasi den Baum länger stehen und er wird später gefällt,

00:12:45: ist an sich auch keine schlechte Idee. Aber wenn dieser Wald jetzt sowieso schon im Klimarisiko ausgesetzt ist, also diese Nade über die wir schon kurz gesprochen haben,

00:12:55: dann ändert sich an diesem Risikoprofil auch leider gar nichts, ähnlich wie ich, wenn ich jetzt in der Monokultur stilllegen würde.

00:13:01: Und deswegen sind wir dann auf das Thema Waldumbau gekommen, weil wir gesagt haben, das kombiniert für uns zwei Sachen. Einmal ist hier eine sehr große Fläche betroffen.

00:13:08: Das heißt, wir haben eine Skalierbarkeit in diesem Projekttyp. Und es zieht eben darauf ab, das Klimarisiko zu verbessern.

00:13:15: Und dafür ist das Thema Diversität, wie in ganz vielen Bereichen, auch wieder eine gute Idee, auch im Wald. Und das betrifft eben einerseits die Baumarten.

00:13:24: dass man hier schaut, wegzukommen von dieser einen einzigen Baumart im Wald zu sehr viel mehr und gleichzeitig die Struktur des Waldes, dass man nicht nur Bäume hat, die alle im gleichen Alter sind,

00:13:34: sondern hier auch eine Diversität sozusagen in den verschiedenen Stockwerken, wenn man will, des Waldes. Und wie könnt ihr das dokumentieren bzw. nachweisen?

00:13:44: Also man hat ja auch über Zertifikate gesprochen. Und wenn ich hier über Zertifikate... Nachdenke, dann muss das ja auch in irgendeiner Form belegt werden, weil das war ja auch immer

00:13:52: ein großes Thema. Also ich finde das total spannend und wir lauschen sehr gespannt, weil wir eben gerade vor diesem Thema Kompensation immer wieder stehen und es irgendwie für uns einfach schwierig

00:14:06: ist zu greifen. Wie man das Thema angeht, wie ist der Impact, dann gibt er vielleicht ein paar Euro mehr aus pro Tonne CO2, aber will dann natürlich auch ein gutes Gefühl haben und will natürlich

00:14:21: irgendwie das auch gut, also nicht nur gutes Gefühl, sondern ich sage mal ein Stück weit Sicherheit auch haben, dass das Geld, was man da jetzt irgendwie investiert, in irgendeiner

00:14:32: Form der Natur keinen Berndienst dabei ist. Und da ist jetzt die Frage, wie kriegt man das jetzt hin?

00:14:39: Weil irgendwo fehlt mir ja die Tech-Komponente jetzt noch. Ja, auf jeden Fall. Also wie, sage ich mal, der Name CO2-Zertifikat auch schon sagt,

00:14:47: steckt da das Wort Zertifizierung mit drin. Und das ist für uns schon mal vielleicht als erste Unterscheidung

00:14:53: ein großer Unterschied zu Baumpflanzprojekten, die einfach einen Baum irgendwo hinstellen und man dann sich aber nicht

00:14:58: weiter darum kümmert, was passiert denn jetzt mit dem Baum. Eine Zertifizierung hat einfach noch ganz viel mehr Anforderungen.

00:15:05: Grundsätzlich wird das immer von den sogenannten Standards vorgegeben. Das kann ein ISO-Standard sein, das kann das Greenhouse Gas Protocol sein,

00:15:12: in Deutschland aber zum Beispiel auch der Waldklimastandard, der speziell für den deutschen Kontext noch mal Regeln vorgibt für Wald

00:15:20: Und was fällt unter die Standardkriterien? Das sind Dinge wie die Zusätzlichkeit, die Permanenz der CO2- aber zum Beispiel auch eine Überprüfung durch unabhängige Dritte.

00:15:31: Also unsere Projekte werden zum Beispiel auch immer noch mal von unabhängigen Dritten auditiert, also die Berechnung, die wir anstellen. Und damit eben ein Waldbesitzender ein CO2-Zertifikat ausgestellt bekommen kann,

00:15:43: muss man durch diese ganz verschiedenen sowohl qualitativen als auch quantitativen Kriterien durch. Das fängt an von der Prüfung der Teil ob man die erfüllt,

00:15:53: zum Beispiel nachzugucken, wem gehört denn überhaupt das Waldstück, ist das alles so rechtens. bis hin zur Messung und Überwachung des Waldkohlenstoffs.

