Status Quo & Ausblick: CO2-Zertifikate und Emissionshandel - Ein Update mit Expertin Ruth von Heusinger von ForTomorrow

Shownotes

Unsere Learnings aus der Folge:

  • Unternehmen, die kompensieren, sind in der Regel auch motiviert, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren
  • Wenn der Emissionspreis weiter steigt, erhöht sich der Druck auf die Unternehmen in ihre Prozesse zu investieren, um eine grüne Alternative zu schaffen
  • die beste Altersvorsorge ist die Investition in den Klimaschutz

Ruth von Heusinger ist eine echte Expertin für den Handel mit CO₂-Zertifikaten. Nachdem sie bei großen Anbietern gearbeitet hat, die hauptsächlich im globalen Süden agieren, hat sie sich mit ihrem eigenen Unternehmen ForTomorrow selbstständig gemacht, um den Handel mit Zertifikaten wirksamer zu gestalten. Dabei bieten sie zwei Varianten an, um die angefallenen Emissionen zu kompensieren: Unternehmen oder Privatpersonen können Bäume pflanzen lassen in Deutschland oder/und sie lassen von ForTomorrow Zertifikate kaufen, die dann gehalten werden. So werden dem Markt Zertifikate entzogen und stehen Unternehmen als Kompensationsmöglichkeit nicht mehr zur Verfügung.

Ruth versucht dabei möglichst viele Menschen mit ihrer positiven Art zu inspirieren und agiert nie mit erhobenen Zeigefinger. Denn so begeistert man nicht die Zweifler:innen und die möchte Ruth ganz besonders mit ihren Ängsten ernst nehmen.

Gliederung der Folge:

  • Das Konzept von ForTomorrow (04:27)
  • Der Status Quo im Emissionshandel (06:08)
  • Wie können Unternehmen mit ForTomorrow kompensieren? (07:43)
  • Was kann ich als Unternehmen tun, wenn ich Scope 1,2 und 3 kompensiert habe? (12:12)
  • Wie überzeugst du dein Umfeld mehr für Nachhaltigkeit einzustehen? (15:16)
  • Wie kann man die Gesellschaft wieder mehr vereinen und gegen die Spaltung ankämpfen? (17:23)
  • Ruths Weg zur Investorin (20:38)
  • Der Verra Skandal (23:45)
  • Ein Ausblick in die Zukunft des Emissionshandels (26:51)
  • Kann für Biodiversität oder Wasser auch ähnliche Märkte entstehen? (29:19)

Ruth bei Linkedin

Ruths Inspiration: Das Kinderbuch „Die Kinder in der Erde“ von Gudrun Pausewang

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Zur Folge mit Susann Schubert über betriebswirtschaftliche Steuerung von Nachhaltigkeitsaktivitäten


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PHAT CONSULTING 040 - 226 383 100, moin@ceo2neutral.de

Viel Spaß bei der 98. Folge von CEO2-neutral!

Musik: Michael Ahlers, Scribbles: Michael Kutzia

Transkript anzeigen

00:00:00: Musik

00:00:19: Moin und herzlich willkommen zu unserem Podcast CEO 2 Neutral. Wir begrüßen euch wie immer zu unserem Austausch mit spannenden Gästen dazu,

00:00:27: wie Unternehmen, UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen sich der Reise anschließen können zu einem nachhaltigeren Unternehmen

00:00:33: und das auf jeglichen Ebenen ökonomisch, ökologisch sowie sozial. Wir als Fed Consulting befinden uns auch schon seit einigen Jahren

00:00:40: auf der Reise zu mehr Nachhaltigkeit und nehmen euch da ja mit, weil wir fest daran glauben, dass es nur gemeinsam geht

00:00:45: und dass wir uns alle brauchen, dass wir vor allem darüber reden müssen. Und wir, das sind wie immer Nils und ich. Moin Nils, wie geht's?

00:00:51: Moin Meike, mir geht's ganz gut. Wir sind ja schön in der Mittagspause jetzt. Also Ruth, du trennst uns von unserem Brötchen.

00:01:00: Oh, noch nicht gekriegt. Und ich freue mich. Wie geht's dir denn? Mir geht's sehr gut. Ich freue mich so doll.

00:01:09: Ich bin noch... Wir bringen jetzt die Reihenfolge durcheinander, aber Nils und ich haben gestern schon eine Folge aufgenommen,

00:01:16: die jetzt erst veröffentlicht wird, wo wir uns ein paar Fragen gestellt haben rund um den Podcast, wo wir ja die 100. Folge veröffentlichen.

00:01:23: Das war total schön, dass wir uns das ausgetauscht haben. Deswegen bin ich da noch ein bisschen beschwingt von.

00:01:28: Wir haben ja auch einen Gast zum zweiten Mal heute da. Du hast den Namen schon genannt. Nies, wen haben wir denn hier?

00:01:34: Wir haben die Ruth da, Ruth von Heusinger. Ruth ist Unternehmerin, eine tolle Unternehmerin. und mit ihrem gemeinnützigen Unternehmen ForTomorrow

00:01:44: animiert sie, jeden dazu und jede ein klimaneutrales Leben zu führen und mit Hilfe eines Klima-Abos den eigenen persönlichen CO2-Fußabdruck zu kompensieren.

00:01:55: Der Unterschied zu anderen Möglichkeiten der Kompensation ist, dass ihr das ja quasi bei uns vor der Haustür in Deutschland tut

00:02:03: und dort eben entsprechend Bäume pflanzten. Ein weiterer Clou ist, ihr kauft und haltet die CO2-Zertifikate.

00:02:10: und knapp dadurch eben auch die bestehenden Zertifikate am Markt, sodass mehr und mehr Unternehmen gezwungen werden, auch ihren Ausstoß zu minimieren.

00:02:19: Ein super smartes Vorgehen, über das wir uns gleich nochmal wieder unterhalten, aber uns ja auch schon mal ausführlich in Folge 19 unterhalten haben.

00:02:27: Und ganz neu bist du sogar mit Hanami Ventures und die Investoren gegangen. Wir freuen uns auf ein Update aus deinem Leben, liebe Ruth. Wie geht es dir denn?

