Nachhaltigkeit ist in der Mitte angekommen - jetzt brauchen wir Zukunftsvisionen
Shownotes
📌 Unsere Learnings aus der Folge:
- Linkedin ist ein Resonanzraum, den man auch für eigene Versuche nutzen kann.
- Der Gegenwind bei Nachhaltigkeitsthemen ist eher ein Zeichen dafür, dass die Themen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.
- Wir brauchen Zukunftsbilder, um Menschen weiter zu motivieren.
🧭 Gliederung der Folge:
- Yvonnes Weg zur Nachhaltigkeit (02:43)
- Rückblick der vergangenen Jahre (03:54)
- Die Stimmung im Netzwerk von Yvonne zu Nachhaltigkeitsthemen (07:17)
- Insights aus der Arbeitsgruppe der EFRAG für die Berichtspflichten der KMU (10:53)
- Nachhaltigkeitskommunikation ist kein no brainer mehr, sondern es kann immer Gegenwind geben (14:12)
- Zwei wichtigsten Thesen aus dem Buch für Unternehmen (17:38)
- Transformationshemmnisse (21:07)
- Die Kraft von Zukunftsbildern (25:04)
- Nachhaltigkeit und KI (27:23)
- Yvonnes Inspirationsquellen (29:38)
Wir haben das Gespräch mit Yvonne am 01.09.2025 aufgenommen.
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🎧 Wem diese Folge gefallen hat, dem empfehlen wir noch die erste Folge mit Yvonne Zwick.
👉 Der direkte Kontakt zu unserem Gast: Yvonne Zwick auf LinkedIn
📚 Yvonnes Buch “Nachhaltigkeit Machen”
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📞 Oder direkt bei uns in Hamburg: 040 – 226 383 100
Der CEO2-neutral Podcast ist ein PHATes Projekt der Nachhaltigkeitsberatung PHATsustainability von PHAT CONSULTING
Viel Spaß bei der 175. Folge von CEO2-neutral!
Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia
Transkript anzeigen
00:00:19: Moin und herzlich willkommen zum CEO2 Neutral Podcast, dem Interview Podcast von FedConsulting.
00:00:25: Wir begleiten Unternehmen auf ihrer Reise der digitalen und nachhaltigen Transformation und
00:00:29: treffen dazu immer wieder interessante Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen, die euch inspirieren
00:00:34: und zum Nachmachen animieren wollen. Denn wir glauben fest daran, dass eine nachhaltige Transformation
00:00:39: nur gemeinsam gelingen kann. Daher freuen wir uns hier auf den regelmäßigen Austausch. Wir,
00:00:46: das sind wie immer Meike und ich von PHAT Consulting. Maike, wie geht es dir heute? Moin, Nils. Ja,
00:00:51: mir geht es sehr gut. Ich freue mich, dass du wieder hier bist. Du kommst ja frisch aus deinem
00:00:55: Urlaub und wir wieder zusammen loslegen können. Und es ist immer ein schöner Start in die Woche,
00:01:01: finde ich, wenn wir montags aufnehmen. Deswegen freue ich mich auf die nächsten Minuten. Wie
00:01:05: ist es bei dir? Ja, bei mir ist es auch super. Also ich bin halt irgendwie gut wieder reingekommen,
00:01:09: habe auch wieder richtig Lust. Ich war vor ein bisschen urlaubsreif. Ich habe schon gedacht,
00:01:12: okay, jetzt ist es auch mal gut, wieder die Akkus voll zu machen, aber die sind jetzt wieder
00:01:16: voll. Und ich freue mich auch total auf den Podcast. Wen haben wir denn heute zu Gast?
00:01:23: Ja, und zwar, ich freue mich jetzt schon total auf die nächsten Minuten. Yvonne Zwick ist
00:01:29: wieder bei uns. Yvonne, wir haben es gerade schon kurz gehabt, bevor wir auf Aufnahme gedrückt
00:01:32: haben. 2021 warst du schon mal bei uns und erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist seitdem
00:01:38: auf jeden Fall. Wir haben damals über die Kraft von Netzwerken gesprochen. Du bist ja Vorsitzende
00:01:44: des Vorstands des Baum e.V. und leitest damit eins der stärksten Netzwerke, das nachhaltige
00:01:49: Unternehmenspraxis zum Standard machen will. Außerdem begleitest du ja nach wie vor Unternehmen
00:01:54: bei ihrer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit. Und jetzt sind ja dann doch ein paar Jährchen
00:01:59: vergangen, also wirklich höchste Zeit für ein Update, zumal du jetzt auch noch ein Buch geschrieben
00:02:04: hast und darüber wollen wir natürlich auch unbedingt mit dir sprechen. Liebe Yvonne, schön, dass
00:02:08: du hier bei uns bist. Wie geht es dir denn? Danke für die Einladung und für die nette
00:02:13: Anmoderation. Mir geht es gut und ich war auch etwas erstaunt, wie lang unser Gespräch tatsächlich
00:02:19: zurückliegt, weil es ist ja unglaublich, was in der Zwischenzeit passiert ist. Deswegen,
00:02:23: ich habe auch wirklich viel zu erzählen. Ihr müsst mich jetzt hart an die Kandare nehmen,
00:02:27: damit ich nicht ausschweigen werde. Sehr gut. Ja, wir beginnen ja immer mit der Frage. Weißt
00:02:34: du, was ein paar Jahre her ist? Finde ich es trotzdem noch mal interessant, einfach mal
00:02:38: zu gucken, wie du eigentlich zu dem Thema Nachhaltigkeit gekommen bist. Also wie war das eigentlich
00:02:43: bei dir? Ja, bei mir war der Impuls die Studie Zukunftsfähiges Deutschland von BUND und Miserior.