00:16:01: Und was am Schluss daraus entsteht aus diesem Zert sind ungefähr 100 Seiten technische Berichterstattung.

00:16:06: Also man schreibt eigentlich fast jedes Mal eine Art Doktorarbeit pro Wald Und genau das ist genau das, was wir bei Pina machen,

00:16:14: diese komplexen Schritte, die man dadurch läuft, zu übersetzen in Software, um das Ganze reproduzierbar und auch automatisierbarer abzubilden,

00:16:23: damit wir das eben auch kleineren Waldbesitzern anbieten können. Du hast ja eben auch schon mal angesprochen, das Thema Holz sozusagen und da ja auch nochmal kurz diesen Nebensatz.

00:16:31: Na ja, das ist auch schon die Frage, will man das eben dann auch nur noch aus dem Ausland geschaffen etc. Und damit sind wir irgendwie auch bei kommerzieller Waldnutzung angekommen.

00:16:40: Ist das irgendwie in Deutschland, also ist das überhaupt möglich in großer skalierbarer Menge in Deutschland? Und wenn ja, ist das dann nachhaltig? Ja, ist eine super Frage.

00:16:49: Also. Ich glaube, wir müssen es irgendwie hinkriegen. Also wir müssen einen Weg finden, wie man hier mehr Hand in Hand mit der Natur wirtschaftet.

00:16:57: Ich meine, Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, wir brauchen den irgendwo. Und genau, wie gesagt, ich finde es keine gute Idee, das Problem ins Ausland zu verlagern

00:17:05: und zu sagen, es ist überhaupt nicht mehr unser Problem. Und daher müssen wir einen Weg finden, wie wir hier eben im Einklang mit der Natur Holz

00:17:11: produzieren können. Ich finde da immer den Vergleich mit der Landwirtschaft ganz hilfreich. Wenn wir überlegen, wir haben auch hier eine Transformation von konventioneller Landwirtschaft,

00:17:20: wo wir versuchen, mehr Richtung ökologischer, also bio oder vielleicht sogar regenerativer Landwirtschaft zu kommen. Und eine ähnliche Transformation müssen wir auch im Wald hinbekommen,

00:17:29: wo wir eben gerade noch sehr stark auf diesem konventionellen Bild hängen, also eine Monokultur zu haben, die einfach nur Holzproduktion maximiert.

00:17:37: Und da müssen wir hinkommen zu einem biodiversen Mischwald- oder Dauerwaldkonzept. wo man zum Beispiel einzelne Bäume entnimmt,

00:17:43: aber nicht in einer sehr intensiven Art und Weise den Wald nutzt. Und so kann man beides in Einklang bringen.

00:17:49: Klingt für mich nach einem übergeordneten Masterplan. Der ja auch aus einer Perspektive, zumindest für den staatlichen Wald,

00:17:58: wie notwendig ist, wo man sagt, um jetzt mal Peter Wohlleben da noch mal reinzudenken oder sich da noch mal reinzuführen,

00:18:06: eben auch einen Teil wirklich halt stillzulegen. ein Teil halt irgendwie besser konventionell halt oder besser halt irgendwie zu nutzen,

00:18:14: auch eben mit entsprechendem Leerertrag und da halt irgendwie auch ein gewisses Vorbild zu sein. Also ich glaube, das müsste ja… Gibt es denn überhaupt eine Lobby für den

00:18:23: Wald, sage ich mal aus der Waldperspektive? Es gibt auf jeden Fall eine Lobby oder sage ich mal auch verschiedene Lobbyorganisationen,

00:18:29: sei das jetzt aus der Waldbesitzenden Richtung oder eher aus dem Bereich Naturschutz. Ich glaube, was mich immer so ein bisschen stört, ist, ich finde es total unproduktiv dagegen einander zu argumentieren,

00:18:39: weil wir eigentlich alle gemeinsam das gleiche Ziel haben. Wir wollen einen gesunden Wald in Deutschland haben.