00:02:36: Ja, vielen Dank erstmal, dass ich wieder hier sein darf. mir auch echt schon wirklich sehr lange vor, dass wir das letzte Mal gesprochen haben.

00:02:43: So viel passiert seitdem. Mir geht es sehr gut. Es ist wirklich toll gelaufen und ich hatte jetzt gestern auch wieder eine inspirierende Veranstaltung und auch, dass euer Podcast

00:02:56: so gut läuft und so. Das sind so alles Sachen, die mich sehr, sehr zuversichtlich wirklich machen, trotz der Nachrichten, die man dann immer lesen muss.

00:03:04: Schön. Wir haben dich das in der ersten Folge, die wir mit dir hatten, schon gefragt. Und dennoch wird sich ja was verändert oder vielleicht hört jetzt erst wieder jemand rein.

00:03:14: Deswegen auch hier nochmal. Kannst du uns einmal kurz erzählen, wie du eigentlich zur Nachhaltigkeit gekommen bist? Ja, das hat schon sehr, sehr früh angefangen.

00:03:21: Das ist tatsächlich ein Kinderbuch. Das habe ich jetzt meinen Kindern gerade vorgelesen. Das heißt die Kinder in der Erde. Und da beklagt sich die Erde, dass die Erwachsenen nicht so gut mit ihr umgehen.

00:03:32: Spricht dann erst mit den Erwachsenen, die wollen ihr nicht zuhören, dann spricht sie mit den Kindern, die hören ihr zu. Aber die Erwachsenen hören auch den Kindern nicht zu und dann nimmt die Kinder die unter die Erde und lässt die da schlafen.

00:03:42: Und dann fangen die Erwachsenen an zu transformieren, auf erneuerbare Energien umzustellen, Müll wieder zu reparieren und so. Und das hat mich damals schon sehr, sehr geprägt und dann habe ich in der Schulzeit schon eine Greenpeace-Gruppe gegründet,

00:03:54: habe dann in den erneuerbaren Energien gearbeitet nach meinem Physikstudium. auch im freiwilligen Kompensationsmarkt, die diese Projekte im globalen Süden machen.

00:04:03: Und dann habe ich Fortoumour gegründet, damit eben alle einen Hebel haben auf die europäische Wirtschaft hier. Also damit auch ich als Privatkonsument eben Hebel habe auf die Stahlindustrie, auf die Zementindustrie,

00:04:14: dass die wirklich reduzieren müssen, weil das ja ein verpflichtendes System ist, in das wir reingehen. Also das ist nicht der freiwillige Markt, den wir nutzen, sondern wirklich der verpflichtende Markt mit Fortoumour.

00:04:23: Und das wollte ich eben gern allen zugänglich machen. Und es funktioniert ganz einfach. Also man spendet an Fortemont und wir nutzen dieses Geld und kaufen damit diese

00:04:33: Emissionsrechte aus dem verpflichtenden Markt, verknappen damit die verfügbare Menge, die da ist für die Stahlindustrie, für die Kohlekraftwerke und zwingen die

00:04:42: so, dass die schneller umstellen müssen. Und ja, das funktioniert wirklich, es funktioniert ganz toll. Also wir wachsen und wir wachsen auch immer schneller.

00:04:53: Ich habe mal die Zahlen angeschaut. Wir hatten. 2020, also vom Start bis 2022 gebraucht, um so die ersten 10.000 Tonnen auszugleichen und dann nur

00:05:04: noch bis 2023, also nur noch ein Jahr, um die nächsten 10.000 Tonnen auszugleichen. Also wir sind jetzt schon über 20.000 Tonnen und ich hoffe sehr, dass wir dieses Jahr wirklich auch noch die

00:05:13: 30.000 Tonnen schaffen. Und das ist einfach ganz toll, so zu sehen, dass wir gemeinsam so viel fürs Klima bewegen. Wir sind ja gestartet mit den Privatkunden und seit diesem Jahr fokussieren wir

00:05:23: uns auch stärker wirklich auf die Unternehmen. weil wir einfach so viele Anfragen von Unternehmen bekommen haben, ob sie das nicht auch mit uns machen können,

00:05:29: über uns kompensieren können. Und es gibt eigentlich keinen Grund warum nicht. Und genau, wir haben jetzt die ersten Unternehmen, die eben auch mit uns kompensieren.

00:05:36: Und es freut mich sehr. Kann ich mich auch noch gut dran erinnern. Das war nämlich beim letzten Mal, als wir darüber gesprochen hatten, war das so ein bisschen so in der Überlegung.

00:05:45: Wie bildet man das ab? Ihr habt das eigentlich gar nicht richtig im Fokus. Und das freut mich natürlich total, dass sich das jetzt irgendwie ändert hat.

00:05:55: Wir zoomen doch mal raus, wenn man jetzt überlegt, was hat sich denn auf der großen Ebene getan in Bezug auf Emissionen seit unserem letzten Gespräch?

00:06:03: Gibt es da halt dann irgendwie größere Trends oder größere Themen, die du siehst? Ja, also erst mal muss man ganz klar sagen, die Emissionen steigen weiter.

00:06:14: Und das ist natürlich überhaupt nicht in Ordnung. Wir müssen wirklich sehen, dass die weltweiten Emissionen sinken.

00:06:21: Gut sind die Trends, dass in den Industrieländern die Emissionen wirklich sinken. Also in Europa insgesamt sinken die Emissionen.

00:06:27: Und wir sehen auch, dass der emissionsrechte Preis, also in diesem europäischen Emissionshandel, den wir ja nutzen, der ist ganz stark nach oben gegangen.

00:06:35: Der hat jetzt mehrmals die 100 Euro pro Tonne erreicht, also dass die Unternehmen wirklich 100 Euro zahlen müssen für dieses Recht, CO2 auszulösen zu dürfen.