00:02:48: Die ist ja anno 96, 97 rausgekommen und damit auch ein großes Thema in meinem damaligen Kinder-
00:02:54: und Jugendverband, die nämlich ehrenamtlich engagiert war, geworden. Da war es nämlich
00:02:58: damals so, dass die Mitgliederversammlung uns den Auftrag gegeben hat, diesen dicken Wäscher
00:03:04: in ein für jugendliche Zielgruppen kommunizierbares, didaktisches Konzept zu überführen. Und wir
00:03:10: haben damals ein Konzept entwickelt für einen inhaltlichen Jugendtag, mit dem man sich diese
00:03:16: Studie quasi durchgearbeitet hat. Und bis auf meine Versuchskaninchenjugendgruppe hat den
00:03:24: niemand, wirklich niemand gemacht und durchgeführt. Aber wir haben einen Umweltpreis des Erzbischofs
00:03:31: Freigurg bekommen dafür. Das heißt, war damals auch schon so, dass es ein bisschen schwierig
00:03:36: war, Publikum für das Thema zu finden. Aber die öffentliche Anerkennung war da und das
00:03:41: prägt mich eigentlich wirklich bis heute. Ja, super. Genau, wie schon erwähnt, wir haben
00:03:46: uns Dezember 2021 das letzte Mal hier auch getroffen. Was ist denn in der Zwischenzeit bei dir und
00:03:52: auch bei Baum e.V. passiert? Ziemlich viel. Also das ist wirklich das, wo ihr jetzt ein
00:03:57: bisschen mich einhegen müsst, wenn es zu lang wird. Aber es ist unfassbar viel an Strukturwandel
00:04:02: im Gange und Organisationsentwicklung bei Baum. Ich bin jetzt im fünften Jahr meiner Vorstandschaft
00:04:07: und was wir in der Zwischenzeit angegangen haben, das zeigt sich mittlerweile auch im Look einer
00:04:12: neuen Website. Wir haben ein neues Logo, dahinter liegt natürlich ein Strategieentwicklungsprozess,
00:04:17: wo wir den Reason WHY gibt Baum e.V. und why ist der auch in den nächsten 40 Jahren noch
00:04:23: relevant und absolut notwendiger Partner für regeneratives Wirtschaftens aus einer unternehmerischen
00:04:29: Perspektive. Und wir hatten während dieses Strategieentwicklungsprozesses auch eine Twin-Transformation in der Mache.
00:04:36: Das heißt, wir haben einen digitalen Zwilling für Baum e.V., der ja früher sehr viel physisch
00:04:41: sich auch getroffen hat, in regionalen Stammtischen gebaut, um eine digitale Infrastruktur zu schaffen,
00:04:48: die natürlich auf umweltmäßig korrekten Servern läuft, um in die Skalierung gehen zu können,
00:04:53: mit unserer Art in Dialoge zu treten mit Unternehmen. Die Organisationskultur zieht momentan noch
00:05:00: nach. Als ich kam, es tatsächlich Mitglieder, die haben mich bei der ersten Jahrestagung
00:05:06: angesprochen, sich gefreut, es eine Frau als Vorsitzende gibt. Und zweiten, dritten Jahr
00:05:10: sich gefreut haben, dass es immer mehr Frauen, auch in der Teilnehmerschaft der Veranstaltungen
00:05:14: gibt. Bis letztes Jahr stand ein Mann vor mir und völlig begeistert war, dass wir so jung,
00:05:21: so bunt, so weiblich, so dynamisch geworden sind. Da ist die Euphorie nur so aus dem Gesicht
00:05:28: gesprungen. Er entöhlte mir auch, dass bevor ich zu Baum kam, dass offenbar meinem Vorgänger
00:05:34: auch mal so bisschen vorwurfsvoll gesagt hat, warum ist Baum eigentlich so männlich und so
00:05:38: alt? Da bin ich tatsächlich auch ziemlich stolz drauf. Was jetzt momentan läuft und uns aktuell
00:05:45: sehr intensiv beschäftigt, das ist die Twin Transformation, die wir Baum durchlaufen haben
00:05:51: in diesem ... digitale Infrastruktur und Architekturaufbau, das jetzt auch für unsere Mitglieder nutzbar
00:05:57: zu machen. Weil meine Idee ist, die Vielfalt des Wissens von Nachhaltigkeit im Netzwerk
00:06:03: sichtbar zu machen. Und das machen wir über unseren Veranstaltungskalender, der sich auch
00:06:08: aus Veranstaltungen unserer Mitglieder schweißt und perspektivisch auch die Produkte und Dienstleistungen
00:06:14: dafür eine Plattform schafft, wo die Unternehmen sich präsentieren können auf einem Marktplatz.
00:06:19: Und dann, das ist die Zukunftsmusik. Transformationsprojekte auch ermöglicht werden sollen. Berichter sich
00:06:25: Konsortien finden können, Projektpartner, Umsetzungspartner, aber auch Finanzierungspartner finden lassen
00:06:31: über www.baum.ev.de. spannend. Du bist ja weiterhin auch ziemlich aktiv bei LinkedIn, um auch auf
00:06:38: eure Themen aufmerksam zu machen. Wie ist denn da dein Eindruck? wir haben ja mit unterschiedlichen,
00:06:44: sprechen ja mit vielen Menschen jetzt, haben ja auch viele Nachhaltigkeitsmanagerinnen quasi
00:06:49: in unserem Netzwerk. Und was wir wahrnehmen, ist, dass sich da halt schon noch mal durch
00:06:56: Omnibus und so weiter, was jetzt auch so auf der europäischen Ebene passiert, Politikwandel,
00:07:02: dort halt dann einfach auch Dinge halt dann wie gerade ändern. Merkst du das irgendwie
00:07:07: auch oder merkt ihr das auch, dass es da einen gewissen Gegenwind gibt? Wie nimmst du das
00:07:12: auch von den Mitgliedsunternehmen im Netzwerk wahr? Wie siehst du das? LinkedIn ist für
00:07:18: mich ein ganz großer Resonanzraum im Prinzip. ein Speakersquana im Hyde Park in London,
00:07:24: wo jetzt unfassbar viele Leute rumstehen und man es gar nicht groß sich überwinden muss,
00:07:27: um eine Meinung anzubieten, so nenne ich es mal. Und ich nutze LinkedIn auch als Experimentierraum,
00:07:34: um auszuprobieren, welche Kommunikation kommt gut an. Weil da kriegt man natürlich ein direktes
00:07:39: Feedback. Also allein schon über wie viel gucken sich die Posts überhaupt an. Das ist deutlich
00:07:44: angestiegen. Welche Themen bewegen, das ist. Die ernsthafte Bedrohung durch Polarisierung,
00:07:50: Populismus, Klimawandel, steigende Preise, nicht hinreichend resiliente Lieferketten und dem
00:07:57: die positiven Beispiele gegenüberzustellen, das ist mein ganz großes Programm. Im Prinzip
00:08:02: eine Themensetzung mit Stil auch voranzubringen. Also wirklich immer konstruktiv und sachlich
00:08:08: faktenbasiert zu bleiben, gerade in Zeiten, wo so viel Misstrauen gesät wird, zum Beispiel
00:08:13: auch gegenüber wissenschaftlicher Evidenz. die ich auch wieder nicht sachgemäß finde und immer
00:08:18: wieder zu zeigen, die deutsche Wirtschaft hat es drauf. Sie hat so viele überzeugende Konzepte,
00:08:24: Geschäftsmodelle, Produktbeispiele, Servicebeispiele und integrierte Managementansätze, dass man
00:08:31: an diesen vielen, nicht mehr nur hunderten, sondern tausenden und abertausenden Leuchttürmen