00:18:44: Wir wollen dem Klimawandel entgegenwirken. Und ich denke, wo man sich da oft so ein bisschen verrennt und in die Haare kriegt, ist, wenn man versucht, eine Lösung, die vielleicht für einen Teilbereich funktioniert,

00:18:54: also Stilllegung zum Beispiel für Wälder, die noch in einem ursprünglichen Zustand sind, bin ich absolut dafür. Aber Stilllegung eben als Gesamtkonzept für Deutschland, finde ich, funktioniert nicht.

00:19:03: Und wie es immer so ist, komplexe Probleme haben da meistens keine einfache Antwort, sondern eben eine, die ein bisschen ausdifferenzierter sein muss.

00:19:10: Und da würde ich mir auch teilweise wünschen, dass man da ein bisschen, ja, vielleicht sich auch ein bisschen mehr beruft auf Logik und auch wissenschaftliche Erkenntnisse dahinter

00:19:18: und nicht einfach nur versucht, ja, eine möglichst einfache Variante zu kommunizieren. Wann sollte ich mich mit euch in Kontakt, den Kontakt zu euch suchen, sozusagen,

00:19:27: wenn ich da jetzt irgendwie das Spannend finde, was ihr macht? Also wir arbeiten ja eigentlich in zwei Richtungen.

00:19:34: Einmal mit den Waldbesitzenden selbst. Das heißt, wir haben hier den direkten Draht zu denen, besprechen mit ihnen, ob es Sinn ergibt, ein Projekt zu starten auf der Fläche. Dafür sind wir aktuell auf einer gewissen Mindestgröße noch angewiesen, also um die 100 Hektar.

00:19:48: Wir versuchen das auch mittellangfristig runterzubekommen, weil es in Deutschland, sag ich mal, so ein bisschen so ein Power Law gibt. Es gibt ein paar Waldbesitzer, die haben viel Fläche, aber ganz viele Kleinstwaldbesitzer.

00:19:59: Und die müssen wir natürlich auch mittel- und langfristig mit in das Programm bekommen, wenn wir hier wirklich in die Fläche gehen wollen.

00:20:05: Gerade ist es aber noch nicht so, dass es, sage ich mal, auch mit allen Akteuren gemeinsam möglich ist, das Kosten günstig hinzubekommen. Das heißt, da sind wir immer direkt im Gespräch mit den Waldbesitzenden,

00:20:14: um auszudifferenzieren, in welchem Ausgangszustand ist der Wald, welche Maßnahmen ergeben sind und schließen dann hier auch die Verträge gemeinsam ab.

00:20:22: Auf der anderen Seite sprechen wir natürlich auch viel mit Unternehmen. Das können klein- mittelständische, nationale Unternehmen sein, aber auch teilweise internationale Großkonzerne,

00:20:30: um eben zu gucken, wie diese Klimaschutzprojekte in ihre Nach passen. Also wie können wir ihnen dadurch helfen, ihre Klimaschutzziele zu erreichen?

00:20:37: Und das ist auch so ein bisschen, wie sich mein Alltag eigentlich aufsplittet in Gespräche mit Waldbesitzenden oder eben mit Unternehmen.

00:20:43: Und wann wird das für euch interessant aus der Unte Also sage ich mal, habt ihr da Unternehmen, die schon mit 50 Tonnen Kompensation anfangen

00:20:52: oder ist bei euch eher... Ich sag mal 500 oder 50.000 Tonnen. Genau, wir sind da recht offen. Ich meine, einstellig ergibt nicht so viel Sinn.

00:21:01: Dann ist man auch eher in einem Modell unterwegs, wo man einfach mit Privatkunden agiert. Obwohl man auch da sagen muss, eine durchschnittliche deutsche Person hat einen Fußabdruck von ungefähr 10-11 Tonnen.

00:21:12: Also selbst da sind wir nicht mehr einstellig eigentlich. Wir haben aber auch Wege gefunden, wie wir kleinere Mengen recht effizient abbilden können in den Gesprächen, in denen wir sind.

00:21:20: Das sind aber da meistens schon eher so über 1.000. pro Jahr, wo wir dann auch mehr Zeit investieren, um mit den Unternehmen gemeinsam zu überlegen,

00:21:28: wie das eben gut passt. Und wir hängen so ein bisschen auf, aber dieses Thema dieses staatlichen Waldes. Also sprecht ihr auch mit Vertreterinnen des Bundes auch über dieses Thema?