00:06:44: Und das bewirkt wirklich eine Transformation. Also zum Beispiel jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Stahlindustrie dann umbaut,

00:06:51: sodass sie eben den Stahl grün erzeugen kann und statt grau diese Emissionsrechte zu kaufen, sondern die sparen sich dann die Emissionsrechte und stellen die Prozesse um,

00:06:59: sodass sie eben den Stahl grün erzeugen ohne den hohen CO2-Ausstoß. Und das sind diese wichtigen Transformationen, die wir eben hinbekommen müssen in Europa

00:07:06: und die ich denke, die dann eben auch in die anderen Länder gehen. Wenn wir die Technologien hier etablieren, so wie eben auch bei der Photovoltaik,

00:07:14: Das wurde ja auch hier wirklich etabliert, hier sehr stark gefördert und ist dann weltweit eingesetzt worden und hat eben auch die niedrigsten Kosten bei der Energieproduktion.

00:07:25: Und das müssen wir eben in den anderen Bereichen auch noch hinbekommen. Wie ist das jetzt? Jetzt habt ihr eben erweitert um Firmen und Unternehmenskunden.

00:07:33: Wie läuft das denn ab? Also wie kann ich denn als Unternehmen eben auch kompensieren mit einem wirklich nachhaltigen Effekt? Und wie würde das in eurem Kontext mit euch in der Zusammenarbeit aussehen?

00:07:43: Ja, also die Kompensation an sich erfolgt genau wie bei Privatkunden. Was wir nicht machen, ist die Berechnung. Also die Unternehmen müssen eben ihren CO2-Fußabdruck selber berechnen.

00:07:54: Dafür sind wir noch zu klein, um das anzubieten. Bei uns ist es dann so, dass sie eben diese Tonnen, die da rausgekommen sind aus der Berechnung,

00:08:01: also wenn man es nach Greenhouse Gas Protocol berechnet, Scope 1, 2, 3, dann kriegt man eben eine Tonnenanzahl. Und dass sie diese Tonnen, die sie eben nicht

00:08:10: reduzieren können. Also CO2-Reduktion sollte natürlich immer als erstes auch noch mit angeschaut werden, dass sie die dann eben bei uns kompensieren können. Das geben sie einfach ein auf der Unternehmenskompensationsseite.

00:08:21: Die Tonnenanzahl, das ist dann kein Abo-Modell, sondern ist wirklich dann einfach eine Einzelkompensation. Und dann können sie wählen, ob sie komplett über den Emissionshandel kompensieren. Das ist auch das, was ich empfehle.

00:08:34: weil das eben ein gesichertes System ist. Das wird von TÜV überprüft, das ist sehr stark reguliert, diese Emissionsrechte werden wirklich nur vom Staat ausgegeben.

00:08:42: Die kann niemand anders erzeugen, also die Menge ist wirklich vom Staat beschränkt. Und deswegen empfehle ich darüber zu gehen, aber da ist der Preis halt sehr hoch.

00:08:51: Das ist immer noch abschreckend für viele Unternehmen, weil der Preis da halt jetzt... Wie ich ja schon meinte, im Handel liegt das schon bei 100 Euro pro Tonne und dann kommt

00:08:59: noch Mehrwertsteuer drauf und dann kommen noch Nebenkosten drauf, also so ungefähr 120 Euro pro Tonne. Das ist halt natürlich erstmal, ja da müssen manche Unternehmen erstmal schlucken, die

00:09:08: halt gewohnt sind, dass man irgendwie für 10 bis 20 Euro pro Tonne kompensieren kann. Aber dafür ist es halt wirklich wirksam. Was man auch wählen kann, ist, dass man eben über neue Mischwälder in Deutschland kompensiert.

00:09:19: Das ist das andere, was wir anbieten. Aber da wäre ich auf Unternehmenseite eben ein bisschen vorsichtiger, weil da gibt es leider noch keine externe Zertifizierung. Da arbeite ich auch mit dran. Ich bin im technischen Komitee von der Ecosystem Value Association, die jetzt eine Zertifikat für deutschen Wald entwickeln.

00:09:36: Aber es gibt eben momentan noch keine externe Zertifizierung für Neuaufrostung in Deutschland. Und da macht man sich eben als Unternehmen angreifbarer, wenn man das nutzt.

00:09:45: Also beim Emissionshandel macht man sich einfach weniger angreifbar. Genau, aber das kann dann eben das Unternehmen für sich wählen, ob sie eben nur Emissionszahnen machen oder nur Bäume oder beides.

00:09:56: Und dann wird es kompensiert und dann kriegen sie eben Urkundezertifikat und auch eine Batch, dass sie eben sagen können, dass sie mit uns kompensiert haben.

00:10:03: Wir sagen auch nur, dass sie mit uns kompensiert haben und nicht irgendwie, dass sie klimaneutral sind oder sowas, weil das können wir ja auch überhaupt nicht nachweisen.

00:10:10: Erstmal müssten wir dann die ganzen Berechnungen prüfen und die Prozesse auch wirklich. Und dann ist es natürlich auch verwirrend, weil der Kunde eben nicht weiß,

00:10:19: Haben die schon ihren CO2-Ausstoß so weit reduziert, dass sie halt kein CO2 mehr ausstoßen, sind deswegen klimaneutral oder haben sie das CO2 ausgeglichen?

00:10:27: Und deswegen empfehlen wir da eben ganz transparent zu sagen, dass sie eben kompensiert haben. Dann ist klar, was gemacht wurde. Ja, das schlägt ja auch auf einen in die Kerbe, die ja allgemein so ein bisschen diese Verwirrung

00:10:38: durch klimaneutral, klimapositiv, Kompensation, also wird ja auch durch einander geworfen. Und das finde ich auch total gut. gut eigentlich dann, wenn ihr auch Haltung zeigt in dem Sinne, dass man einfach über

00:10:50: die Fakten spricht, nämlich die Anzahl an Tonnen wurde kompensiert, Punkt. Weil also Klimaneutralität ist ja, das gibt's ja nicht.

00:10:59: Ja genau, also Unternehmen kann man eigentlich noch nicht klimaneutral sein, wenn man in Deutschland operiert. Und man muss sich eben stark abgrenzen von den ganzen Greenwashing-Sachen,

00:11:09: die jetzt, gerade ist ja wieder so eine McDonalds-Kampagne, ich weiß nicht, ob ihr die auch schon gesehen habt. So heute Morgen hier. Da möchte man nicht drin sein in diesen Greenwashing-Topf.