00:08:36: sich doch gerne orientieren darf. Und mein Problem ist manchmal eher, ich habe zu viel Content
00:08:41: und weiß gar nicht so richtig, wie ich da auswählen soll und versuche das dann mit so Kampagnentiteln
00:08:46: auch in Ordnung zu bringen. Das gelingt mir auch, je mehr ich bei Baum eingearbeitet und
00:08:51: souverän unterwegs bin, auch immer besser. Und das, du als Gegenwind bezeichnest, Nils, das
00:08:56: würde ich eher so als Stiefelbriese dann tatsächlich bezeichnen. Es lässt sich ja auch gut segeln
00:09:02: mit so einem Wind, weil es ist ein Zeichen, dass Nachhaltigkeit in der Mitte des Diskurses
00:09:07: und der gesellschaftlichen Debatte angekommen ist. Was wir jetzt halt brauchen, ist wirklich
00:09:11: eine fruchtbare und konsequente Klärung. was unser gemeinsames Zukunftsbild ist für eine
00:09:17: zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft. Und die Mitgliedsunternehmen, das kann ich
00:09:22: auch sagen, die sind eher hoch motiviert und sagen jetzt erst recht, jetzt erst recht in
00:09:27: die Themensetzung gehen, was betriebswirtschaftlich überzeugt. Jetzt erst recht auch einer Bundesregierung
00:09:33: und EU-Kommission zeigen, dass wir da sind und dass wir Partner sind, einer Umsetzungsstrategie
00:09:38: für klimafreundliche, gerechte Transformation. Deswegen sind die Posts, die ich dahinter
00:09:45: lasse, LinkedIn auch ganz häufig Einladungen zur Reflexion, zum Weiterdenken und immer auch
00:09:51: mit der Idee, dass Reibung Wärme erzeugt und die entsteht nur aus Bewegung. Und das Schlimmste
00:09:59: ist, wenn sich jeder einbetoniert in seiner Echo-Kammer. Deswegen habe ich auch mit dem
00:10:03: Buch probiert. Der Untertitel ist ja 17 radikale Thesen für echten Wandel. da bisschen aufzukratzen,
00:10:10: was sowieso da ist an gesellschaftlichem Diskurs, da die SDGs als Saatgut einzustreuen und auch
00:10:17: da durchaus Widerworte in der Nachhaltigkeitscommunity zu produzieren. Super spannend. Ich würde einmal
00:10:22: noch mal schnell einschieben wollen, dieses Jetzt-Ers-Recht, was du gerade meintest. War
00:10:27: das auch bisschen die Reaktion auf Omnibus, also das hat es einmal kurz EU auch erwähnt?
00:10:33: Wie haben das denn die Mitglieder, wie hast du das persönlich aufgenommen und kann ich
00:10:38: da auch bei den 17 radikalen Thesen von dir, also fühlt sich dafür auch jemand angesprochen,
00:10:43: der entsprechend in der EU-Kommission sitzt. Hast du da die Verbindung? Das könnte ich mir
00:10:47: vorstellen, eben weil ich auch während der Entwicklung der europäischen Standards tendenziell eher
00:10:54: ein Unwohlsein hatte. Ich war ja in der KMU-Arbeitsgruppe der EFRAG, die die KMU-Standards entwickelt
00:11:00: hat. Und ich weiß, wie die Arbeit da intern gelaufen ist. Und das ist komplett Standard-Design
00:11:05: bei Excel. Kein Bottom-Up-Approach, sozusagen mit den Praktikerinnen und Praktikern seitens
00:11:10: Unternehmen zu sprechen und zu sagen, wonach steuert ihr den Nachhaltigkeit und was wäre
00:11:14: sinnvoll, in einem europäischen Standard abzubilden für mittelständische Unternehmen, der hinreichend
00:11:20: praktikabel ist. Und ob schon bei uns die Diskussion sehr kontrovers war und wir ein grundsätzlich
00:11:26: anderes Herangehen empfohlen haben, wir waren ja mehrere Expertinnen und Experten aus dem
00:11:32: europäischen Raum, kamen dann diese Entwürfe raus, wo ich die sehr verhaltene Reaktion auch
00:11:39: aus der Baummitgliedschaft echt nachvollziehen konnte, weil ich stand selber nicht hinter
00:11:42: den Standards. Deswegen der Omnibus ist super nervig, verzögert natürlich an einer Stelle,
00:11:48: wo wir keine Verzögerung uns leisten können, auch gerade wenn wir über jetzt die den Scope
00:11:52: der einbezogenen Unternehmen sprechen. Aber da ist meine Linie eigentlich, ich warte jetzt
00:11:57: erst mal ab, bis sich alle zu Ende gezankt und gestritten haben und schaue dann, was da liegt
00:12:02: und leiste dann lieber die Übersetzungsleistung für Unternehmen. Wie können Sie sich jetzt,
00:12:06: egal ob berichtspflichtig oder freiwillig berichtend, damit so befassen, dass Sie im unternehmerischen
00:12:12: Geschäftsmodell selber einen Nutzen daraus ziehen? Und da wissen wir einfach, aus der Praxis beginnt
00:12:18: ein Unternehmen mit einer Berichterstattung. entsteht ein sportlicher Ehrgeiz, wenn die
00:12:23: abgefragten Informationspunkte und die berichteten Themen die Richtigen sind. Und dann kommen
00:12:28: sie fast automatisch, das ist dem Spieltrieb des Menschen geschuldet, in einen Verbesserungsprozess
00:12:33: sein. Da muss man ja aktiv dagegen arbeiten, besser werden zu wollen, wenn es um Kostensparen
00:12:38: durch weniger Ressourcenverbrauch zum Beispiel geht. Oder will ich denn wirklich auf verlässlichere
00:12:43: Partnerschaften verzichten, indem ich nicht in meine Lieferkette reingucke, so von wegen
00:12:46: Hashtag Corporate Sustainability Due Diligence Directive? Mit Sicherheit nicht. Resilienz
00:12:51: der Lieferketten ist ein topaktuelles, brandheißes politisches Thema, auf das auch die aktuelle
00:12:56: Bundesregierung setzt. Und das ist dann eben die Einflugsschneise unter anderem für dieses
00:13:01: Buch, das ich natürlich jedem am liebsten auf dem Schreibtisch legen würde. Ja, ich finde
00:13:07: das total spannend. Ich hatte neulich noch mal so den Gedanken, dass wenn man jetzt mal so
00:13:12: drei, vier, fünf Jahre zurückdenkt, da war das ja total unwog. Also man konnte ja eigentlich
00:13:17: quasi gar nichts mehr posten, ohne das Thema Nachhaltigkeit mit reinzuschreiben und da wurde
00:13:21: man hinterher total für gefeiert. Jetzt ist es ja so, wenn man halt jetzt gewisse Statements
00:13:26: absetzt, ja, zu Diversität oder so, dass es dann halt auch mal Gegenwind geben kann. Also
00:13:33: das bedeutet, es ist jetzt nicht mehr automatisch so, dass es quasi halt auch keine Kosten hat,
00:13:39: dort eine Haltung halt zu beziehen. Und ich habe das Gefühl, dass das auch interessant
00:13:45: ist, weil es eben auch gleichzeitig der Positionierung noch mal dienen kann. Und gleichzeitig ist
00:13:52: es aber nicht mehr so ein No-Brain, wo jeder irgendwas sozusagen posten kann, weil man
00:14:01: eben auch dort eine entsprechende Haltung auch zu braucht, weil es wirklich um Haltung geht.