00:21:40: Tun wir tatsächlich. Wir sprechen zum Beispiel sehr intensiv mit dem Bayerischen Umweltministerium aktuell, weil die auch erkannt haben, sie haben eigentlich beide Probleme tatsächlich. Einmal den

00:21:51: den Wald in Bayern, mit der auf, sage ich mal, stabile Beine gestellt werden muss und gleichzeitig natürlich auch öffentliche Organe, die genauso einen CO2-Fußabdruck haben,

00:22:00: wo es vielleicht schön wäre, beide Sachen zusammenzubringen. Man muss aber auch dazu sagen, dass das natürlich eine zusätzliche Komplexität hat.

00:22:07: Also ein Staatsforst hat nochmal ganz viele verschiedene Ebenen, wo man sich überall, das in Bayern würde man sagen, das Service abholen muss, um dann mal ein Projekt wirklich umzusetzen.

00:22:17: Und deswegen fokussieren wir uns gerade noch sehr stark auf priv Wälder, einfach weil wir da schneller in die Projektumsetzung kommen können und die Zeiträume da nicht so lang sind.

00:22:26: Und wie ich ganz anfangs gesagt habe, ist Zeit eine sehr wichtige Komponente, nicht nur als Start-up, sondern auch einfach im Klimaschutz allgemein.

00:22:33: Wenn ich mir jetzt nochmal so eine Weitnutzung angucke, also ich meine, das Interessante ist ja, dass dieser Begriff Wirtschaft

00:22:39: ja halt irgendwie natürlich eben aus dieser Weitwirtschaft halt wie kommt und dass man halt irgendwie da eigentlich, dass es ja wirklich darum geht.

00:22:46: Also ich sag mal wie so ein Acker bloß, dass man da halt eben die Zeiträume länger sind, da halt irgendwie auch was anzupflanzen und dann passiert da irgendwas und hinterher verdiene

00:22:54: ich Geld damit. Wenn ich jetzt mal draufgucke in eurem Modell oder ich sag mal in der idealen Welt, also man kann halt Wälder halt auch entsprechend nutzen, indem man da irgendwie auch Holz

00:23:06: raus holt. und gleichzeitig speichert das Alter deutlich mehr, als es das jetzt tut, und ist gleichzeitig auch noch resilient. Das habe ich so verstanden, das wäre jetzt die ideale Welt.

00:23:18: Und ist gleichzeitig auch noch für Mensch und für Tiere und alle möglichen Formen von Organismen ein guter Lebensraum.

00:23:26: Wie ist das vereinbar, damit da tatsächlich Hölzer rauszuholen? Gibt es da welche Grenzen? Oder wie läuft denn das konkret?

00:23:36: kann ich gern ein bisschen was zu erzählen. Also ganz grundsätzlich muss man sagen, dass in Deutschland wir haben auch schon ziemlich gute Waldgesetze. Wie bei allen

00:23:42: Gesetzen gibt es sicherlich auch noch hier und da Verb aber zumindest ist zum Beispiel schon mal der Kahlschlag eingeschränkt. Das heißt, man

00:23:49: kann nicht einfach hingehen und großflächig ein Wald abräumen. Das ist schon mal eine super Sache. Das schützt auch zusätzlich ein CO2- in Deutschland,

00:23:57: weil ich eben diesen gesetzlichen Rahmen außenrum habe, der nicht nur jetzt Kahlschlag verbietet, sondern zum Beispiel auch...

00:24:02: Arbeitssicherheit sicherstellt oder auch klärt, wem gehört denn überhaupt das Stück Wald. Das sind Themen, die bei internationalen Klimaschutzpräkten manchmal eben auch nicht so ganz leicht sicher

00:24:11: zu stellen sind. Das heißt, wir haben hier schon mal eine zusätzliche Absicherung einfach durch den gesetzlichen Rahmen in Deutschland. Wenn wir uns jetzt noch mal auf das Thema nachhaltige

00:24:21: Waldbewirtschaftung einschießen, wenn man sich überlegt, wie so ein Wald CO2 speichert, man hat wie so eine S-Kurve. Das ist eigentlich immer so die Standardkurve in der Biologie. Das heißt,

00:24:32: dann geht es irgendwann ins Exponenzielle und irgendwann flacht das eben auch wieder ab. Und der Wald hat irgendwo eine natürliche Grenze, wo er dann auch nicht mehr so viel mehr CO2 speichern kann.