00:11:20: Wenn man jetzt dieses Kompensationsthema, okay, das ist ja erstmal wichtig, na klar, ist natürlich eben auch wichtig, dass man den Scope

00:11:28: oder die Scopes halt eben auch entsprechend anschaut, ne? Also eins, zwei und drei, wo drei ist natürlich hart.

00:11:34: Oder teilweise ärter, ich meine, für uns als Dienstleister ist es jetzt halt nicht so ein besonderes Problem,

00:11:40: aber natürlich als produzierendes Unternehmen. hat man da halt gegebenenfalls natürlich nochmal einen ganz anderen Faktor,

00:11:47: halt auf dem Scope 3 Image. Genau, man muss an die Daten kommen, da ist man ja auf die anderen angewiesen. Ja, und gleichzeitig ist es ja teilweise auch wirklich hoch,

00:11:58: also im Verhältnis Scope 1 und 2. Das ist ja teilweise eine andere Dimension. Aber wenn man das denn getan hat, also was würdest du den Unternehmen denn empfehlen, was sie dann zusätzlich noch

00:12:12: Ja, was ich ganz schön finde, ich habe neulich eine Studie gelesen und die zeigt eben, dass Unternehmen die schon kompensieren, dass die auch stärker reduzieren wirklich. Und das ist eigentlich auch nur logisch, weil wenn man als Unternehmen eben schon über die Kompensationen einen CO2-Preis mit drin hat in den Bilanzen, dann schaut man natürlich, okay, wie kann ich jetzt sparen, dass ich weniger kompensieren muss nächstes Jahr, wo kann ich CO2 einsparen?

00:12:34: Und das ist nochmal ein ganz wichtiger Impuls, dass man einfach als Unternehmen dann quasi einen CO2-Preis schon mit verankert hat. was ja jetzt in vielen Unternehmen einfach noch gar nicht in der Bilanz drin ist,

00:12:45: diese CO2-Kosten, die das Unternehmen eben verursacht. Und das ist, glaube ich, was, was diese Hürde dann überwindet,

00:12:54: weil ich spreche auch viel mit Unternehmen und was ich so mitbekomme, ist, dass oft, dann könnte man was ändern. Es wäre sogar teilweise auch eine Win-win-Situation, dass man sogar

00:13:03: Geld sparen würde, weil man irgendwie Energie spart. Stößt man weniger CO2 aus und spart auch noch Geld, weil man den Energieverbrauch senkt.

00:13:10: Aber es gibt keine wirkliche Motivation, das zu tun. Weil ich als Mitarbeiter ist halt nicht meine Aufgabe direkt.

00:13:20: Ich müsste mich dafür einsetzen, dass dieses Projekt wirklich durchgeht. Ich gehe ein großes Risiko ein, weil das kann eben auch scheitern.

00:13:27: Und wenn ich es durchbekomme, dann kriege ich vielleicht noch nicht mal Lob, weil irgendwie wen interessiert so ein bisschen. Und das ist, glaube ich, diese Hürde, die dann leichter zu nehmen ist,

00:13:37: wenn man halt einen CO2-Preis hat. der halt schon gezahlt werden muss und man wirklich sagen kann, ok guck mal dieses Jahr haben wir nur noch so wenig ausgestoßen, müssen jetzt nur noch so viel kompensieren

00:13:45: und sparen dadurch halt so viel im Vergleich zum letzten Jahr. Da hatten wir eine ganz tolle Folge mal zu mit Susann Schubert von UVEX, die das halt

00:13:54: da tatsächlich relativ, ja ich sag mal relativ straightforward einfach geschafft hat, da komplett in die Logik, also in diese BWLer Logik einzuführen.

00:14:08: Und seitdem hat sie da einfach einen ganz anderen Vortrieb. Also weil du natürlich eine ganz andere Argumentation hast und eben auch gerade eben auch

00:14:17: Geschäftsführung zum Vorstandsebene, wo es natürlich eben klassisch um Zahlen, Daten, Fakten geht und eben auch um die klassischen Unternehmensteuerungsmechanismen.

00:14:26: Du bist so plötzlich Teil dieser Logik. Und darüber hast du natürlich auch einfach eine andere Legitimation und eben auch eine andere, ja, also wirst du anders wahrgenommen. Und du kannst es darüber natürlich auch wunderbar kostenseitig in die Zukunft projizieren.

00:14:48: Also du kannst natürlich auch durchaus darüber halt irgendwie sagen und dann darüber anders die Investition rechtfertigen. Ich glaube, das ist ein Riesenhebel. Wie gehst du denn mit den gängigen Ausreden in deinem Umfeld um?

00:14:59: Ja, ich meine, es ist ja sozusagen immer, ja, wollte ich eigentlich, hab ich irgendwie noch nicht so richtig geschafft oder...

00:15:07: Also hältst du das aus oder platzt dir da auch mal der Kragen und du sagst, ey, komm jetzt, soll ich dir die Hand führen oder machst du das jetzt selber?

00:15:16: Ich hab da total viel Verständnis für, weil ich hab die ja selber auch. Man hat ja selber auch immer noch Punkte, die man noch besser machen könnte

00:15:25: und die man irgendwie aber trotzdem noch nicht macht. Wir sind ja vom Gehirn her so gepolt, dass wir auch Energie sparen wollen und deswegen

00:15:33: total gerne Gewohnheiten haben, weil das einfach energiesparend ist für unser Gehirn, wenn wir halt die ausgetretenen Pfade immer wieder laufen.

00:15:42: Und deswegen ist Veränderung halt auch so schwer und dann versucht man sich immer, Sachen zu überlegen, warum man sich jetzt nicht verändern muss, weil Veränderung ja

00:15:50: erstmal anstrengend ist. Deswegen habe ich da ein großes Verständnis für und versuche eher mit positiven Inspirationen zu arbeiten. Also mit Sachen, die einem einfach Lust auf die Veränderung machen.

00:16:02: Und vor allem auch Sachen, die noch andere positive Effekte haben. Das finde ich ja gerade das Schöne beim Klimaschutz, dass das, was gut fürs Klima ist, meistens auch gut für uns selber ist.

00:16:13: Weniger Fleisch essen ist auch besser für unsere Gesundheit. mehr bewegen, mehr Fahrradfahren, mehr zum Fuß gehen.