00:14:04: Und das wurde mir irgendwie noch mal so klarer in der letzten Zeit, was sich aus meiner Perspektive
00:14:11: verändert hat. Wie nimmst du das wahr? Ja, das spricht mich total viel davon an, weil du sagst
00:14:15: ja, es war en vogue. En vogue. Ja? Und nicht vogue. Also, diese ganzen Begriffe schon allein,
00:14:22: weiche Konsonanten, harte Konsonanten, da fängt es schon an. Und du sagst, es gibt einen Widerspruch.
00:14:27: Und Widerspruch ist ja sinnvoll, um auch ein gemeinsames Zukunftsbild, ich komme nochmal
00:14:32: auf diesen Begriff zurück, zu klären, was ist unter veränderten Rahmenbedingungen, politisch,
00:14:39: ökologisch, gesellschaftlich, mit einer starken AfD zum Beispiel, mit Weniger Wasser, mit staubigeren
00:14:44: Böden, mit Waldbränden, also bis hin in Brandenburg, die einem die Sorgen falten, auf die Stirn
00:14:50: treiben. Was ist unser gemeinsames Zukunftsbild für eine zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft?
00:14:57: Wir hatten es gerade noch bevor das Mikro aufging davon, dass ja auch die deutsche Gesellschaft
00:15:03: sich so verändert, dass es einfach nicht nur weniger Arbeitnehmerinnen, Unternehmerinnen
00:15:09: und auch Konsumentinnen gibt. Und damit muss sich jedes jedes Unternehmen und jede Organisation
00:15:15: beschäftigen und sich fragen, wie kann ich mein Geschäftsmodell unter diesen Bedingungen so
00:15:19: innovieren, dass ich ein auskömmliches Leben für meine Mitarbeitenden habe und einen unternehmerischen
00:15:25: Zweck weiterhin erfüllen kann. Das heißt auch in 10 Jahren, in 15, 30 und 50 Jahren im Prinzip
00:15:32: noch weiter existieren kann, wenn ich mich nicht total blöd anstelle. Und das sich nicht total
00:15:36: blöd anstellen fängt schon mal immer damit an wahrzunehmen, ist, die Risiken zu bewerten.
00:15:42: entstehen, wenn ich aktiv wegschaue oder es nicht wahrhaben will, was sich verändert hat.
00:15:47: Und das ist natürlich super unangenehm und das erfordert eine Positionierung, so wie du auch
00:15:53: sagst. Und das Wichtige ist, glaube ich, einfach in Anbetracht der Zeiten, die vor uns liegen,
00:15:58: dass wir eine gewisse Flexibilität haben. Und ich weiß nicht mehr, welcher Populärphilosophes
00:16:03: mal gesagt hat, aber unser Kopf ist rund, damit wir die Denkrichtung ändern können. Und das
00:16:08: finde ich ganz wichtig auch als Tugend. Wenn ich heute eine feste Meinung habe, muss es
00:16:13: auch gesellschaftlich zulässig sein, in einem halben Dreivierteljahr oder Jahr mit einer
00:16:17: völlig anderen Meinung ertappt zu werden. Und das betrifft auch BundespolitikerInnen, die
00:16:21: plötzlich wieder Fan von Abwohnkraft sind, obwohl die Kurvendiskussion noch die gleiche ist mit
00:16:25: einem Endlager, was es nirgendwo gibt auf der Welt, und mit Kosten, die nicht eingepreist
00:16:30: sind. Und mein Ansinnen wäre jetzt eher, in so eine Vollkosten- und Nutzenrechnung zu gehen
00:16:35: von Was ist denn die Bilanz der Schadschöpfung im Vergleich zu, was ist die Bilanz von klugem,
00:16:41: unternehmerisch vorausschauendem Handeln, was auch gesellschaftliche Risiken mit abbildet.
00:16:46: Ich glaube, dann werden wir ehrlicher und dann kommt man auch wieder in die Pendelbewegung
00:16:51: nach vorne, dass auch das ganze Thema einen Schub nach vorne bekommt, weil wir haben jegliches
00:16:57: Instrument im Werkzeugkasten, was wir brauchen, um ein vernünftiges, umschauendes, ganzheitliches
00:17:03: Controlling zum Beispiel hinzubekommen. Aber es gibt eben auch verschiedene Berufszweige,
00:17:07: die sich aktiv wehren, das umzusetzen, auch weil die wiederum Nachwuchsprobleme haben.
00:17:13: Meine These ist ja, dass ganz viele Nachwuchsprobleme sich lösen ließen, wenn ein bisschen mehr Sinnkomponente
00:17:18: ins Berufsbild kämen. Ja, Nachhaltigkeit machen, 17 radikale Thesen für echten Wandel. Eine
00:17:25: hast du gerade schon aufgemacht für uns. Wie sind denn deine Thesen entstanden? Und hast
00:17:31: du für dich irgendwie, dass du sagst, also das sind jetzt vielleicht die zwei wichtigsten,
00:17:35: denen sich wirklich jedes Unternehmen stellen sollte? Also ich habe tatsächlich noch mal
00:17:39: in meinen Heft von 2024 geschaut. Ich habe ja wirklich zu jedem Jahr so ein quasi Heft, das
00:17:47: ist meine externe Festplatte, komplett undigital. Und da habe ich auch die Mitschreben noch gefunden
00:17:52: vom Auftaktworkshop, der im August 2024 in München stattfand. Die Initiative kam ja vom Haufeverlag.