00:24:42: Das heißt, wir haben tatsächlich hier auch aus der CO2-Perspektive einen Vorteil, wenn wir Einzelhölzer entnehmen, weil vor allen Dingen Laubhölzer auch oft in der längerfristigen Speicherung landen.

00:24:52: Das heißt zum Beispiel im Möbelbau oder wenn ich ein Haus baue und dort diese Materialien verwende, werden die auch längerfristig gespeichert.

00:25:00: Und ich habe eben wieder Platz, wenn man sich jetzt vorstellt, dieser eine Baum ist aus dem Wald rausgegangen, da einen neuen Baum reinzusetzen,

00:25:06: der eben wieder diese gleiche S-Kurve verfolgt, also wieder zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre entziehen kann. Und das ist ja auch gerade ein ganz heißes Thema.

00:25:14: Wie kann ich mehr Carbon Removals, das ist jetzt ein recht technischer Begriff, aber wie kann ich mehr Carbon Removals schaffen, also das CO2,

00:25:20: was schon in der Atmosphäre ist, zusätzlich entziehen? Und da sind eben Bäume eine super Technologie.

00:25:26: Klingt vielleicht komisch, einen Baum eine Technologie zu nennen, aber um CO2 aus der Atmosphäre zu holen. Kannst du noch mal ein bisschen von eurem Gründungsprozess erzählen?

00:25:35: Also, dass dein Co-Gründer eben auch an einem Institut kennengelernt oder? Na, wie hieß es richtig? Das CDTM. Wie habt ihr das alles geschnitzt?

00:25:44: Wo habt ihr euch Unterstützung gesucht? Wie kann ich mir das vorstellen? Super gerne. Ich glaube, ganz grundsätzlich verbindet uns vor allen Dingen

00:25:52: die gleiche Motivation. Also wieso wollten wir überhaupt? Unternehmen gründen. Dazu gibt es auch wieder eine tolle Zahl, nämlich 80.000 Stunden, die man auf

00:26:01: seine Karriere im Schnitt verwendet. Klingt erstmal viel, aber irgendwie auch gar nicht so viel. Also für mich war das so eine Motivation, sich zu überlegen, was fange ich denn jetzt wirklich

00:26:09: sinnvollerweise damit an. Und sowohl ich als auch mein Mitgründer sind, glaube ich, in einer sehr privilegierten Situation. Wir haben eine super Bildung genossen. Ich habe sogar die Chance gehabt,

00:26:18: zu promovieren. Also das ist ja auch was irgendwo sehr Eignütziges, was man macht einfach sein. die Hirn weiter auszubilden und deswegen dachten wir uns, okay, wenn nicht wir jetzt versuchen,

00:26:27: Verantwortung zu übernehmen, wer soll es denn dann eigentlich machen? Und Entrepreneurship, also Unternehmertum, ist weiterhin einer der Hebel, der sehr effektiv

00:26:35: sein kann. Es ist zwar mit einem hohen Risiko verbunden, wenn es auch nicht klappt, aber wenn es klappt, dann kann man dadurch einen sehr, sehr großen Einfluss haben.

00:26:41: Und für uns war das eben in Bezug auf Klimawandel ein ganz toller Weg, unsere Fähigkeiten einzusetzen für was Gutes. Jetzt nochmal zu der Frage, wie sind wir dann zu Pina Earth gekommen?

00:26:51: Wie gesagt, war es ein sehr strukturierter Prozess für uns. Wir sind nicht aufgewacht und dachten uns, CO2-Zertifikate im Wald wäre super und wäre ein toller Weg.

00:27:00: Sondern wir haben uns wirklich hingesetzt, über mehrere Tage verschiedenste Problemfelder aufgemacht. Ich glaube, das waren so ungefähr 150 verschiedene soziale und ökologische Probleme.

00:27:11: Alles von, wie kann man werdenden Eltern helfen, schneller eine Hebamme oder einen Kitaplatz zu finden, auch ein Problem, was sich... ich tragebar finde, dass das in Deutschland immer noch ein Thema ist, zu wie kann ich

00:27:23: heranwachsenden Erwachsenen, also Jugendlichen im Endeffekt, bessere finanzielle Praktiken beibringen. Das ist was, wo das Schulsystem uns nicht hilft, später mit einer Geldanlage

00:27:32: zum Beispiel umzugehen oder wie schaffe ich es gut zu sparen und das zu kombinieren mit einer grünen Geldanlage. Also wie ihr seht, sehr, sehr verschiedene Ideen und Probleme.