00:16:19: Sonst ist es auch besser für unsere Gesundheit, als wenn wir halt die ganze Zeit mit dem Auto rumfahren. Dass man versucht, möglichst viele von diesen Sachen noch mit reinzunehmen.

00:16:27: Und natürlich auch, wenn man selber halt schon kompensiert hat, hat man das gleiche wie bei den Unternehmen.

00:16:31: Dann weiß ich auch, okay, jetzt muss ich hier so viel zahlen für meinen CO2-Wohlsabdruck. Schau ich mal, wie ich den noch reduzieren kann, dass ich nicht ganz so viel dafür zahlen muss.

00:16:40: Das kriegt man dann auch in die Psychologie mit rein. Und damit kann man sich dann selbst so ein bisschen überlisten.

00:16:44: Das finde ich immer ganz gut, ja. Siehst du das auch ein bisschen als Hebel, was sie ja doch einfach wahrnehmen aktuell und was da schon so ist? Wir haben die Fridays for Future, wir haben die Klimakleber, wir haben viele AktivistInnen, die Politik

00:16:58: und dann die, ich sag mal, ich fahre nach Hause nach Ulm mit meinen Onkels am Tisch. Das ist auch manchmal ganz interessant sozusagen.

00:17:06: Und es ist eine gefühlte Spaltung. Nimmst du das auch so wahr? sind das für dich eben auch ein Hebel, da auch wieder mehr zusammenzuwachsen?

00:17:15: Oder wie ordnest du an sich, müssen auch diese gesellschaftliche Veränderung ein? Ja, auf jeden Fall. Also ich finde, die Spaltung nämlich auch sehr stark war.

00:17:23: Und das finde ich total schade, auch gerade in der Politik, weil ja alle das 1,5 Grad Ziel haben. Und das dann trotzdem so stark irgendwie gespalten wird und über die anderen gelästert wird.

00:17:38: auch teils wirklich falsche Sachen einfach gesagt werden. Und als Mensch macht man das ja auch irgendwie,

00:17:44: hab ich so das Gefühl sehr gerne, dass man einfach so auf die anderen schiebt, wenn man selber nicht handeln muss. Dann kann man erst mal sagen, ja, der soll erst mal machen

00:17:52: oder die soll erst mal machen. Aber da will ich total drauf achten, dass wir eben nicht noch zusätzlich spalten. Also bei Fortumor sind wir auch so, dass wir wirklich einen Weg verfolgen,

00:18:02: dass sich alle willkommen fühlen. Also ich find's auch total schön. Wir hatten mal neulich einen Spender gesagt,

00:18:08: Er fühlt sich auch bei uns willkommen, obwohl er FDP wählt. Das fand ich total schön. Dass wir nicht nur eine spezielle Gruppe haben,

00:18:17: weil das ist ein Problem, was wir als gesamte Gesellschaft lösen müssen. Das können wir nicht in einer kleinen Gruppe lösen.

00:18:24: Wir müssen schauen, dass wir alle mitnehmen und uns die Ängste von den Leuten anhören.

00:18:29: Für manche Sachen gibt es keine Lösung. Das muss man auch offen sagen. So was wie Fliegen zum Beispiel, da gibt es keine Lösung für.

00:18:37: Da haben wir noch nicht die Technologie, dass wir das wirklich klimaneutral machen können. Das ist nicht so wie beim Stahl, den wir halt umstellen können und der schon grün produziert

00:18:46: werden kann, wenn der Preis halt das Incentive setzt, aber beim Fliegen zum Beispiel nicht. Und das sind halt so, da gibt es ein paar harte Wahrheiten, mit denen man sich einfach

00:18:54: auseinandersetzen muss und die eben auch Angst machen dann natürlich. Und da ist es halt ganz wichtig, dass man dann die Leute mitnimmt und auch ernst nimmt

00:19:01: mit ihren Ängsten.

00:19:06: bei uns Hamburger Elbvertiefung, das ist von der Zeit. Und die hatten dann gesagt, na ja, okay, das mit dem Fliegen ist ja,

00:19:12: wenn man in Europa fliegt, ist nicht so schlimm, weil das hier, die haben andersherum da ein Argument aufgenommen,

00:19:19: die gesagt haben, okay, das geht ja dann vom CO2-Patchet runter. Und da habe ich echt so drüber nachgedacht und dachte,

00:19:25: boah, was ist denn das für eine Message? Also ich meine, natürlich geht es vom Budget runter, aber bei ein paar anderen Themen macht aber trotzdem keinen Sinn, das zu verpulvern.

00:19:35: Also das ist ja so, ich habe irgendwie Geld im Portemonnaie und sage, ich haue das jetzt einfach raus auch für Sachen, die ich nicht brauche und am Ende kann ich dann kein Brot

00:19:45: mehr kaufen. Das fühlte sich so falsch an. Da dachte ich irgendwie auch, boah. Ja, das fällt für mich auch unter die Kategorie aus, dass man sich einfach macht damit.

00:19:58: Also das ist ja so wie... Also das höre ich halt auch immer wieder, dass wenn die Leute kompensieren, dann stellen die sich ja nicht um und das stimmt halt einfach nicht.

00:20:07: Die Menschen, die bei uns kompensieren, die machen total viel, um ihren Lebensstil auch zu verändern. Und es darf natürlich auch wirklich nicht so sein, dass man halt einfach sagt, okay,

00:20:15: ich kompensiere jetzt und dann muss ich nichts verändern. Also das ist halt der falsche Weg. Natürlich, wir müssen unseren Lebensstil...

00:20:21: Lebensweise verändern. Genau. Nies hat es ja angekündigt bei deiner Vorstellung, bist jetzt auch unter die Investorinnen gegangen. Da hat man ja auch einen Hebel.

00:20:30: Kannst du uns da ein bisschen erzählen, wie kam es überhaupt zu der Entscheidung und wen, was, welche Modelle unterstützt du denn auch? Ja, das war, also ich habe ja ein bisschen was

00:20:41: geerbt, damit konnte ich auch dann eben Fort Moor gründen und das war so ganz witzig, weil der... Bankberater, als dann alles durch war mit Erbschaftssteuer und so, wie viel ich da zahlen muss,

00:20:51: da war halt einfach noch ein bisschen cashfrei verfügbar und der meinte, jetzt kann ich mir dann ein schönes Auto davon kaufen, weil der wusste eben, dass ich noch kein Auto habe.