00:18:00: Und was die sich damals gewünscht hatten, das war gleich von Anfang an, sie wollen quasi
00:18:06: diese Geschichten des Gelingens und Scheiterns, die ich in meinem beruflichen Leben, das ja
00:18:10: relativ lang jetzt schon sich um Nachhaltigkeit dreht, dass ich die teilen soll. Dass ich auch
00:18:16: verständlich machen soll, wie man das überwinden kann, auch eben durch ein bisschen einen offenen
00:18:20: Kopf und das auch garniert mit Ohrtönen etc. Und schon in diesem Workshop war klar, dass
00:18:26: 17 disruptive Thesen naheliegend sind, wenn man sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, weil
00:18:31: wir auch so auf halber Strecke bis 2030 stehen und sich dann natürlich dann super die SCGs
00:18:37: auch reinarbeiten lassen. Und das war dann von früh an schon das strukturgebende Element.
00:18:43: Und das, reingeflossen ist, ist im Prinzip sämtliches berufliches Wissen, was ich da irgendwie vernünftig
00:18:49: zwischen zwei Buchdeckel bringen konnte. Meine Lieblings-SDGs sind halt, das will ich auch
00:18:55: am leichtesten zu schreiben, das merkt man auch beim Lesen, SDG 12. Nachhaltiges Produzieren
00:19:00: und Konsumieren. Design entscheidet über Kreislauf und Ressourcen und keine Endverbraucherin,
00:19:05: kein Kunde muss sich so viel detektivische Pfadfinderarbeit machen, wenn es die Designer und die Produzierenden
00:19:12: schon ganz am Anfang ein Produkt so machen, dass es kreislauffähig ist und den größtmöglichen
00:19:18: Nutzen bietet. Es ist SDG 8 als zweites, wenn du nach einem zweiten fragst, weil wir alle
00:19:25: relativ viel weil wir auch wahnsinnig intrinsisch motiviert sind und wir arbeiten ja gerne, weil
00:19:30: Leistung sich ja auch lohnt, gerade im Bereich Nachhaltigkeit. Und das ist ein zweites Reflexionskapitel,
00:19:39: ich dafür werbe, die Kohärenz sich auch trauen zu gehen. auch wenn man sich nicht komplett
00:19:45: selbst verwirklichen muss bei der Arbeit, einfach diese Schizophrenie bleiben zu lassen, privat
00:19:51: Sorgen zu haben, die bei der Arbeit kein Thema sein dürfen und die dort nicht auf eine konstruktive
00:19:56: Lösung stoßen. Einfach, weil so viel Lebenszeit da reingeht. Und der Eckhard von Hirschhausen
00:20:02: hat ja auch einmal gesagt, er kann nicht ehrenamtlich für Klimawandel sich einsetzen, wenn hauptamtlich
00:20:07: andere sich darum bemühen, genau das Gegenteil zu tun. Und ich glaube, so sollten wir das
00:20:13: alles sehen. Deswegen auch herzlichen Glückwunsch zu eurer Arbeit. Ich glaube, ihr habt auch
00:20:17: ein Gefühl der Kohärenz. Und wir wissen ja alle, wenn man begeistert ist, kann man unbegrenzt
00:20:22: arbeiten. Und so ist es eben in allen Bereichen. Deswegen bin ich der Meinung, dass die Arbeitnehmerinnen
00:20:27: und Geschäftsführer der Zukunft durch mit den Füßen abstimmen dürfen und wir als Investorinnen
00:20:32: und Investoren von Zeit, Ressourcen und Geld natürlich auch. Du sagst ja in deinem Buch,
00:20:37: dass Nachhaltigkeit oberste Priorität haben muss, wenn wir weiterhin Frieden und Wohlstand
00:20:41: auf unserem Planeten leben wollen. Fakten sind auf dem Tisch. also ich glaube, das ist halt
00:20:49: relativ klar. Gehen wir davon aus, dass das auch den Zuhörern klar ist. Aber warum ist
00:20:56: die Transformation aus deiner Sicht weiterhin so schwerfällig? Also nimmst sie als schwerfällig
00:21:01: wahr und warum ist das so? Was siehst du da als wesentliche Gründe? Also ich glaube, dass
00:21:08: tatsächlich das gemeinsame Verständnis fehlt von dem, worauf wir hinsteuern. Und dass sehr,
00:21:15: sehr viel klein klein gemacht wird, also viel auch in Einzelprojekten arbeiten, da muss ich
00:21:19: mir ja schon allein nur die Förderlandschaft des Bundes anschauen, wo ja nie zusammengeführt
00:21:24: wird, was in den geförderten Projekten, sei es wissenschaftlicher Natur oder sehr konkreter
00:21:29: praktischer Natur. resultiert für eine Industrie, Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik, Bildungs-
00:21:35: und Forschungspolitik. Wieso Rückschlüsse werden nicht gezogen und damit verzetteln wir uns
00:21:40: auch in Symptombehandlungen und gehen nicht in die Ursachenbekämpfung rein. Ich glaube,
00:21:45: dass wir eben so ein Gesamtbild brauchen. Deswegen haben wir auch ganz stark die Idee bei Baum
00:21:50: e.V. als nachhaltigen Unternehmensverband, uns mit den Marktmechanismen zu beschäftigen und
00:21:55: auch damit, was sind denn die Anreizmechanismen und Strukturen, die dazu motivieren, Komplexität
00:22:02: anzunehmen, sich ihr zu stellen und einen Spaß daran zu entwickeln, sich mit ihr zu befassen.
00:22:08: Wir hatten jetzt in diesem Jahr tatsächlich auch einen Überraschungserfolg durch eine Buchsalonreihe
00:22:14: Earth for all Deutschland mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, wo
00:22:20: ja auch system dynamics mäßig beschrieben wird, wir können zum Beispiel auch die soziale Frage
00:22:26: nur im Einklang mit den ökologischen Fragen lösen. Es fällt sogar leichter, die sozialen
00:22:32: Fragen zu lösen, wenn wir die ökologischen mitlösen. Das sind die Zusammenhänge. Wir müssen alle
00:22:39: Herausforderungen gleichzeitig angehen. Wenn wir uns das zutrauen, dann wird es auch leichter
00:22:46: fallen, die Transformationspfade einzuschwenken. Ich glaube, dass da die Trägheit politischer
00:22:54: und mancher wirtschaftlicher Strukturen dazu beiträgt, dass wir da so dieses Latenzprinzip
00:22:59: einfach täglich erleben. Weil wir haben veränderte Marktbedingungen, die werden immer schneller
00:23:04: von wegen ökologische Kipppunkte, aber auch Demoskopie. Wie viel hören wir täglich, also
00:23:09: wirklich jede Woche darauf, wie würde am Sonntag abgestimmt werden, statt eine Legislaturperiode
00:23:14: mal in aller Ruhe vier Jahre in einem Spannungsbogen aufzubauen und auch darüber hinaus zu denken.