00:27:41: Und dann haben wir uns überlegt, okay, wie können wir denn jetzt sicherstellen, dass das nicht ausgedachte Probleme sind? Aber ich glaube, das passiert ziemlich schnell.

00:27:48: Man verliebt sich dann in irgendeine Idee und denkt sich, ah ja, das ist total super und wir sollten das verfolgen. Und haben uns da auch sehr stark an, ja, im Endeffekt an der Start-up- und Entr festgehalten

00:28:00: und sind in sogenannte Design-Sprints gegangen, dass wir immer erst mal mit den Nutzern sprechen wollten, also mit den Leuten, die wirklich diese Probleme haben.

00:28:07: Jetzt in dem Hebammenbeispiel kann man sich vorstellen, wer das ist. Das sind werdende Eltern. Das war recht einfach.

00:28:12: Mit denen einfach mal drüber zu reden, war das dann jetzt ein echtes Problem. Und dann eben beim Thema CO2-Märkte und Wälder haben wir mit ganz, ganz vielen

00:28:19: Waldbesitzenden gesprochen. Also wir haben über 100 Interviews ungefähr am Anfang geführt, bevor wir uns dann entschieden haben, OK, das scheint ein echtes Problem zu sein,

00:28:28: sowohl für Waldbesitzende als auch für Unternehmen und haben uns dann in das Thema. CO2-Märkte gestürzt, was dann auch hieß, wir mussten uns natürlich aufschlauen, haben hunderte

00:28:38: Seiten Normendokumente zu CO2-Methodik gelesen. Das war schon ein ziemliches Brett am Anfang, aber ich glaube, das zahlt sich jetzt auch sehr aus, weil in dem Feld ist es einfach wichtig,

00:28:48: ein Experte oder Expertin zu sein, um auch hier Unternehmen gut beraten zu können. Ja, total spannend. Ich meine, du hast natürlich jetzt einen Bias und sagst halt,

00:29:03: beiseite schiebst und einfach nochmal guckst, sozusagen bei der Auswahl von CO2- Wie würdest du denn da vorgehen? Also was wäre denn halt so ein Kompass, wo du sagen würdest, da sollte man drauf achten?

00:29:20: Genau, wie eingangs schon gesagt, die Zertifizierung ist etwas, wo ich auf jeden Fall drauf achten würde. Ist es quasi nach einem anerkannten Standard entwickelt worden, das Projekt?

00:29:30: Weil eins der wichtigsten Kriterien ist eigentlich unter jedem Standard, sozusagen Standard, nämlich die Zusätzlichkeit.

00:29:38: Was bedeutet dieses Kriterium der Zusätzlichkeit? Es heißt, dass CO2-Zertifikate nur für die Speicherleistung ausgestellt

00:29:45: und entlohnt werden dürfen, die ohne diese Finanzierung über die Zertifikate nicht stattgefunden hätten. Weil nämlich alles, was schon da ist, ist dem Klimawandel auch recht egal.

00:29:55: Das existiert ja bereits. Also auch in einem Fall von einem Wald kann ich nicht einfach sagen, hier ist ein Baum, der schon da steht, und dafür kriege ich jetzt ein Zertifikat.

00:30:02: So funktioniert das nicht. Sondern ich muss immer ausrechnen, was würde denn in dem Alternativszenario passieren? Das heißt, bei uns ist das sogenannte Business as usual Scenario.

00:30:11: Also das Baseline Scenario wird abgebildet, dass eine einfach konventionell Monokultur weiter bewirtschaftet wird. Wir tun nicht so, als würde dieser Wald nicht mehr existieren oder ähnliches.