00:20:59: Aber das war halt überhaupt nicht das, was ich machen wollte. Ich wollte halt lieber das Geld, was sinnvoll ist, mit dem Geld machen und ein Auto kaufen

00:21:06: war für mich irgendwie nicht sinnvoll. Und das Geld hatte ich dann genommen, eben um ForTomorrow zu gründen, also um auch die ersten Emissionsrechte zu kaufen, die wir dann stillgelegt haben für die Spenden,

00:21:14: die reingekommen sind. Und es ist aber so, dass eben noch mehr Geld aus dem Erbe kommt nach und nach. Und jetzt haben wir bei Forte-Maurier auch ein Team, was eben mir auch viel abnimmt.

00:21:25: Am Anfang habe ich ja alles alleine gemacht. Da hatte ich überhaupt keine Zeit, noch in andere Bereiche reinzuschauen.

00:21:29: Und jetzt habe ich dadurch eben auch ein bisschen mehr Zeit. Und ich glaube, wir brauchen den Non-Profit-Bereich, also wir brauchen diesen gemeinnützigen Bereich,

00:21:37: um einfach Transformationen voranzutreiben, wie jetzt eben die von der europäischen Wirtschaft, dass wir die einfach beschleunigen, indem wir diese Emissionsrechte wegkaufen.

00:21:45: Aber ich glaube auch, dass wir wirklich den for-profit Bereich brauchen. Also die Start-ups, die dann eben die neuen Lösungen reinbringen, die eben dann profitabler

00:21:54: sind als die alten Lösungen, weil die eben zum Beispiel keinen CO2 ausstoßen und dann nicht diese Emissionsrechte kaufen müssen.

00:22:00: Und das ist was, das wollte ich halt super gern fördern, einfach mit dem Geld, was ich jetzt noch so zur Verfügung habe und was ich halt auch...

00:22:08: Ich brauche es halt einfach nicht zum Leben und ich finde es auch die beste Altersvorsorge, wenn man in den Klimaschutz investiert. Ja, genau, und das starte ich jetzt.

00:22:17: Da habe ich gestern eben mein erstes Angel Investment unterschrieben, auch im Klimaschutzbereich natürlich. Ich darf ja nicht viel mehr dazu sagen, hoffentlich dann in den nächsten Wochen.

00:22:26: Und einfach, um auf der Ebene auch noch meine Mittel zu nutzen, um da so viel wie möglich Beschleunigung reinzubringen, weil uns läuft halt immer noch die Zeit davon.

00:22:36: Das ist... jetzt eher noch stärker als damals vor zwei Jahren, haben wir glaube ich das erste Mal gesprochen.

00:22:42: Das ist ja total auch interessant. Und hast du das erst mal so für dich angelegt oder hast du da auch die Idee, das auch weiter zu machen?

00:22:49: Oder wartest du erst mal ab? Nö, das ist erst mal jetzt wirklich nur für mich einfach. Also mit meinem... Geld und so, weil das ja auch, das ist ja alles so hochrisiko.

00:22:59: Also ich fände es total komisch, da irgendwie Geld von anderen zu nehmen und das dann anzulegen in so hochrisiko Sachen und so.

00:23:04: Da will ich erstmal ein bisschen Erfahrung sammeln. Ja, aber mal sehen, wo es dann hingeht. Total interessant.

00:23:13: Wenn wir nochmal den Bogen schleifen, was ich mir noch ganz interessant finde, ist das Thema, ob sich jetzt mehr Unternehmen bei euch melden.

00:23:22: Es hat so durchsickert, dass die EU-Richtlinie und so, dass das ja ernst gemeint ist. Jetzt müssen CSRD, et cetera.

00:23:31: Dass man ja erst mal sehr transparent werden muss in Zukunft. Hast du da gemerkt, dass nach so Ankündigungen,

00:23:37: wo auch wirklich rechtlich oder politisch ein bisschen enger gezogen wird, dass dann auch mehr Unternehmen auf dich zukommen?

00:23:44: Ist das auch Thema in euren Gesprächen oder ist das losgelöst? Nicht so stark. Also, was eher... Was wir wirklich gemerkt haben, wo dann viele Unternehmen auf uns zugekommen sind,

00:23:53: das war dieser Verra-Skandal, wo halt einfach gezeigt wurde, dass diese Klimaschutzprojekte im globalen Süden teilweise überhaupt nicht den Impact haben, den sie eigentlich haben sollten.

00:24:05: Und da muss man leider auch sagen, ich habe ja früher auch in dem Bereich gearbeitet, wirklich 90 Prozent dieser Projekte haben einfach nicht den Impact, den sie haben sollten.

00:24:13: Also da ist einfach ganz viel Quatsch dabei, wie jetzt irgendwie chinesische Wasserkraftwerke, die so oder so laufen oder halt nicht nur chinesisch, ich sage immer chinesisch, aber das ist

00:24:25: natürlich auch in anderen Ländern diese Großwasserkraftwerke, die halt so oder so laufen und wo dann eben einfach noch CO2-Zertifikate ausgegeben werden, obwohl da die Zusätzlichkeit total fehlt.

00:24:37: Das bringt ein Unternehmen eher dazu, weil eben auch die Kunden natürlich kritischer werden, also die wollen auch genau wissen, wo ist denn das Geld da gelandet, was ihr da für den Klimaschutz investiert habt, was habt ihr denn damit gemacht.

00:24:49: Und da sind dann wirklich mehr Unternehmen auf uns zugekommen. Und das Gute ist eben bei diesem verpflichtenden Markt.

00:24:54: Das ist wirklich ein realer Markt. Da wird CO2 so gehandelt wie eine Ware. Also so wie Weizen oder Silber oder Gold oder irgendeine andere Ware, die man hat.

00:25:07: So wird CO2 da eben auch gehandelt und hat halt einfach einen Preis. Und das ist eben ganz anders als dieser freiwillige Markt.