00:23:22: Wo sind unsere fünf Jahrespläne? Fünfzehn Jahrespläne? Ich sehe die nicht, weil es wird ja schon in
00:23:27: Frage gestellt, ob die aktuelle Bundesregierung, egal in welcher Kombination hält, wessen Interesse
00:23:32: ist das? Völlig bekloppt. Deswegen ist auch mein Gefühl, wenn man in der Bundesrepublik
00:23:38: unterwegs ist und ins Gespräch mit den Leuten kommt, dass die Gesellschaft eigentlich weiter
00:23:43: ist und sehr viel mehr Lösungen erwartet von politischen und unternehmerischen Eliten. als
00:23:49: sich die Eliten das selber zutrauen vor lauter Angst, vor einem Abstimmungsverhalten an der
00:23:55: Wahlurne, das möglicherweise sogar noch früher droht, je nervöser man da ist. Oder einfach
00:24:00: mal cool bleiben und wirklich eine gute Politik, eine konstruktive Politik treiben, die auch
00:24:06: die Ursachen gewisser gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen löst. Das ist
00:24:11: das Man plus Ultra und ja, da unterstützen wir auch gerne. Noch eine Frage dazu. Du hattest
00:24:17: das ja angesprochen, also auch so eine gewisse Vorstellungskraft, wie es dann halt auch aussieht
00:24:22: in der Zukunft. Auch so ein gemeinsames Zielbild halt irgendwie zu haben. Und eben, wenn man
00:24:27: jetzt aktionistisch halt immer nur so Teilaspekte behandelt, führt sie auch zu nichts Großem
00:24:33: oder ist es schwieriger natürlich das Ganze auch einzuordnen. Wir hatten uns damit auch
00:24:38: mal beschäftigt, ja auch hier im Podcast mit dem Thema Vision, Visionsbilder, ich bin mit
00:24:43: Stella Schaller, Re-Inventing Society und so. Nimmst du das auch so wahr? ich glaube, aus
00:24:49: so einer Unternehmensperspektive stelle ich mir auch, es ist ja auch wichtig, halt, um
00:24:52: zu gucken, wo geht das Ganze denn eigentlich hin, um halt dann irgendwie auch diese, ja,
00:24:58: also auch mal holprigen Weg dahinhalten, irgendwie diskutieren zu können. Siehst du sowas auch?
00:25:04: Ich sehe es auch und würde es aber immer versuchen, zu erden. Also weniger die akademische Diskussion
00:25:09: zu bemühen, als zum Beispiel mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch
00:25:13: zu gehen, was sie bewegt. Welche Sorgen Sie vielleicht auch mit zur Arbeit bringen und
00:25:18: was Ihre Erwartungen sind, an das eigene Unternehmen oder die eigene Organisation eine Lösung bereitzustellen,
00:25:25: das eine Antwort zu bieten auf diese Fragen und Sorgen. ich glaube, dass das immer eine
00:25:32: sehr gute Einladung ist, um auch letzten Endes den Sinn und Zweck des eigenen Unternehmens
00:25:37: zu erforschen und ein Zukunftsbild zu entwickeln, was schon für die eigene Unternehmung gut und
00:25:43: tragfähig vorgibt. Damit kann ich dann auch in den gesellschaftlichen Diskurs einsteigen.
00:25:48: Ich glaube, dann ist Reinventing Organizations und Societies auch möglich. Aus solchen Büchern
00:25:55: ziehe ich ja selber meinen Stoff. Wenn ich Urlaub habe, werde ich zur Bücherfresserin und fange
00:25:59: dann an, Ostrom zu lesen und Co. und hinterher zu überlegen, welche Schlüsse ziehe ich jetzt
00:26:04: daraus für die Bauensstrategie und weitere Entwicklung der Baumarbeit, um im kleinen Kontext auszuprobieren,
00:26:11: wie können wir denn die Gemeingüter organisieren und wie schaffen wir das kollaborativ, partnerschaftlich
00:26:17: auch mit Politik, mit Verwaltung, mit auch Einflusssphären, in denen wir gar nicht unmittelbar beteiligt
00:26:23: sind, Impulse zu setzen dafür, dass das möglich und denkbar wird, auch für andere, die da vielleicht
00:26:28: noch skeptisch sind. Und das ist unsere aller Aufgabe, sozusagen da auch als Change Agents
00:26:34: und Prophetinnen und Propheten draußen unterwegs zu sein und immer zeigen zu können, hey, und
00:26:39: wir haben hier den Case, bei uns hat es intern funktioniert, also funktioniert es auch im
00:26:42: größeren Kontext. unseres Industriegebiets, unserer Kommune, unserer Stadt, unseres Bundeslandes
00:26:47: und so in konzentrischen Kreisen zu denken, da kommt man dann auch ins Gespräch mit Bundespolitikerinnen
00:26:52: oder EU-Kommissaren. Du hast ja ganz am Anfang auch die Transformation, die die Twin Transformation
00:26:59: aufgemacht, also wirklich die digitale und die nachhaltige Transformation zusammen eben anzugehen,
00:27:04: was ihr da bei Baum gemacht habt. Wie blickst du denn in deinem ganzen Kontext, und Entschuldigung,
00:27:09: das muss ich gerade fragen, es ist nun mal aller Munde, auf das ganze Thema Künstliche Intelligenz.