00:30:21: sondern gehen da sehr konservativ vor und nehmen eben an, die Monokultur wird weiter bewirtschaftet. Und in dem Alternativszenario, dem sogenannten Projektszenario, wo Waldumbau modelliert wird,

00:30:32: geht es eben darum, verschiedene Baumarten im Wald zu pflanzen, eine jüngere Schicht von neuen Bäumen einzupflanzen. Und nur die Differenz von diesen zwei Szenarien ist das, was als CO2-Zertifikat ausgegeben werden kann,

00:30:44: weil eben nur das die zusätzliche Speicherleistung abbildet. Und was uns dabei Pina Earth sehr wichtig ist, und das ist auch was, was ich über unser Unternehmen hinaus jedem ans Herz legen würde,

00:30:54: ist zu gucken, wo kommt denn diese Entscheidung dafür her. Für uns ist es sehr wichtig, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu machen und möglichst auf einer Datenbasis, die nicht von uns oder von den Waldbesitzenden kommt.

00:31:07: Wir haben zum Beispiel auch Modelle vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung in unseren Berechnungen miteinbezogen. Das heißt, das ist nicht eine Projektion, die wir uns ausgedacht haben,

00:31:15: sondern die sehr gut fundiert ist von anderen führenden Instituten. Und das ist etwas, wo wir sehr darauf achten.

00:31:21: Deswegen mein Appell, auf jeden Fall darauf zu gucken, dass man ein Projekt hat, was wirklich zusätzlich ist.

00:31:27: Und der zweite Punkt vielleicht, dass man auch über eine Portfolielösung nachdenkt. Das ist jetzt was, da argumentiere ich nicht nur für Pina Earth.

00:31:34: Wir haben nämlich bald Umbauprojekte als Fokus. Aber gleichzeitig finde ich es spannend, vor allen Dingen, wenn ich ein Unternehmen bin,

00:31:40: was einen sehr hohen Fußabdruck hat. überlegen, kann ich das denn nicht aufteilen auf zum Beispiel verschiedene Technologien. Ich meine, Direct Air Capture ist eine sehr, sehr teure Technologie, deswegen eigentlich meistens nicht

00:31:51: möglich und vielleicht auch nicht unbedingt sinnvoll, alles auf diese Karte zu setzen, aber zum Beispiel naturbasiert und technologiebasiert beizumischen in einem Portfolio oder auch

00:32:01: verschiedene Geographien. Das heißt vielleicht brägt den Deutschland aber auch international, gerade bei einem höheren Fußabdruck, glaube ich, sehr sinnvoll und der Risikoperspektive.

00:32:10: Und das ist das, was wir auch oft, vor allem in großen Unternehmen, empfehlen. Ja, vielen Dank. Du hast jetzt einmal schon das Wort in den Mund genommen.

00:32:17: Und dennoch will ich dir nochmal anbieten, dass du jetzt nochmal einen Appell loswerden kannst. Alles, was du nochmal sagen und unterstreichen wolltest, ist jetzt nochmal deine Gelegenheit.

00:32:26: Sehr gut. Da mache ich natürlich sehr gerne Nutzen von. Vielleicht ganz voran nochmal gestellt. Also unsere Welten in Deutschland klimaresilienz zu machen, ist ganz klar

00:32:35: eine gemeinschaftliche Aufgabe von uns. Das wird sich auch leider nicht von selbst. lösen. Die Bundesregierung hat auch wieder bestätigt, dass alleine durch Steuergelder werden wir den Wald leider nicht umgebaut bekommen.

00:32:46: Dafür reicht das Geld einfach nicht. Das heißt, hier ist auch priv Investition super essentiell, um das hinzubekommen. Wir merken auch in unseren Gesprächen mit Unternehmen, dass das Interesse auf jeden Fall da ist.

00:32:57: Ich meine, das wisst ihr auch zu gut und habt ihr auch schon oft in eurem Podcast besprochen. Der Druck kommt von verschiedenen Seiten, von Kunden, Kundinnen, Mitarbeiterinnen.

00:33:06: generell der breiten Öffentlichkeit neue Gesetzgebungen hier auch wirklich aktiv zu werden. Und das ist das, was ich eigentlich gerne nochmal mitgeben möchte.

00:33:14: Klar, Reduktion steht an erster Stelle. Das ist, glaube ich, auch wichtig an der Stelle nochmal zu erwähnen. Die Verminderung der CO2-Emissionen in der eigenen Lieferkette.

00:33:22: Aber das alleine wird leider auch nicht reichen. Das ist auch was IPCC sagt, dass selbst wenn wir so reduzieren, wie wir müssten,

00:33:29: werden wir das nicht hinkriegen ohne zusätzliche Carbon-Removals vor allen Dingen. Und der zweite Punkt, das vergessen, glaube ich, manche Unternehmen, ist, dass die Reduktion sehr viele Jahre dauern kann.