00:25:14: Es ist viel verlässlicher. Und wie gesagt, der Preis ist halt nur leider sehr viel höher, aber da rate ich auch, den Unternehmen macht lieber ein bisschen was und dafür qualitiert halt die hochwertig,

00:25:25: anstatt eben zu einem günstigen Preis Sachen, die dann gar keinen Impact haben. Ja, ich finde das tragisch, also weil ich unterstelle immer eigentlich jedem und jeder,

00:25:36: der die Entscheidungen trifft, dass man wirklich was Gutes damit erreichen will. Man gibt dann eben dennoch Geld in solche Projekte und will wirksam ja auch sein mit diesem Geld.

00:25:46: Und dann eben dieses Feedback zu bekommen oder dass dann jetzt diese Skandale aufgedeckt werden, was ja total gut ist, dass man da reingeschaut wird.

00:25:53: Aber ich finde, also ich finde das wirklich total erschreckend und mir tut das richtig leid. Auch für dann EntscheiderInnen, die da wirklich dachten, sie tun hier was Gutes.

00:26:03: Also das schockt ja noch mal auf einer ganz anderen Ebene. Ja, ich würde den Unternehmen auch nicht so einen großen Vorwurf machen, weil der Markt

00:26:09: ist einfach so komplex da durchzublicken. Also da liegt der Vorwurf wirklich bei Vera. Da hätte Vera einfach genauer prüfen müssen.

00:26:16: Und die hatten ja jetzt auch einen CEO-Wechsel, also da wird sich hoffentlich auch was verändern dadurch jetzt. Weil wir müssen einfach genauer hinschauen.

00:26:24: Wir haben ja zu wenig Zeit für die unwirksamen Sachen. Wie schätzt du denn an sich überhaupt die Zukunft dieses regulierten Emissionshandels ein?

00:26:36: Also das wird ja auch immer wieder mal kritisch beleuchtet. Gibt es da eigentlich, also ich weiß das ehrlich gesagt gar nicht, das ist eine relativ naive Frage,

00:26:43: gibt es da immer wieder Diskussionen auch noch auf globalpolitischer Ebene über das System und Werkzeug an sich oder ist das erstmal gesetzt?

00:26:51: Es gibt immer wieder Diskussionen und es ist auch so, dass immer neue Emissionshandelssysteme entstehen in allen möglichen Ländern. Also China hat jetzt zum Beispiel auch ein Emissionshandelssystem.

00:27:00: Und das sind die gleichen Prinzipien. Also es ist so, dass die Menge begrenzt wird und die Menge wird von den Regierungen festgelegt und ausgegeben. Und das ist auch genau das, was wir machen müssen, weil wir müssen eben die Menge, die noch an CO2 in die Luft geht.

00:27:15: Und ich sage immer CO2, aber es sind natürlich CO2-Äquivalente, also die anderen Treibhausgase sind da auch mit drin. Die müssen wir begrenzen und eben schauen, dass nur noch dieses Restbudget, was wir jetzt noch haben, bis zu 1,5 Grad, dass wir das nicht überschreiten.

00:27:28: Und das macht dieses System, das begrenzt die Menge und jeder, der dann ausstoßen möchte, muss sich eben das Recht kaufen, von dieser Menge dann einen Teil aufzubrauchen. Und da entstehen jetzt immer mehr Systeme weltweit.

00:27:42: Und es gibt auch immer mehr Schnittstellen. Also die EU macht zum Beispiel jetzt diesen Carbon Border Adjustment Mechanismus für Sachen,

00:27:48: die importiert werden in die EU. Zum Beispiel, wenn der Stahl in Indien produziert wurde, wenn der dann in die EU importiert wird, dann muss der auch diesen Emissionsrechtepreis drauf zahlen.

00:27:58: Und das ist eben total sinnvoll. Der muss aber nicht gezahlt werden, wenn es in Indien schon Emissionshandelssystemen gibt, wo der Preis eben schon gezahlt wurde. Also das kann man sich dann wieder anrechnen lassen.

00:28:09: Also da macht die EU auch nochmal Motivation für die anderen Ländern, halt auch solche Systeme aufzusetzen. Oder Schifffahrt kommt zum Beispiel jetzt hinzu

00:28:16: und da muss auch für die gesamte Strecke Emissionsrechte müssen da gekauft werden. Also egal, wo das gestartet ist, das Schiff, oder wo es dann später hinfährt,

00:28:25: wenn es in der EU startet, es muss für die ganze Strecke eben das Recht gekauft werden, CO2 auszustoßen. Jetzt noch mal einen Sprung. CO2 ist jetzt irgendwie vorrangig und drängend.

00:28:38: Gerade wegen Herderwärmung und so weiter und so fort ist, wenn man sich die planetaren Grenzen anschaut, ist das sicherlich eins der Themen, die vorrangig sind.

00:28:50: Es gibt aber auch noch weitere Themen, von Wasser, Waste und Co.

00:29:01: das ganze Biodiversitätsthema. Glaubst du denn, dass wir das in der Perspektive auch mit ähnlichen Mitteln in den Griff kriegen können? Also dass wir auch diese Themen auch quasi so einer Logik

00:29:14: unterwerfen, wie wir das bei dem CO2 jetzt tun? Ich glaube, bei Biodiversität wird es sehr schwierig, weil das einfach sehr komplex ist. Da hatte ich mich auch schon mal drüber unterhalten.

00:29:24: Ist jetzt irgendwie das Kreuzchen... weniger wert als so eine Schleiereule. Also wie bewertet man das? Und das ist mehr immer besser.

00:29:32: Also bei Biodiversität ist es ja zum Beispiel so, dass eine Wiese halt viel biodiverser sein kann als ein Wald, der da natürlich entstehen würde.

00:29:42: Der Wald ist aber wieder gut, weil er eben CO2 speichert. Und da ist dann so ein bisschen die Frage, wie bewertet man was?

00:29:49: Also was ist eigentlich das Ziel bei Biodiversität? Was wollen wir erreichen? Das wird noch mal sehr viel schwieriger als bei CO2.

00:29:58: Dann das andere Thema, das Wasserthema, das ist glaube ich ein Thema, was sehr drängend wird. Das können wir aber wirklich auch darüber lösen, dass wir eben unseren Energiesektor transformieren,

00:30:08: weil fast 50 Prozent des Wasserverbrauchs in Deutschland geht auf die Energieversorgung zurück. Also das geht halt in die Kuhltürme für die Kohlekraftwerke, für die Gaskraftwerke.