00:27:14: Beschäftigt euch das, diskutiert ihr darüber und gibt es da vielleicht auch schon Ansatzpunkte,
00:27:19: die du gesehen hast, die du super interessant findest in dem Zusammenhang? Ja, auf jeden
00:27:24: Fall. Wir sind ja selber mit knappen Ressourcen gesegnet und müssen immer schauen, wie wir
00:27:28: steigende Nachfrage bei gleichbleibenden Ressourcen bedienen können und dabei auch noch schlauer
00:27:33: antworten. Das heißt, also auch Die Indienstnahme künstlicher Intelligenz ist wichtig und dafür
00:27:39: auch wiederum, die Vorstellung zu machen, was ist der Bereich, den ich tatsächlich auch leicht
00:27:45: mir assistieren lassen kann und wo ist der Bereich, den ich vielleicht gar nicht delegieren oder
00:27:50: mir assistieren lassen möchte, weil die künstliche Intelligenz schlicht nicht so intelligent ist,
00:27:54: wie ihr Titel vielleicht suggeriert. Und ich glaube, alles, was in Zukunft hineingedacht
00:27:59: werden kann und muss, das ist... im Netzwerk zu denken und das dann eben auch im Zusammenspiel
00:28:06: menschliche und künstliche Intelligenz. bei dem, was in den letzten Wochen jetzt in der
00:28:12: Zeitung stand, von wegen, dass große KI-Konzerne an der Börse wieder entwertet worden sind,
00:28:18: weil ihr Nutzen im betrieblichen Alltag sich gar nicht so stark zeigt und da jetzt auch
00:28:23: wieder Investments abgezogen werden. Das zeigt auch, wie volatil diese Diskussion ist und
00:28:28: deswegen auch da das Plädoyer immer sehr hemsärmlich dran zu gehen. nicht jeder Sau, die durchs
00:28:32: Dorf getrieben wird, gleich zu versuchen hinterherzuhächten, sondern wirklich mit Bedacht und schlau. Das,
00:28:39: was an neuen Möglichkeiten da ist, zu nutzen und durchaus damit zu rechnen, dass wir auch
00:28:45: Positives in einer unglaublichen Hebelfunktion auslösen können mit digitaler Unterstützung.
00:28:51: Deswegen ist die Twin Transformation so wichtig, weil auch Nachhaltigkeitsinnovationen natürlich
00:28:57: skalierbar werden. mit digitaler Unterstützung und übertragbar auf andere Kontexte mit relativ
00:29:02: geringem Aufwand. Wäre doch schön, wenn wir das auch nutzen würden. Absolut. Ja, zu guter
00:29:09: Letzt oder fast zuletzt, machen wir die Frage, du hattest es ja eben schon angedeutet, wenn
00:29:14: du Urlaub gehst, dass du zur Bücherfresserin wirst, so du bist ja auch viel unterwegs. Digital-App
00:29:19: LinkedIn, wenn du da mal so schaust, welche Menschen inspirieren dich denn da so oder gibt
00:29:26: es da dann auch irgendwie Menschen, wo du sagst, okay, den oder die rufe ich an, wenn ich halt
00:29:31: Fragen habe. Also wo sagst du dich sozusagen auch als Vordenkerin? Wer inspiriert dich denn?
00:29:39: Ja, ich gucke ganz stark in Richtung Top-Notch-Leuten aus öffentlichen Institutionen. Eine Sabine
00:29:46: Mauderer, die bei der Deutschen Bundesbank zum Beispiel ja auch als Vorsitzende der Arbeitsgruppe
00:29:52: for Greening the Financial Systems der Zentralbanken weltweit moderiert, was hier an Arbeitsergebnissen
00:29:59: aus diesem Zirkel mitbringt. Oder, wer fällt mir als zweites ein? Mayer Göpel natürlich.
00:30:04: ja, also jede Menge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch, die eigentlich total
00:30:09: unterbewertet sind und die arbeiten sich in den Windstellen zum Beispiel und sagen, es
00:30:15: gibt eine wissenschaftliche Evidenz und übrigens, funktioniert Wissenschaft. Es gibt immer Widerspruch
00:30:19: in wissenschaftlichen arbeiten, weil das ist die Art unseres Arbeitens. Darauf können sich
00:30:24: ja manche überhaupt gar nicht mehr einlassen. Und ich finde tatsächlich die Meteorologen-Community
00:30:30: total klasse, die ja auch mit den Wetterberichten, zum Beispiel Klimaberichterstattung möglich
00:30:36: machen, Extremwetterereignisse beschreiben, ein Frank Böttcher und andere, die einfach
00:30:42: auch ganz toll in eine populäre Kommunikation einsteigen und auch da riskieren, sich zu exponieren
00:30:49: auf eine Art und Weise, die zu persönlichen Angriffen einlädt. Und ich gucke natürlich
00:30:54: in meinem eigenen Umfeld. Also wenn es ans Handwerkliche geht, dann spreche ich immer mit einzelnen
00:31:00: Mitgliedern im Baumvorstand, sei es eine Tina Teucher, die ich auch von meiner Zeit beim
00:31:04: Nachhaltigkeitsrat schon kenne als eine sehr engagierte Topffrau oder Heiko Rittwecker aus
00:31:10: Erfurt, der sich viel mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt und mit uns zusammen auch die New
00:31:14: European Bauhaus Initiative zu Baum holt. Ralf Rang, bei der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse
00:31:20: und Asset Management Geschäftsführer war und jetzt bei einer schweizerstrategischen Beratung
00:31:25: ist, der immer auch so einen Blick auf internationale Regulierungsdiskussionen und Standardsetzungen
00:31:30: hat und einen sehr busigen Charakter hat, wo es sich einfach immer lohnt. kann mir dem auch
00:31:34: ein freundliches Gesicht geben und auch damit konstruktiv umgehen. Da bin ich sehr, sehr
00:31:39: eng im Austausch. Und wir haben ja auch zwei Gremien mit dem Beirat Unternehmen. Da ist
00:31:45: die Charlotte Beck aus Hamburg. ganz vorneweg mit dabei, die in der Pandemie auf Nachhaltigkeit
00:31:50: umgesattelt hat, von Logistik, IT-Tools programmieren und planen oder dem Professor Jochen Pampl,
00:31:57: der auch bei der KPMG gearbeitet hat und der Sprecher vom Wissenschaftlichen Kuratorium
00:32:00: ist und der so steile Thesen sagt, wie im Controlling ist das Problem Klimawandel schon lange gelöst.
00:32:07: Nur, wie kommt es in die Praxis? Genau in der zweiten Frage knüpfe ich dann eben mit solchen
00:32:11: Leuten auch an, weil das eben genau die Suche nach dem Missing Link ist. Darauf will ich
00:32:17: Antworten finden. Und bei uns in der Mitgliedschaft gibt es natürlich auch viele, Unternehmen,
00:32:22: die sich krass exponieren und die sich so gewandelt haben in letzten 15 Jahren, dass die auch einen
00:32:27: Platz bekommen haben in dem Buch Nachhaltigkeit machen, weil sie es machen. Und da gehört eine
00:32:34: REWE Group genauso dazu wie viele, viele andere. Und das ist einfach genau dieses Füllhorn,
00:32:41: von dem ich gesprochen habe. Also ich könnte da stundenlang weitermachen und es fällt einem
00:32:46: immer noch viel mehr ein, man alles und den man alles benennen müsste an so einer Stelle.