00:33:38: Also nur weil ich jetzt sage, ich habe jetzt einen Reduktionsplan und setze den in die Tat um, das kann vielleicht sogar Dekaden dauern, bis der vollständig umgesetzt ist.

00:33:45: Und währenddessen gelangen natürlich weitere Emissionen in die Atmosphäre Jahr für Jahr. Und auch für diese Emissionen gilt es eben Verantwortung zu übernehmen, auch einfach im eigenen Interesse des Unternehmens.

00:33:56: Und das ist das, wo wir Unternehmen versuchen zu helfen, eben regional einen Klimabeitrag zu leisten, mit hochwertigen Klim Lisa, vielen lieben Dank für deine Zeit, den spannenden Austausch,

00:34:06: euch beitern viel, viel Erfolg auf eurer Reise. Danke schön. Wir haben viel gelernt, würde ich sagen.

00:34:14: Ja, total. Vielen Dank auch von meiner Seite, sehr viele gute Facts. Ich fand das Vorgespräch schon super, weil ich einfach total viel mitgenommen habe

00:34:24: und das auch in mir arbeitet. Hat mir viel Spaß gemacht, vielen Dank für die Einladung.

00:34:34: Ja, Meike, jetzt hatten wir Dr. Gesa Biermann, also Gesa, zu Gast. Was nimmst du denn mit? Ja, erstmal, wie cool. Sie ist total cool, entspannt gewesen.

00:34:48: Die Firma, die sie gegründet haben, das hat sehr Hand und Fuß. Es war auch toll, dass sie beschrieben hat, wie sie sich dem gestellt haben.

00:34:56: Erst mal in eine Tiefgehendeanalyse gegangen sind, das Problem auch validiert erkannt haben. Und jetzt da so ein Angebot schnitzen und das irgendwie so,

00:35:07: das ist halt so greifbar, ne? Also es ist halt irgendwie, es geht um den deutschen Wald. Wir haben da die Zeitlattenfakten, wir wissen, was wir da anders machen können, besser machen können.

00:35:17: Und das fand ich schon sehr faszinierend, beeindruckend, wie sie das auch so dargestellt hat. Und ich hab wirklich echt viel gelernt. Und es ist jetzt eher noch mal so eine Folge gewesen, die einen...

00:35:28: sehr wohlgesonnen nach vorne schauen lässt, wenn man weiß, dass sich so viele Menschen rund um Gesa

00:35:35: und wie Gesa eben auch diesen Themen stellen. Fand ich auch gut, weil es ja so ein Paradebeispiel ist.

00:35:42: Wir haben ja auch häufig zu tun mit Wesentlichkeit, doppelter Wesentlichkeit. Und das ist ja eben hier ja eigentlich auch ein Thema,

00:35:49: das Sie auch geguckt haben aus den ganzen vielen Problemen. Was sind jetzt eigentlich die wesentlichen Themen und wo haben wir halt auch ein skalierbares Modell, wo haben wir ein Hebel?

00:35:59: Und das ganze quasi also dieses Problem einfach auch mit eben dieser Wachstum Startup Logik zu verknüpfen. Das finde ich total interessant. Das gleiche aber eben auch noch mit Tech und wissenschaftlich.

00:36:15: Deswegen drücke ich den sehr. die Daumen. Wir sollten das auch mal ein bisschen verfolgen. Ich finde das eben auch spannend, selber zu überlegen, ob das nicht auch was wäre, wo wir halt wieder unsere Komp

00:36:32: mit einbeziehen. Ich habe auch gleichzeitig noch viele Fragen, obwohl ich schon sehr viele Fragen gestellt habe. Also jetzt sozusagen über den Wald, über Waldbau.

00:36:44: Wer arbeitet da? Wie läuft das auf der EU-Ebene? Wie geht das weiter auch? Man denkt ja auch, Mensch, wie cool ist das, wenn jetzt irgendwie so eine Menschen dort sind,

00:36:56: wenn die doch so ein bisschen politischen Rückendeckung kriegen würden, dann könnte das ja was richtig Cooles werden.

00:37:02: Also insofern war das eine tolle Folge und ich freue mich schon auf die nächste Meike. Ich mich auch. Nils. Bis bald.