00:30:19: Man sieht ja immer diese riesigen Wolken, die dann da rauskommen. Die regnen halt leider nicht über dem Land ab, sondern meistens regnen die über dem Meer ab.

00:30:26: Und damit ist das Wasser für das Land verloren. Und das schaffen wir natürlich auch, indem wir da einfach auf Erneuerbare umstellen,

00:30:32: weil die brauchen halt kein Wasser für die Kühlung. Also da haben wir so eine Win-win-Situation.

00:30:37: Weil Deutschland wird natürlich trockener. Das merken wir jetzt auch schon durch die klimatischen Verhältnisse. Deswegen müssen wir auch die Wälder umbauen.

00:30:45: Wir pflanzen ja auch nur Mischwälder, weil die eben das Wasser länger halten. Wir müssen schauen, dass die Bodenbearbeitung anders wird,

00:30:52: damit der Boden eben das Wasser auch länger speichert. Das wird wirklich ein ganz, ganz wichtiges Thema.

00:30:57: Aber da haben wir eben einen riesen Hebel, wenn wir über die Energieversorgung nicht mehr so viel Wasser verbrauchen. Ich glaube, wir könnten noch drei Stunden weiter reden.

00:31:05: Vielleicht machst du ja auch irgendwann noch das Trippel voll mit uns. Da würden wir uns auf jeden Fall darüber freuen.

00:31:13: Erstmal vielen lieben Dank für deine Zeit erneut, Ruth. Wie immer, das hat sich auch als gutes Format herausgestellt,

00:31:22: bitten wir unseren Gast am Ende noch, einen Appell loszuwerden. Das heißt, alles, was du jetzt noch sagen wolltest,

00:31:27: was du noch nicht erwähnen konntest oder unterstreichen willst, go for it. Ja, vielen lieben Dank erst mal an euch.

00:31:34: Echt toll, dass ihr das gestartet habt und dass ihr so lange das jetzt schon macht. Das ist so eine Fundgrube an Wissen. Mein Appell ist wirklich, an die Unternehmen setzten CO2-Preis,

00:31:43: weil das wird so oder so kommen in Zukunft. Und dann... Schaut auf die wirksame Kompensation, setzt die als erstes um.

00:31:50: Und ganz, ganz wichtig, das hatte ich jetzt noch nicht genannt, Netzwerke. Also Netzwerke, die bringen einfach unglaublich viel.

00:31:57: Ich finde den Bund für nachhaltiges Wirtschaften ganz, ganz toll, weil da wird offen ausgetauscht über Fehler, über Sachen, die gut gelaufen sind und so.

00:32:06: Das hilft halt, diese Hürden abzubauen bei der Transformation und gibt immer total viel Inspiration. bei den Treffen, was andere schon erfolgreich umgesetzt haben, was wirklich funktioniert haben.

00:32:17: Und das würde ich jedem Unternehmen empfehlen, sich dann diesen Netzwerken anzuschließen, weil wir schaffen die Transformation einfach nicht alleine.

00:32:25: Wir brauchen diese Unterstützung, dass wir einander unterstützen. Vielen Dank!

00:32:35: Ja, Meike, wir hatten Ruth zu Gast. Was nimmst du denn mit? Ja, erst mal freue ich mich, dass sie nochmal gekommen ist

00:32:44: in unserem Podcast und eben, dass sie ihr Modell erweitert haben und jetzt eben auch Unternehmenskunden hiermit aufgenommen haben,

00:32:53: weil ja, wir hatten ja eben damals schon gesagt, die Nachfrage ist sicherlich da und ist ja auch nochmal spannend.

00:32:58: Und es freut mich total, dass sie da jetzt tatsächlich auch wächst und größer wird und es anbietet. Und ja, ich glaube, vermutlich war das auch schon mein Feedback bei der ersten Folge mit ihr.

00:33:10: Aber wenn schon, eben dann in diese Kompensation, dass es dann eben sinnvoll ist, in dieses bestehende System eben zu gehen, das kontrolliert ist. Und ich finde einfach alles in allem so beeindruckend, mit ihr zu sprechen, wie viel Wissen sie hat.

00:33:24: Und irgendwie vor allem diesen positiven Drive, das ist mir heute noch mal aufgefallen. Wir verfallen ihr auch gerne mal. In welch Schmerz und das ist ja alles so schlimm und wie kommen wir da eigentlich raus?

00:33:36: Und sie hat sich, glaube ich, richtig vorgenommen, immer die positiven Dinge rauszustellen. Das finde ich sehr schön, wenn man immer so, man geht mit graderem Rücken aus dem Gespräch mit ihr raus.

00:33:46: Was ist bei dir denn? Ja, finde ich auch. Und gleichzeitig finde ich noch, dass sie das wahnsinnig gut erklären kann. Also diese. Zertifikatshandelgeschichte und was da kommt und wie das halt irgendwie grundsätzlich funktioniert und auch wie das gedacht ist und

00:34:03: was auch in anderen Ländern passiert. Ist sie nicht nur einfach Expertin und sie ist ja eben auch Physikerin, sondern sie ist eben auch einfach in der Lage,

00:34:15: das wirklich zu erklären, so dass man es halt nur wieder rafft. Und das finde ich wirklich eine Gabe. Weil das ist viel zu selten. Das finde ich total gut.

00:34:28: Und gleichzeitig ist sie eben dadurch, dass sie auch nicht in dieses Vorwurfsthema reingeht, ja auch total ankopplungsfähig. Und ich glaube, das braucht es halt dann einfach eben, dass wir eben, um aus dieser Wappel rauszukommen, in der wir sind,

00:34:43: oder in der wir ja häufig drin sind, weil wir eben alle brauchen, hat sie da halt dann eigentlich einen guten Weg gefunden. das eben auch vielen Menschen zugänglich zu machen.

00:34:56: Das finde ich wirklich ein Verdienst. Absolut. Nies, es hat ja heute Freude gemacht. Die Folge machen besonders viel Spaß, finde ich rund um die 100.

00:35:05: Und wir hören uns bald wieder. Ich freue mich drauf.