00:32:51: Und viele davon stehen eben auch in dem Buch drin. Klasse, ja, vielen lieben Dank für die
00:32:55: Einblicke und wie spannend das so, wo es sich auch hinzieht sozusagen, dass es ja nicht nur
00:33:01: vielleicht jetzt gemütlicher Kaffee ist, sondern dass es auch fordert, jeweils sich damit auch
00:33:06: auseinanderzusetzen. Ja, und zu ganz guter Letzt, das kennst ja schon, bitten wir ja immer
00:33:12: noch oder geben wir dir gerne nochmal das Wort. Was sagst du denn, was sollen unsere HörerInnen
00:33:17: heute speziell mitnehmen? Die wichtigste Botschaft, die auch zu dem Buch geführt hat, ist, es kommt
00:33:23: auf mich an, aber hängt nicht von mir ab. Das ist so ein Leitspruch, den habe ich irgendwann
00:33:28: sehr früh in meinem Leben verinnerlicht. Und ich glaube, das müssen sich auch alle GeschäftsführerInnen
00:33:34: als auch NachhaltigkeitsmanagerInnen in Unternehmen vor Augen führen, dass es immer diese Balance
00:33:39: braucht von, es ist wichtig, was ich tue, aber ich allein. Rette die Welt ja nicht. Das heißt,
00:33:45: wenn man es noch mal paraphrasieren will, es geht darum, in heiterer Gelassenheit das Mögliche
00:33:49: zu tun, aber auch wirklich und eben nicht verkrampft, sondern immer in der Handlungsfähigkeit, auch
00:33:56: nach den Bedingungen, die meine PartnerInnen zum Beispiel oder auch KundInnen mir ermöglichen.
00:34:02: Wenn man sich abkoppelt, ist man verloren. ist man irgendwann, treibt man auf hoher See und
00:34:06: da ist einfach wichtig. auch dieses Acting im Konzert, also auch im Verbund mit anderen zu
00:34:11: bleiben und deswegen eben auch herzliche Einladung, egal ob der Weg irgendwann zu Baum führt, sich
00:34:17: immer mit anderen zu vernetzen und wilde Bündnisse zu schmieden dafür, dass wir insgesamt nach
00:34:23: vorne kommen. Ja, ganz lieben Dank. Das war auf alle Fälle ein guter Leitspruch. Den werde
00:34:29: ich mir auch nochmal hinter die Löffel schreiben. Ich habe eben schon viel drüber nachgedacht.
00:34:32: Ganz herzlichen Dank für deine Zeit, Yvonne. Vielen lieben Dank. Sehr gerne. Danke an euch,
00:34:39: liebe Michael, lieber Nils.
00:34:47: Ja, Meike, wir hatten Yvonne zu Gast. Was nimmst du denn mit? Ja, schön, dass sie wieder hier
00:34:52: war, muss ich wirklich sagen. Und ich finde ja allein schon die Energie und diese wirkliche
00:34:58: Begeisterungsfähigkeit, die sie immer mitbringt, ja schon wirklich herausstechend und einfach
00:35:02: super. Macht wirklich Spaß. Und ja, ich finde, sie hat wieder eine Menge zum Nachdenken irgendwie
00:35:08: mitgebracht und aber auch vieles. Und es freut mich ja so auch bei ihr. sagt sie ja auch vieles,
00:35:14: was einen ja auch wieder positiv stimmt und Energie reingibt. Und es gibt ja schon gute
00:35:19: Beispiele und wir können doch eigentlich auch schon so viel. Das hilft mir dann auch immer
00:35:24: neben vielen Nachrichten und so, die man ja sonst eben auch bekommt. Was auf jeden Fall
00:35:28: hängen geblieben ist, ist bei mir nochmal dieses Thema wirklich diesen Austausch und dieses
00:35:36: Netzwerk weiter hoch zu halten und zu denken und sich darüber auch inspirieren zu lassen
00:35:42: und weiter zu kommen und eben nicht nur in der eigenen Suppe zu kochen. Ich finde, das lebt
00:35:47: sie ein paar Excellents vor, sozusagen. Wie sie ja auch sich selbst sozusagen dann wieder
00:35:52: inspirieren und challengeen lässt und so weiter. Das nutzt das, finde ich wirklich cool und
00:35:56: das nehme ich auf jeden Fall noch mal mit. Wie ist es bei dir? Ich finde auch den Blick auf
00:36:01: Omnibus nochmal interessant. da halt in Anfall auch zu gucken, okay, vielleicht war es halt
00:36:06: irgendwie auch in der ersten, ja, das ist immer die Frage, wer halt denn wieder Die Power
00:36:13: hat sozusagen in der ersten Phase das halt vielleicht einfach auch überzuregulieren, was dann halt
00:36:19: wiederum zu so einem Backlash führt und dann halt plötzlich erstmal wieder rum und dann
00:36:23: wieder so ein Mist, ja. Aber vielleicht ist es halt auch einfach halt so der normale Lauf
00:36:28: der Dinge, dass sich das jetzt irgendwie wieder einpeddelt, was natürlich nervig, also was
00:36:33: heißt nervig, was natürlich das Schlimme dabei ist, dass wir halt irgendwie Zeit verlieren.
00:36:38: Ansonsten erfinde ich das irgendwie auch interessant mich auch wieder nochmal mit Baum zu beschäftigen.
00:36:45: Also wo ich dann irgendwie nochmal so dachte, ey, warum machen wir da eigentlich jetzt irgendwie
00:36:50: nichts? Das ist irgendwie auch so ein bisschen von meinem Radar verschwunden persönlich. Das
00:36:55: werde ich jetzt mal wieder ändern und werde mich da mal wieder tatsächlich, da halt dann
00:37:00: irgendwie tatsächlich mal beschäftigen. Weil ich glaube, dass das natürlich schon einen
00:37:03: riesen Hebel hat, eben um auch auf politischer Ebene halt dann wie Einfluss zu nehmen. Aber
00:37:11: halt sowohl innerhalb von Deutschland, aber auch innerhalb von Europa. Und das natürlich
00:37:17: schon eben die Kräfte bündelt und das natürlich schon der große Player ist sozusagen, der nachhaltige
00:37:22: Unternehmen vertritt. Also insofern fand ich das auch nochmal wichtig für mich, das auf
00:37:27: den Radar zu holen. Und ich fand auch... Das das Buch halt total interessant. Das werde
00:37:36: ich mir sicherlich auch noch mal zulegen und da halt dann noch mal reinlesen. Also insofern
00:37:43: war das für mich ein guter Start in die Woche und ich freue mich schon auf unseren nächsten
00:37:46: Termin, Meike. Ich mich auch, Nils. Bis dahin.